Winterberg. Das insolvente Krankenhaus ist nicht über den Berg, die Führungsriege aber optimistisch. Ab Freitag Terminvergabe für freiwillige Coronatests.
„Wir wollen über die Aussicht sprechen“, begrüßte Pressesprecher Detlef Fleischer die versammelte Presse zum Gespräch an der Kappe. Doch nicht ums Panorama, sondern um die Zukunft des St.-Franziskus-Krankenhauses sollte es gehen.
Wer jedoch auf einen Durchbruch bei der Suche nach einer Lösung für das weiterhin im Insolvenzverfahren stehende Krankenhaus gehofft hatte, wurde enttäuscht. Den gibt es noch nicht.
Krankenhaus vergibt Termine für Coronatests
In der vor einigen Monaten eingerichteten Coronatest-Abstrichstelle am Winterberger Krankenhaus können ab Freitag (14.8.) Termine für einen freiwilligen Coronatest vereinbart werden. Diese Maßnahme solle keine Konkurrenz zu den niedergelassenen Ärzten sein, sondern diese entlasten. Die Abstrichstelle ist montags bis freitags von 8.30 bis 16 Uhr geöffnet. Testwillige müssen sich vorab unter Tel.: (02981) 8021301 einen Termin geben lassen.
Bereits im Mai hatte Geschäftsführer Andreas Pulver gegenüber der WP bemerkt, dass die Suche nach einem privaten Investor „höchstwahrscheinlich erledigt“ sei. Hin und wieder gebe es zwar noch Interessenten, hieß es im Gespräch gestern. Aber die seien meist schnell wieder weg, wenn ihnen klar werde, dass mit diesem Krankenhaus kein Profit zu machen sei.
„Keine Zuneigung“ empfinde er derzeit vonseiten der Politik, meinte der Generalbevollmächtigte Dr. Christoph Niering. War noch im April von „sehr persönlichem und positivem Austausch“ die Rede gewesen, hoffe er momentan vor allem, dass man „nach der Wahl anders zusammenkommen“ könne. Eine Übernahme durch den Kreis ist, wie mehrfach berichtet, eine der Optionen für die Zukunft des Krankenhauses.
Neuer Fokus auf „regionalem Partner“
In den Fokus gerückt sei aber derzeit eine neue Variante: der „regionale Partner“, wie Niering es formulierte. Wie diese Lösung aussehen könnte, blieb allerdings vage. Von Schwerpunkten, die sich ergänzen könnten und vom „Gespräch auf Augenhöhe“ war die Rede – doch weder wurden Namen anderer Krankenhäuser im Kreisgebiet ausgesprochen, noch wurde die Frage beantwortet, welches regionale Haus sich für eine insolvente Dependance interessieren könnte.
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Auf Nachfrage bestätigte Pulver – wie schon Anfang Juli – lediglich, dass man dabei sei, in den Bereichen Sterilisation und Küche eine mögliche Kooperation mit dem Maria Hilf in Brilon auszuloten.
In Bezug auf das komplette Krankenhaus aber wird eine Kooperation auf Augenhöhe auf Dauer nicht die Lösung sein. „Es muss eine Übernahme kommen“, betonte Niering. Zwar könne das Krankenhaus nicht geschlossen werden – es ist gutachterlich belegt unverzichtbar und dank des Sicherstellungszuschlages und Corona-Hilfen auch derzeit nicht in akuter Finanznot. Aber langfristig brauche man einen Partner und sei dabei, sich für einen solchen aufzuhübschen. Nicht zuletzt die 200 Mitarbeiter wollten Zukunftssicherheit.
Zu den Aufhübschungs-Maßnahmen zählt auch eine „finanzielle Trendwende“, die Niering ansprach: Die Verlustprognose für 2019 habe bei knapp 3 Mio. Euro gelegen, letztlich sei es bei 1,7 Mio. Euro geblieben. Mit einem Zehn-Punkte-Plan wolle man die Verluste auf unter eine Million Euro jährlich drücken.
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Geplant sind auch Bauarbeiten – die Intensivstation soll von fünf auf sechs Betten ausgebaut und ein neuer Aufwachraum angelegt werden. Ein in der Vergangenheit geplanter Anbau sei dazu nicht nötig, alles soll innerhalb des Gebäudes geschehen. Derzeit werde der Bauantrag für die 700.000-Euro-Maßnahme gestellt und man hoffe, noch im laufenden Quartal starten zu können.
Das Geld gehöre zur Insolvenzmasse und dürfe zwar nicht zum Defizit-Ausgleich, wohl aber für Investitionen verwendet werden. „Das zeigt, dass wir nicht an Schließung denken“, betonte Niering.
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Auch wenn das Krankenhaus in den vergangenen Jahren gezwungen gewesen sei, lukrative Geschäftsfelder wie die Geriatrie und die Endoprothetik auf- und auszubauen: Der Kern des Hauses bleibe die Grund- und Regelversorgung und die werde inklusive OP-Kapazitäten und Notfallversorgung nicht angetastet. „Hätten wir dieses erste Standbein nicht, gäbe es uns wohl bereits nicht mehr“, meinte Niering.