Winterberg. Die Touristen-Welle in Winterberg hat sich erstmal beruhigt. Dennoch ahndet das Ordnungsamt pro Tag 50 Verstöße gegen Auflagen.

Ist es die Ruhe vor dem Sturm? Die Betretungsverbote auf Skipisten und Rodelhängen sowie die Ausweitung der Maskenpflicht haben in Winterberg Wirkung gezeigt. Der Verkehr auf den Straßen läuft seit Tagen wieder normal, die schneebedeckten Wiesen sind größtenteils menschenleer und auch die Polizei hat einen ihrer Pressesprecher vorübergehend wieder nach Meschede abgezogen. „Wir blicken auf das Wochenende und stehen auch mit den Nachbarkommunen und deren Ordnungsämtern in Kontakt“, sagt Polizeisprecher Sebastian Held.

Sorge vor Alternativen-Suchern

Weil zu viele Tagestouristen nach Winterberg gekommen sind, haben Polizei und Ordnungsamt am Sonntag Zufahrtsstraßen und Skipisten abgesperrt. Eine schwangere Frau ist von einer Touristin angegriffen worden.
Weil zu viele Tagestouristen nach Winterberg gekommen sind, haben Polizei und Ordnungsamt am Sonntag Zufahrtsstraßen und Skipisten abgesperrt. © Ralf Rottmann/ Funke Foto Services | Unbekannt

Schon am vergangenen Wochenende hatten sich die Tagestouristen - nachdem in Winterberg nichts mehr ging – Alternativen gesucht. Erste Wahl war Willingen gewesen, das von dem Gästeansturm völlig überrascht wurde. Die hessischen Nachbarn haben inzwischen darauf reagiert und werden von Freitag, 12 Uhr, bis Sonntag, 0 Uhr, Parkplätze, Lifte und Rodelhänge sperren. Auch dort wird die Polizei mit Unterstützung weiterer Bereitschaftskräfte aus ganz Hessen dafür sorgen, dass der Straßenverkehr nicht kollabiert und dass die Ordnungsverfügungen eingehalten werden.

Immer noch 50 Verstöße an einem Tag

Diese Kontrollen gehören in Winterberg inzwischen zum Tagesgeschäft: Mitarbeiter des Ordnungsamtes und der Polizei drehen regelmäßig ihre Runden; aber noch nicht bei allen Tagesgästen scheinen die Ver- und Gebote durchgesickert zu sein. „Wir hatten am Dienstag noch einmal 50 Verstöße, für die wir Bußgelder verhängt haben. 16 Mal betraf das das Betretungsverbot und 34 Mal ging es um die Nichteinhaltung der Maskenpflicht“, so die Sprecherin der Stadt, Rabea Kappen. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen werden auch am Wochenende mit Unterstützung aus anderen Abteilungen des Rathauses auf den Straßen im Einsatz sein.

Kreisweite Betrachtung

Die Tagestouristen sind vorerst weg aus Winterberg - Müll und Fäkalien bleiben. Überall auf den Straßen, Parkplätzen und Pisten findet man die Hinterlassenschaften des Massenansturms.
Die Tagestouristen sind vorerst weg aus Winterberg - Müll und Fäkalien bleiben. Überall auf den Straßen, Parkplätzen und Pisten findet man die Hinterlassenschaften des Massenansturms. © Rita Maurer | Unbekannt

Sebastian Held betont, dass die Polizei das Problem des Winter-Tagestourismus in Corona-Zeiten ganzheitlich und kreisweit betrachte. Denn nicht überall, wo man Rodel kann, gibt es explizite Betretungsverbote. „Dass es viele Touristen im Winter nach Winterberg lockt, ist ja nicht neu. Aber dass das alles Tagestouristen sind, die pandemiebedingt nicht übernachten dürfen und nirgendwo einkehren können, macht die Situation sehr besonders“, so Sebastian Held.

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Das betont auch Winterbergs Bürgermeister Michael Beckmann im WP-Interview: „Was wir in den vergangenen Tagen und Wochen erlebten, ist eine absolute Ausnahme-Situation, die mit normalen Wintersport-Tourismus nichts zu tun hat. Wir befinden uns in einem Lockdown, in dem es für die Menschen kaum Möglichkeiten gibt und ja auch nicht geben soll, den eigenen vier Wänden zu entfliehen. Heißt, die, die jetzt vielleicht auch bei uns oder woanders im normalen Winterurlaub wären, die shoppen gehen oder andere Freizeitmöglichkeiten in ihrem Umfeld nutzen würden, haben diese Alternativen einfach nicht. Dies hatte zur Folge, dass unglaublich viele Menschen, die sonst Winterberg überhaupt nicht in den Fokus nehmen würden, nun auf einen Schlag auf die Idee gekommen sind, einen Tag im Schnee zu verbringen.“

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