Hochsauerlandkreis. Der Tourismus im Altkreis Brilon ist angeschlagen. Aber die Verantwortlichen geben sich hoffnungsvoll. Wie Betrieben jetzt geholfen werden soll.

„2019 war das beste Jahr von der Tourismusseite für Brilon und die Prognose für 2020 war glänzend. Das ist so tragisch“, sagt Rüdiger Strenger, Geschäftsführer bei Tourismus Brilon Olsberg. Dann kam Corona und der Tourismus stürzte in eine dramatische Krise. Dennoch schaut Strenger auch mit Optimismus in die kurzfristige Zukunft, denn Reisebedenken der Menschen könnten dem Sauerland zugute kommen.

Campingplätze, Touren mit dem Wohnmobil und Ferienwohnungen sind auch in Brilon stark gefragt. Stellenweise sogar noch mehr als sonst, wie Strenger anmerkt. „Die Leute wollen raus, nutzen Rad- und Wanderwege. Gleichzeitig sind sie weniger in der Stadt unterwegs und damit in Hotels zu Gast. Die Situation ist gerade überall ähnlich.“

Kürzere Aufenthalte im Hochsauerlandkreis sind gefragt

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Besonders gefragt sind derzeit kürzere Aufenthalte von drei oder vier Tagen. Strenger erklärt, dass die Coronaverhaltensregeln Abstand halten, draußen sein und Kontakte vermeiden ideal mit Ferienwohnungen vereinbar sind und vermutet darin den Grund für die hohe Auslastung.

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Das Freizeitverhalten der Menschen ist seiner Meinung nach ebenfalls ein großer Faktor, der dem Sauerland und damit dem Altkreis Brilon helfen kann, um aus der Coronakrise herauszufinden. „Kneipp, Gesundheit. Das sind alles Punkte, die wieder attraktiv sein werden. Genauso die E-Bikes. Die kauft keiner, um sie jetzt in den Keller zu stellen. Für diese Themen gibt es eine große Nachfrage in Brilon und Olsberg“, sagt Strenger.

Hochsauerlandkreis punktet mit Reisezielen

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Das Land NRW hat in dieser Woche eine Kampagne vorgestellt, die das Bundesland auch als Reiseland präsentiert. Vertreten sind dort auch Reiseziele unter anderem aus Brilon, Olsberg und Winterberg. Eine Chance, wie Strenger anmerkt, da Brilon einen guten Stellenwert hat durch die Wanderwege und Seelenorte. Auch diese Höhepunkte werden vermarktet. „Die wissen, wo die Nachfrage hingeht. In die Großstadt will gerade keiner und da haben wir einiges zu bieten“, zeigt sich der Geschäftsführer der Briloner Touristik optimistisch. Mit „Sauerland Calling“ ging auch eine Kampagne an den Start, die gezielt die attraktiven Anlaufstellen im Sauerland in den Fokus rückt.

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Das wird wichtig sein, um die Verluste auszugleichen. Der Sommer und Herbst werden wichtige Zeiten sein zumal der Oktober mit den Herbstferien laut Strenger normalerweise der übernachtungsstärkste Monat des Jahres ist.

Übernachtungen nehmen in Winterberg zu

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Michael Beckmann, Tourismusdirektor in Winterberg, versucht ebenfalls optimistisch in die Zukunft zu sehen, auch wenn das zu Beginn der Coronakrise schwer fiel. „Wir haben zwei Wochen den Schock verdaut und sind dann schnell in den Normalbetrieb zurückgekehrt. Wir wollten klar machen, dass wir noch da sind und weiterhin von Winterberg geträumt werden kann.“ Das Sauerland und auch Winterberg machen seiner Einschätzung nach gute Arbeit, was auch die Gäste zu schätzen wissen. Ein positiver Aspekt ist bereits zu spüren: Das Thema Übernachtungen nimmt zu.

Probleme für Hotels und Gaststätten

Laut Rüdiger Strenger fehlen wegen der Coronakrise auch die so wichtigen Tagesgäste.

100 bis 200 Leute werden normalerweise mit dem Bus täglich nach Brilon gebracht, die dann auch die Gaststätten besuchen und für wichtige Umsätze sorgen.

Der mangelnde Geschäftsreiseverkehr sorgt ebenfalls für Probleme im Hotellerie- und Gaststättengewerbe.

Auch das gestiegene Interesse an Fahrrädern sieht Beckmann positiv genauso wie die NRW-Kampagne. Obwohl er sich gewünscht hätte, dass diese drei Wochen eher veröffentlicht worden wäre. „So haben wir viele Reisende an die Nord- und Ostsee verloren, die auch zu uns in die Region hätten kommen können. Aber Hauptsache es tut sich etwas.“

Tun soll sich auch etwas in den Hotels. Dort gibt es seiner Auskunft nach noch Nachholbedarf. Beckmann hofft, dass die Öffnung von Sauna- und Wellnessbereichen mehr Bewegung in diese Sparte bringen kann. Urlauber würden aber aus Vorsicht kurzfristig buchen, um sich bestmöglich informieren zu können. Dadurch fehlt viel Planungssicherheit.

34 bis 40 Millionen Euro Schaden

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Die wäre jetzt hilfreich, denn 35 bis 40 Millionen Euro Schaden hat Corona schon in der Stadt Winterberg angerichtet. Ein Defizit, das wohl noch einige Zeit eine Rolle spielen wird. Beckmann: „Wir werden auch Betriebe verlieren, weil sie die Verluste nicht aufholen und die Hilfen nicht zurückzahlen können.“

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Ein Grund mehr, wieso die NRW-Kampagne so wichtig ist. „Wir haben bei der Entwicklung mit am Tisch gesessen und das Ziel ist, dass davon auch etwas bei den Betrieben ankommt. Wir hoffen, dass das klappt.“ Der Ansatz besteht seiner Auskunft nach auch darin, Werbung in anderen Bundesländern, wie Hessen und Niedersachsen zu machen. Ebenso wichtig wird der Besuch aus dem Ausland sein. „Die EU-Gäste fehlen völlig. Das wird sich jetzt auch wieder ändern und gibt uns Hoffnung.“