Brilon. Mehrere Stunden Wartezeit und wochenlange Terminausbuchung: Die Fahrradhändler im Brilon erleben einen enormen Ansturm. Das sind die Gründe.
Der wochenlange Corona-Stillstand treibt die Bürger und Bürgerinnen in Brilon und Umgebung zurzeit immer mehr nach draußen in die freie Natur. Hinzu kommt das schöne Frühlingswetter, das mehr Menschen als zuvor nutzen. Bemerkbar macht sich das auf den Rad- und Wanderwegen, aber vor allem in den Fahrradgeschäften in Brilon. Die erleben in diesen Tagen einen rekordverdächtigen Ansturm auf ihre Läden. Denn so scheint es – steigt die Lust auf eine Radtour mit neuem Bike aktuell enorm.
„Grundsätzlich ist jetzt zur Saisonbeginn die Nachfrage hoch, doch jetzt ist der Ansturm noch großer“, sagt zum Beispiel Eugen Heit vom Bikecenter Feldmann. War zunächst noch mit geringeren Verkaufszahlen wegen des Virus zu rechnen, freut sich das Bikecenter jetzt umso mehr über die hohe Nachfrage. „Wir haben viel zu tun, doch wir können uns aktuell nicht beschweren“, so Eugen Heit. Der Bikeshop Feldmann war über die Corona-Zeit, in der die Lockerungen noch nicht galten, nicht geschlossen. Im April war dennoch wenig Betrieb im Geschäft. Erst jetzt im Mai stieg der Verkauf rasant an. „Das war von einem auf den anderen Tag, als das Wetter besser wurde“, sagt Heit. Seitdem ist das Team im Verkauf durchgehen beschäftigt.
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Reparaturen auch gefragt
Besonders gefragt sind daneben Reparaturen in der Werkstatt. Bis Ende Juli sei die Werkstatt bereits ausgelastet. Woher der jetzige Ansturm kommt? Eugen Heit erklärt es sich damit, dass viele aufgrund von Corona jetzt nicht in den Urlaub fahren. Das nun übrige Geld wird in ein neues Fahrrad investiert.
Dabei bleibt es jedoch nicht bei dem klassischen Drahtesel oder beim Mountainbike – das moderne E-Bike mit Motorunterstützung ist am gefragtesten. „90 Prozent der Verkaufe sind E-Bikes. Normale Fahrräder gehen immer mehr zurück“, erklärt Eugen Heit. Gerade hier im Hochsauerland bieten E-Bikes enorme Vorteile, weiß auch Johannes Schröder. In seinem Geschäft EBike Store Schröder hat er sich ganz speziell auf E-Bikes in allen Variationen und von verschiedenster Marken spezialisiert.
Das Elektrofahrrad
Bei dem gebräuchlichen Elektrofahrrad handelt es sich genauer gesagt um ein Pedelec (Pedal Electric Cycle).
Der Fahrer muss dabei noch selbst in die Pedale treten, das Rad fährt nicht automatisch, sondern hat den Motor als Unterstützung.
Eine Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h sind zulässig.
Anstieg in kurzer Zeit
Auch er bemerkt einen spürbaren Anstieg der Nachfrage durch die Corona-Krise. „In sehr kurzer Zeit ist die Anfrage stark gestiegen. Wir arbeiten zurzeit am Limit und investieren viel Zeit“, so Schröder. Zeitweise wird er dem Ansturm kaum gerecht, doch beschweren möchte er sich nicht: „Wir sind sehr zufrieden und sehen das positiv.“ Auch bei ihm kommen nicht nur viele zum Kauf eines neuen Bikes, sondern zur Reparatur. „Im Vergleich zum letzten Jahr ist es ein spürbarer Unterschied“, sagt Johannes Schröder zu der steigenden Nachfrage im Bereich Verkauf und Werkstatt.
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Lieferengpässe ein Problem
Die Corona-Zeit brachte jedoch nicht nur eine Rekordnachfrage, sondern auch ein großes Problem mit sich. Da vor allem bei den E-Bikes viele Teile in Asien produziert werden, entstehen Lieferengpässe. Durch den enormen Anstieg werden diese nur noch mehr zur Herausforderung. „Die Händler, die nicht vorgesorgt haben, haben bald ein ganz großes Problem.
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Wir waren zum Glück auf Zack und haben nachgezogen, was die gefragten Segmente betrifft“, erklärt auch Kai Neumann aus der Geschäftsführung von Zweirad-Welt Neumann. Auch in deren beiden Geschäften ist die Nachfrage zurzeit enorm. „Die Leute rennen uns die Bude ein. Wir haben teilweise Wartezeiten von zwei Stunden“, so Neumann. Doppelt so hoch wie normal zu dieser Zeit, schätzt Neumann den Andrang ein. Das Team stellt sogar weiteres Personal und Aushilfen ein, um der Arbeit gerecht zu werden. Außerdem arbeiten sie dort im Schichtsystem, um den Kundenanfragen gerecht zu werden.
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Fahrrad als Sportgerät in Corona-Zeiten
Nicht nur das übrige Urlaubsgeld wird investiert, für viele sei das Rad aktuell eine Alternative zum Fitnessstudio. Unter anderem darum bemerken die Geschäfte von Zweirad-Welt Neumann auch einen Wachstum in den günstigen Preissegmenten und nicht nur bei eher teuren E-Bikes. Der Trend gehe allerdings deutlich zum Fahren mit Motor. Unterstützt wird das E-Bike-Fahren auch von immer mehr Arbeitgebern. „Das Leasingangebot muss vom Arbeitgeber genehmigt werden und dann kann sich ein Arbeitnehmer wie bei einem Firmenauto bei uns ein Rad aussuchen“, erklärt Kai Neumann. Auch solche Angebote seien jetzt gefragter.