Altkreis Brilon. Im Lockdown haben viele Geschäfte im Altkreis Brilon alternativ Lieferdienste angeboten. Das sagen die Einzelhändler jetzt über den Lockdown.

Mitte März müssen sie alle schließen. Corona ist endgültig im Hochsauerlandkreis angekommen und die Kontaktbeschränkungen und Maßnahmen der Bundesregierung sorgen dafür, dass jedes Geschäft im Altkreis Brilon vorerst schließen muss. Der Schock sitzt tief – und wird doch kreativ und vor allem schnell und unkompliziert überwunden. Zahlreiche Einzelhändler setzen sich zusammen, reden miteinander, richten Lieferservices, Onlineangebote und Abholmöglichkeiten ein, beraten über Whatsapp und co. über das weitere Vorgehen.

Jeden Morgen im Laden Päckchen gepackt

„Während der Zeit wurde mein Angebot sehr gut angenommen“, sagt Stefan Scharfenbaum von der Schatzkiste in Brilon, Vorstand des Gewerbevereins Prima Brilon. Er soll Bilanz ziehen, wie die Alternativangebote während des Lockdowns angenommen wurden und klingt zufrieden, wenn er über diese Zeit redet.

Stefan Scharfenbaum betreibt die Schatzkiste in Brilon und Willingen.
Stefan Scharfenbaum betreibt die Schatzkiste in Brilon und Willingen. © Stefan Scharfenbaum | Stefan Scharfenbaum

Damals ist er einer der ersten, der seine Handynummer in sein Schaufenster hängt, Beratung anbietet.

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Denn: Das Schulranzengeschäft stand vor der Tür, für den Einzelhändler sehr wichtig. Und die Alternative schlägt an. „Viele haben mich angerufen oder mir auch per Facebook und Whatsapp geschrieben. Ich stand morgens im Laden jeden Tag parat und habe Päckchen gepackt“, sagt Stefan Scharfenbaum. Bis 14 oder 15 Uhr sei dann Ruhe gewesen – bis sein Handy wieder angefangen habe zu bimmeln. Besonders abends, wenn die Menschen vor dem Fernseher sitzen, habe er zahlreiche Anfragen bekommen.

Das Feedback sei gut gewesen. „Die Kunden haben sich richtig gefreut. Besonders gut sind Puzzles gegangen. Kein Großhändler in Deutschland hat noch Puzzles übrig. Puzzles sind wie Hefe und Klopapier. Die Menschen waren froh, dass sie sich auch mal wieder mit sich selbst beschäftigen konnten“, erzählt Stefan Scharfenbaum von seinem persönlichen Lockdown.

Jede Woche tagt der Krisenstab der Einzelhändler

Jede Woche gibt es eine Krisensitzung von Prima Brilon. Gemeinsam wird die Aktion „Local Heros“ auf die Beine gestellt, die die Einzelhändler auch ohne Onlinepräsenz im Netz bekannt machen sollen. Handynummern werden geteilt, um Beratungen zu ermöglichen – ohne Shop im Netz. „Manche haben einfach ihre Klamotten im WhatsApp-Status geteilt und konnten richtig ausliefern“, sagt Stefan Scharfenbaum. Er sagt aber auch, dass es gerade für diejenigen schwer gewesen seien, die nichts gemacht hätten. „Wer keine Telefonnummer oder andere Ansprechmöglichkeiten geteilt hat, der gerät schnell in Vergessenheit. Bei denen ist das Geschäft nach der Öffnung auch erst schleppend angelaufen.“

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Bei ihm sei es gut gestartet – für die ersten zwei oder drei Tage. Dann die Flaute. „Da kam eine Phase, da war sehr wenig los. Mittlerweile gibt es solche und solche Tage. Es ist jetzt sehr entscheidend, wie es mit den Touristen läuft, die aus Willingen und Winterberg Tagesausflüge nach Brilon machen.“

Medebacher Einzelhändler kann nur rätseln

Stephan Hellwig klingt weniger zufrieden, wenn er von dem Lockdown spricht. Sein Laden EUNOVA Herrenbekleidung in Medebach habe auch im Lockdown Alternativen angeboten – die nur sehr begrenzt angenommen worden seien. „Keine Ahnung warum. Vielleicht, weil wir Konfektion anbieten, die individuell angepasst werden. Da kommt man den Menschen eben näher.“ Auch jetzt laufe das Geschäft eher ruhig.

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Käpt’n Book noch in Kurzarbeit

Käpt’n Book in Olsberg hat einen Ruhetag eingeführt – montags. „Wir sind noch in Kurzarbeit und das wird noch bis nach den Sommerferien so sein“, sagt Inhaberin Imke Hees. Sie hat während des Lockdowns einen Abholservice im Abteiladen angeboten. Und auch die Onlinebestellungen auf der Website seien in die Höhe geschossen. „Extrem“, wie sie sagt. Derzeit setze sich das Geschäft zu 50 Prozent aus den Onlinebestellungen und zu 50 Prozent aus dem Verkauf im Laden zusammen. „Ich kann mir denken, dass sich das wieder ändern wird – aber manche bleiben bestimmt dabei, weil es bequem ist“, mutmaßt Imke Hees. So richtig in die Zukunft schauen kann sie allerdings nicht.

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