Altkreis Brilon. Fast 180 Millionen Euro gibt das Land für die Digital-Offensive an Schulen. Förderanträge stellen in der Regel die Städte. Wo es Probleme gibt.

„Ich plädiere an den gesunden Menschenverstand. Es ist abstrus zu glauben, dass von heute auf morgen Geräte bereitstehen. Das ist eine große Herausforderung für die Träger“, sagt Johannes Droste, Schulleiter am Gymnasium Petrinum in Brilon. NRW-Städte haben erhebliche Probleme bei der Beschaffung von Laptops und Tablet-PC für Schüler und Lehrer. Das Land stellt den Kommunen zwar insgesamt 178 Millionen Euro für neue „digitale Endgeräte“ zu Verfügung, aber das bringt auch Probleme mit sich.

Engpässen bei den Händlern erwartet

Auch wenn nicht jeder Schüler ein Endgerät erhalten soll, sondern lediglich jene, die zuhause nicht auf ein eigenes Gerät zurückgreifen können, um von dort aus dem Unterricht zu folgen. Wenn nun der große Einkauf der Städte beginnt, könnte das zu Engpässen bei den Händlern sorgen. Droste gibt sich dennoch optimistisch: „Ich denke nicht, dass wir die Geräte erst in ein paar Monaten haben werden, sondern in wenigen Wochen. Wenn die Pandemie einen positiven Aspekt hat, dann dass die Digitalisierung eine Geschwindigkeit aufgenommen hat, die sie vorher nicht hatte.“

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Circa 100 Geräte sollen den Weg ins Petrinum finden. Die Obergrenze der Anschaffungskosten pro -gerät liegen bei 500 Euro. Da Notebooks als zu groß empfunden werden bei den Lehrern der Schule und Tablets nicht über die gewünschte Tastatur verfügen, sollen sogenannte Convertables, quasi Hybridmodelle angeschafft werden. Dabei geht es aber weniger um die Digitalisierung des Unterrichts, sondern mehr um im schlimmsten Fall bei einer Schulschließung ideale Bedingungen zu schaffen, um auch von daheim kommunizieren zu können, wie Droste erklärt.

„Aber digitaler Unterricht kann den analogen nicht ersetzen. Die Kommunikation von Mensch zu Mensch ist zu wichtig. Er kann ihn aber bereichern und das ist sehr beeindruckend, welche Chancen dahinterstecken“ so der Schulleiter.

Hier die Reaktionen der Städte:

Winterberg

Die Stadt Winterberg hat in der vergangenen Woche die Förderanträge sowohl für die Schüler als auch für die Lehrer auf den Weg gebracht. Laut Förderrichtlinie stehen den Schülern 65.594,94 Euro zur Verfügung. Hinzu kommen Mittel für den Schulzweckverband der Sekundarschule Medebach-Winterberg in Höhe von 44.943,98 Euro. Bei beiden Summen ist noch ein 10 prozentiger Eigenanteil der Stadt Winterberg bzw. des Schulzweckverbandes hinzuzurechnen. Für die bekommt die Stadt Winterberg 45.500 Euro und der Schulzweckverband der Sekundarschule Medebach-Winterberg 34.500 Euro.

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Die Inbetriebnahme der Geräte ist in der Förderung berücksichtigt. Später notwendige und laufende Wartungs- und Supportkosten allerdings nicht. „Diese müssen nach gegenwärtigem Stand dann von den Städten übernommen werde. Hier sind die Städte der Meinung, dass die Landesregierung nochmal nachjustieren muss und die Folgekosten übernehmen müsste bzw. die Städte mit weiteren Fördermitteln unterstützt werden müssen“, sagt Rabea Kappen, Pressesprecherin der Stadt Winterberg. Sie geht davon aus, dass der Bedarf bei den Lehrern erfüllt werden kann. Bei den Schülern, die als bedürftig anzusehen sind, ist der tatsächliche Bedarf voraussichtlich größer. Die Städte müssen jetzt auf die Zuwendungsbescheide der Bezirksregierung warten. Auch muss ein notwendiges Ausschreibungsverfahren durchgeführt werden.

Hallenberg

Für den Bereich der Stadt Hallenberg stehen für Schüler-Endgeräte insgesamt 10.412,25 Euro und für dienstliche Endgeräte für Lehrkräfte insgesamt 6.500 Euro zur Verfügung. Die Stadt Hallenberg ist alleinig Schulträger einer Grundschule im Stadtgebiet, so dass die vorhandenen Fördermittel ausschließlich dort eingesetzt werden. 50 Geräte sollen beschafft werden und so den Bestand auf 100 zu erhöhen. Für die Lehrkräfte soll es 13 Notebooks geben.

