Medebach/Meschede/Hallenberg/Winterberg. Förderprogramm des Bundes könnte Naturschutz in der Medebacher Bucht vorantreiben. Kreis und Kommunen diskutieren Antragstellung.

Seit Jahren bemüht man sich in der Medebacher Bucht um den Naturschutz. Heckenpflege, blühende Wegsäume, Vogelschutz. Immer wieder stoßen Pläne aber an, vor allem finanzielle, Grenzen.

Mehr Spielräume könnte das Bundes-Förderprogramm Chance Natur eröffnen. Bei einem dadurch geförderten Naturschutzgroßprojekt ginge es um Naturschutz als Ganzes. Daher baut das Projekt zwar auf bisherigen Schritten wie dem Vogelschutzmaßnahmenplan auf, geht aber darüber hinaus.

Der Projektraum wäre auch nicht unbedingt identisch mit dem Vogelschutzgebiet Medebacher Bucht, auch wenn er überwiegend in der Bucht liegen würde. Eine Idee ist beispielsweise, auch Flächen auf Winterberger Gebiet einzubeziehen, um auch Arten der Bergregionen Lebensräume zu erhalten oder zu erschließen.

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Die drei Südkreis-Kommunen können selbst entscheiden, ob sie dabei mitmachen. Den ersten politischen Aufschlag hat aber nächsten Donnerstag (11.2.) der Kreis-Umweltausschuss. Denn sollte die Förderung beantragt werden und das Projekt zustande kommen, wäre der HSK der Träger.

Extensivere Bewirtschaftung

Welche Details genau das Großprojekt ausmachen würden, darüber hüllt sich der Kreis noch in Schweigen – die Projektskizze wird gerade von der Biologischen Station ausgearbeitet. Drinstehen sollen aber unter anderem Ideen zum Umgang mit Alt- und Totholz, die Umwandlung von Wald in extensiv genutzte Weiden, Weidewirtschaft mit Ziegen, naturschutzgerechte Waldnutzung und ein Bürger-Ackerprojekt.

Förderprogramm Chance Natur

Das Bundes-Förderprogramm Chance Natur gibt es seit 1979. Es soll dazu beitragen, Naturräume langfristig zu erhalten, die als Lebensräume national bedeutend und besonders charakteristisch sind.

Insgesamt gibt es in Deutschland bisher 83 solcher Naturschutzgroßprojekte mit einer Gesamtfläche von über 3700 Quadratkilometern. Durchschnittlich sind die Fördergebiete 5000 Hektar groß.

Das gesamte Großprojekt würde geschätzt 10 bis 12 Mio. Euro kosten. Davon trüge der Bund über das Förderprogramm 75 Prozent. Die restlichen 25 Prozent würden sich das Bundesland und der Projektträger, also der Hochsauerlandkreis, teilen.

Laut Kreis liegt bereits das Okay des NRW-Umweltministeriums vor, sogar 15 Prozent der Kosten zu übernehmen. Damit würden nur 10 Prozent Eigenanteil für den Kreis verbleiben, die dieser sich wiederum gern zur Hälfte mit den beteiligten Kommunen – im Maximalfall Medebach, Hallenberg und Winterberg – teilen möchte. Allerdings müssen auch alle Städte das Thema noch durch ihre Gremien bringen.

„Vorbehaltlich der politischen Entscheidungen und der Tatsache, dass ich nur für Medebach sprechen kann… Wenn es so käme, dass sich beispielsweise Medebach, Hallenberg und Winterberg einen Fünf-Prozent-Eigenanteil teilen könnten… Wenn es uns das für ein solches Projekt nicht wert wäre, wäre doch das Bekenntnis zu Umwelt- und Naturschutz unehrlich“, meint Bürgermeister Thomas Grosche.

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Ein Punkt ist ihm besonders wichtig: „Es geht bei diesem Projekt nicht um die Ausweisung neuer Schutzgebiete, die möglicherweise eine Kommune in ihrer Entwicklung einschränken könnten. Uns würde nichts übergestülpt“, sagt Grosche mit Seitenblick auf die laufende Diskussion in Brilon und Marsberg. „Sondern es geht darum, bereits ausgewiesene Schutzgebiete dank einer sehr hohen Förderung langfristig zu erhalten und aufzuwerten. Das wäre eine Riesenchance.“ Zumal die Förderung auch erlaube, Land- und Forstwirtschaft für geringere Gewinne durch eine naturnahe Bewirtschaftung zu entschädigen.

Auch wirtschaftlich lohnend

Eine Ansicht, die die Kreisverwaltung teilt: „Die Projektumsetzung würde den Kreishaushalt für die Laufzeit von rund zehn Jahren mit ca. 50.000 Euro jährlich belasten. Allerdings würden ca. eine Mio. Euro jährlich an Finanzmitteln in den HSK zurückfließen. Hiervon würden in erster Linie Grundeigentümer (Landwirte und Waldbesitzer) profitieren“, heißt es sinngemäß in der Diskussionsvorlage.

Das Vorhaben sei damit sowohl unter Naturschutz- als auch wirtschaftlichen Aspekten sinnvoll und könne zudem Waldbesitzern helfen, die Folgen der Borkenkäferplage zu mildern.

Stimmen der Kreistag und die Kommunen zu, könnte der Zeitplan so aussehen: Die Biologische Station des HSK erstellt bis Ende März eine Projektskizze, die beim Bundesamt für Naturschutz eingereicht wird. Nach ein paar Monaten Abstimmungszeit könnten bereits die ersten Fördergelder vor Ort eingesetzt werden. Eine Genehmigung für das Gesamtprojekt könnte um den Jahreswechsel vorliegen, der Startschuss dann Mitte 2022 fallen.