Winterberg. Die schwangere Winterbergerin Jenny möchte mit ihrer zweijährigen Tochter und dem Hund spazieren gehen. Dann wird sie angegriffen.

  • Die schwangere Jenny (29) aus Winterberg wollte eigentlich nur mit ihrem Hund und der zweijährigen Tochter in Ruhe spazieren gehen. Doch dann wird sie auf der Straße von einer Touristin angegriffen.
  • "Ich habe in dem Moment zunächst nur an meine Tochter gedacht, die anfing zu schreien. Dann kamen endlich Passanten und die Frau ging weg", erinnert sich Jenny aus Winterberg an den Angriff der Touristen.
  • Eine Anzeige hat sie nach dem Angriff aber nicht erstattet. Sie ist sicher, dass die Frau nicht aus Winterberg stammt. Eine Untersuchung im Krankenhaus ergab: Mit dem ungeborenen Baby ist alles in Ordnung.

„Der Ton ist definitiv rauer geworden in den vergangenen Tagen“, sagt Jenny aus Winterberg. Sie erlebte vor Ort hautnah, wie sich unzählige Touristen auf den Weg in die Stadt machten und dort Zeit im Schnee verbrachten. Doch dass die Besucherwelle gesundheitliche Konsequenzen haben könnte, hatte sich die schwangere 29-Jährige nicht vorgestellt.

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    Denn es sollte ein Morgen wie jeder andere sein. Morgens schnell noch ein Spaziergang mit dem Labrador und der zweieinhalbjährigen Tochter auf dem Schlitten, während der Ehegatte bereits arbeiten war. Auf dem Weg in den Wald wollten immer wieder Autos an der jungen Frau vorbeifahren, einen Bürgersteig gibt es nicht. „Da hieß es direkt 'Geh an die Seite', aber auf einem so engen Weg ist es auch schwierig Platz zu machen. Aus drei Autos aus Bochum stiegen am Ende je zwei Frauen, die dann im Schnee posierten. Abstände, Masken tragen und Anstand suchte man vergeblich in den vergangenen Tagen“, blickt Jenny zurück.

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    Auf ihrem Rückweg traf die junge Frau dann eine andere Spaziergängerin, die ebenfalls einen Hund bei sich führte. Der Hund hatte laut Jenny kurzerhand sein Geschäft neben dem Schlitten verrichtet, während er die Zähne fletschte. Die Frau weigerte sich aber anschließend den Dreck aufzuheben. „Sie meinte, jeder ist selbst Schuld, wenn man hineinläuft. Dann wurde sie auch schnell ausfallend. Das wollte ich mir nicht länger gefallen lassen und holte mein Handy raus, um die Polizei zu rufen. Dann stürzte sich die Frau schon auf mich.“

    Weil zu viele Tagestouristen nach Winterberg gekommen sind, haben Polizei und Ordnungsamt am Sonntag Zufahrtsstraßen und Skipisten abgesperrt. Eine schwangere Frau ist von einer Touristin angegriffen worden.
    Weil zu viele Tagestouristen nach Winterberg gekommen sind, haben Polizei und Ordnungsamt am Sonntag Zufahrtsstraßen und Skipisten abgesperrt. Eine schwangere Frau ist von einer Touristin angegriffen worden. © Ralf Rottmann/ Funke Foto Services

    Jenny solle kein Foto machen, habe die Frau gesagt. Obwohl Jenny um Hilfe ruft und mehrfach erwähnt, dass sie im achten Monat schwanger ist, habe die Frau sie nicht losgelassen. „Ich habe in dem Moment zunächst nur an meine Tochter gedacht, die anfing zu schreien. Dann kamen endlich Passanten und die Frau ging weg“, erinnert sich die 29-Jährige. Sie rief die Polizei, die noch versuchte, die Spaziergängerin zu finden. Vergebens.

    Nach Angriff in Winterberg: Keine Anzeige erstattet

    Die Polizei fragte Jenny, wie weiter verfahren werden soll. „Ich habe nach einer ehrlichen Einschätzung gefragt, wie realistisch es ist, dass man die Frau findet. Die Polizisten meinten dann, dass es keine Chance gibt.“ Eine Anzeige gegen Unbekannt erstattete sie daher nicht. Sie ist sicher, dass die Frau nicht aus Winterberg stammt.

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    Ihr Mann kam nach dem Vorfall früher von der Arbeit nach Hause. Gemeinsam fuhren sie sofort ins Krankenhaus, um überprüfen zu lassen, ob mit dem ungeborenen Baby alles in Ordnung ist. Die Ärzte können glücklicherweise Entwarnung geben. „Ich gehe schon extra auf Wegen, wo mich auch jemand finden kann und ein Krankenwagen hinfahren kann. Dann passiert sowas.“ Jenny ist weiterhin fassungslos.

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    Ihre Tochter erzählt jedem, den sie trifft, von dem Ereignissen und der „bösen Frau“, wie sie sie nennt. Sie war es auch, die den Polizisten zunächst erklärte, was passiert war. Jenny ist froh, dass es ihrer Familie gut geht und hofft, dass bald wieder Ruhe in Winterberg einkehrt.

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