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„Eine Beschaffung wurde bislang noch nicht durchgeführt, da gegenwärtig eine Gesamtausschreibung des kommunalen Rechenzentrums Südwestfalen-IT (SIT) vorbereitet wird, an dem sich auch die Stadt Hallenberg beteiligen möchte. Wie schnell eine Bereitstellung der Endgeräte erfolgen kann, ist tatsächlich nicht konkret absehbar“, erklärt Holger Schnorbus, stellvertretender Bürgermeister von Hallenberg.

Medebach

„Die Mittelabrufe sind seitens der Stadt Medebach für die Grundschule und den Schulzweckverband Medebach-Winterberg bereits erfolgt. Die Beschaffung der Geräte wird daher in Kürze erfolgen. Es ist uns sehr wichtig, die Geräte schnellstmöglich den Schülern bzw. dem Lehrpersonal zur Verfügung zu stellen“, sagt Bürgermeister Thomas Grosche.

Circa 19,500 Euro kostet die Anschaffung für die Schüler in der Grundschule. für die Lehrer stehen 10.000 Euro zur Verfügung. 38 bzw. 20 Geräte sollen damit bezahlt werden. Der Bürgermeister rechnet derzeit mit einem Liefertermin in den nächsten vier bis sechs Wochen.

Den Punkt der Administrationskosten sieht er so: „Eine Übernahme von Kosten für die Administration der Geräte für das Lehrpersonal wird von uns sehr kritisch gesehen. Es ist nicht hinzunehmen, dass diese Kosten für Angestellte bzw. Beamte des Landes NRW durch die Schulträger vor Ort übernommen werden.“

Marsberg

Die Fördermittel für digitale Endgeräte der Stadt Marsberg sind bei der Bezirksregierung Arnsberg beantragt worden. Die Mittelabrufe erfolgen nach Erhalt der Förderbescheide. Aktuell laufen noch die Ausschreibungen.

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Der Stadt Marsberg stehen Fördermittel für Schülerin Höhe von 89.955,88 Euro (90 Prozent Förderung) zur Verfügung; für Lehrkräfte sind es 65.500 Euro (100 Prozent-Förderung). Schüler können wahrscheinlich 235 Geräte und Lehrkräfte 146 Geräte erhalten. In Marsberg setzt Hubert Aßhauer, Amtsleiter der Schulverwaltung auf zwei IT-Administratoren. „Diese sind neben den drei Grundschulen, der Sekundarschule und des Gymnasiums auch für die gesamte IT der Stadtverwaltung einschließlich der Nebenstellen wie Sozialamt, Stadtwerke, Stadtarchiv, Bücherei, Betriebshof usw. zuständig. Ob diese Personalstärke künftig ausreicht, kann derzeit noch nicht abschließend beurteilt werden und bleibt abzuwarten.“

Brilon

Auch in Brilon läuft der Beschaffungsprozess. Entsprechend der Förderrichtlinien stehen für Schülerendgeräte 110.095,01 Euro und für Lehrerendgeräte 89.500,00 Euro zur Verfügung. Schon über die Sommerferien hat sich die Stadt mit den Schulleitungen abgestimmt. „Nunmehr bieten sich uns verschiedene Optionen der Beschaffung. Mit den Schulleitungen ist abgestimmt, noch einen Moment abzuwarten und auf letzte Informationen, insbesondere zu den Möglichkeiten des Verbundeinkaufs, zu warten“, sagt Clemens Mund, Pressesprecher der Stadt Brilon.

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Aus den Erfahrungen des ersten Distanzunterrichts halten Schulleitungen und Schulträger die Bewältigung eines weiteren Distanzunterrichts, sofern er denn notwendig sein sollte, in Brilon für gut handhabbar. „Da hilft die bereits vorhandene mediale Ausstattung der Schulen natürlich enorm weiter“ so Mund.

Olsberg

Die Stadt Olsberg hat noch keine Mittel abgerufen und entsprechend noch keine Geräte bestellt. Für bedürftige Schüler stehen 65.700 Euro zur Verfügung, mit einem Eigenanteil von 10 Prozent macht das insgesamt 72.200 Euro. Für die Anschaffung von Geräten für das Lehrpersonal gibt es 81.000 Euro. „Schulträger und Schulen beraten aktuell, welche Geräte angeschafft werden. Ziel ist es, für alle Schulen ein System anzuschaffen – damit man sich auch untereinander vernetzen kann“, sagt Angelika Beuter, Pressesprecherin der Stadt Olsberg.