Medebach. 2018 wurde ein Elf-Punkte-Plan für das Schutzgebiet verabschiedet. Jetzt bekommt der Rat einen ersten Zwischenbericht zur Umsetzung.

Wie läuft es bei der Umsetzung des Vogelschutz-Maßnahmenplans in der Medebacher Bucht? Dazu bekommt der Rat der Stadt am Donnerstag, 29. August, einen Zwischenbericht. Einiges ist schon geschafft vom 2018 beschlossenen Elf-Punkte-Plan.

Die ersten Schritte zur Umsetzung

Bisher ist bei der Biologischen Station HSK eine halbe Stelle eingerichtet, um Maßnahmen und Projekte im Vogelschutzgebiet anzustoßen und zu betreuen. Dies reiche nicht aus, die Stelle soll auf Vollzeit aufgestockt werden – vorausgesetzt, das Land übernimmt den Großteil der Kosten. Diese Entscheidung soll noch dieses Jahr fallen. Den Rest trüge der HSK. Beim Kreis soll auch eine weitere halbe Stelle entstehen, die sich mit Erhaltung, Entwicklung und Pflege von Grünland-Lebensraum befasst.

Potenzial an den Wegrändern

Im Frühsommer hatte ein Student in einem 300 Hektar großen Teilgebiet der Bucht die Wirtschaftswegeparzellen genau vermessen . Denn diese Parzellen werden zwar von den Landwirten mitgenutzt, gehören aber der Stadt. Blieben sie unbewirtschaftet, könnten sie wertvoller Lebensraum werden. Zwischenergebnis: Rund 40 Abschnitte mit zusammen 2,2 Hektar Fläche könnten dadurch dem Naturschutz dienen.

Defizite gibt es auch noch in der Pflege von Hecken als Lebensraum für Vögel und Insekten. Sie ist ein Baustein, dem sich unter anderem der Landschaftspflegeverein widmet.

Auch diese Arbeit könnte künftig mit einer Halbtagsstelle professionell unterstützt werden, auch hier trüge das Land den Hauptteil der Kosten. Ein Eigenanteil wäre von Medebach und Hallenberg aufzubringen.

Angedacht ist zudem die Einstellung eines Biodiversitätsberaters bei der Landwirtschaftskammer. Er könnte die Medebacher Landwirte bei der naturverträglicheren Arbeit unterstützen.

Bei allen (eventuell) zu schaffenden Stellen wolle man fest im Blick behalten, dass deren Arbeit gut aufeinander abgestimmt und nachweislich nachhaltig sei – und nicht bloß die Verwaltung aufblähe.

Landwirte, Jäger, Waldbesitzer und Naturschützer im Boot

Auch die Jäger spielen eine wichtige Rolle im Vogelschutzmaßnahmenplan. Sie sind verantwortlich dafür, dass Wildschweine und andere Fressfeinde die seltenen Tierarten im Schutzgebiet nicht weiter dezimieren. Dazu erstellt eine Arbeitsgruppe ein Konzept; außerdem sollen Jäger u.a. nötige Weiterbildungskurse bezahlt bekommen.

Weiter gefördert werden soll die Artenvielfalt auch durch Anpflanzung von Mischwald oder das Brachliegenlassen von Waldflächen, die vom Borkenkäfer zerstört wurden. Auch die Waldbesitzer und der Landesbetrieb Wald und Holz sind also im Boot.

Förderrichtlinien für Landwirte ändern

Wichtige Partner sind auch die Landwirte (siehe auch Infobox). Mit ihnen gemeinsam will die Stadt darauf hinarbeiten, Förderrichtlinien für die Landwirtschaft in der Bucht zu ändern – damit ihnen keine Fördergelder und Einnahmen entgehen, wenn sie zum Beispiel Randstreifen unbewirtschaftet lassen.

Generell macht die Vielzahl der Beteiligten enge Abstimmung erforderlich. Bisher gab es aber weder die geplanten halbjährlichen Evaluationsgespräche noch den gewünschten runden Tisch mit der Landespolitik. Für beides sind nun erste Termine festgelegt.

Randnotiz: Klimanotstand

Etliche Kommunen in Deutschland haben in den vergangenen Monaten einen Klimanotstand ausgerufen. Mit diesem rechtlich unverbindlichen Vorgehen wollen sie zum Ausdruck bringen, dass sie die Anstrengungen – auch die eigenen – beim Klima- und Umweltschutz als nicht ausreichend ansehen.

In Medebach hat bisher keine Fraktion einen solchen Antrag gestellt; die Verwaltung sähe darin sogar „eher einen Rückschritt“. Denn, so heißt es aus dem Rathaus, man sei sich der Verantwortung, in diesem Bereich etwas zu tun, seit Jahren sehr bewusst.

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Als Beispiele werden der Bau des erdwärmebeheizten Rathauses, die Förderung von Photovoltaik und die energetische Sanierung des Hallenbades genannt. Allerdings sei man an vielen Stellen noch nicht so weit wie gewünscht.