Brilon/Winterberg. Zwei Monate mussten Campingplätze wegen Corona schließen. Jetzt sind sie unter Auflagen geöffnet. Betreiber aus Brilon und Winterberg erzählen.

„Der Boom kennt keine Grenzen“, sagt Carsten Soccal, Betreiber eines Campingplatzes in Winterberg. Seit er seinen Platz wieder öffnen durfte, ist der Ansturm riesig. Das beunruhigt ihn auch etwas.

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Im Ticker berichtet die Westfalenpost im Altkreis Brilon täglich über Neuigkeiten zum Coronavirus im östlichen HSK.
Von Jürgen Hendrichs, Jana Naima Schopper, Thomas Winterberg, Jutta Klute, Kevin Kretzler, Annette Dülme, Stefanie Bald, Laura Marie Dicke und Boris Schopper

Derzeit läuft beinahe wieder der Normalbetrieb. 60 Plätze stehen zur Verfügung, 35 belegt er davon derzeit. Aus Vorsicht. Bis Mitte Juni ist alles komplett ausgebucht, vermutlich bleibt das auch in den Sommerferien so. Soccal hofft bis dahin mehr Plätze zur Verfügung zu haben.

Fast Normalbetrieb in Winterberg

„Es läuft fast alles normal. Mir fast schon zu normal, daher gehen wir es vorsichtig an, um nicht der erste Campingplatz zu sein, der bekannt dafür ist, viele Coronakranke zur Folge zu haben. Ich arbeite kostendeckend. Das reicht mir erstmal“, erzählt Soccal.

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Seit acht Jahren betreibt er den Campingplatz im Kapperundweg. Unter normalen Bedingungen sei der Platz immer gut besucht im Jahr, mit gelegentlichen Ausnahmen. Einen derartigen Ansturm von Anfragen hat er in dieser Art dennoch noch nicht erlebt. Zur Spitzenzeit gehen am Tag 100 Anrufe und 100 E-Mails bei ihm ein. Ohne Corona wäre darüber sehr glücklich, wie er sagt.

Abstände sind gegeben

Abstände sind vor Ort kein Problem. 2,50 Meter sind es überall mindestens zwischen den Parteien. Eine Vollbesetzung des Platzes ist daher eigentlich möglich, aber laut Soccal ist das Sanitärgebäude dafür zu klein. Zu riskant also.

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„Die Leute sind aber generell vorsichtig, wenn es um das Sanitärgebäude geht. Sie nutzen dann eigene Möglichkeiten oder zeigen sich sehr geduldig“, erklärt der Campingplatzbetreiber. Die Kunden fragen im Vorfeld gezielt nach den Waschmöglichkeiten und sind erleichtert, dass es geöffnet ist. Normalerweise tummeln sich fünf Leute am Waschbecken, wenn Soccal eine Runde über das Gelände dreht. Jetzt ist es maximal eine Person zur gleichen Zeit.

Sicherheitsmaßnahmen auf dem Campingplatz

Als Dauercamper vor drei Wochen bereits auf den Platz zurückkehren durften, baute Soccal eine Trennwand an der Rezeption auf, verschloss das Büro, um Kontakt zu vermeiden und bat Gäste einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Jetzt achtet er auf Abstand und bittet die Gäste einen Mund-Nasen-Schutz bei der Anmeldung zu tragen und auch im Sanitärgebäude, weil die Wege dort eng sind.

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Die acht Wochen lange Pause für Gäste ließ Soccal aber nicht ungenutzt verstreichen. „Das war ein Vorteil von Corona. Wir haben Fenster in die Duschen eingebaut, ein zusätzliches Waschbecken installiert, die Plätze begrünt, Desinfektionsmöglichkeiten am Eingang geschaffen. Wir haben alles getan. Jetzt kommt es auf die Gäste an.“

Geschäft an den Feiertagen gesichert

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Christi Himmelfahrt, Pfingsten, Fronleichnam - dass die Campingplätze pünktlich zum Feiertagsmarathon wieder öffnen durften, spielt den Betreibern natürlich in die Karten. Und auch für die Sommerferien wird schon fleißig gebucht. In den vergangenen zwei Monaten sah es aber nicht so gut aus. Während der zwangsweisen Schließung aufgrund der Corona-Pandemie musste Soccal für einen Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden. Das Ostergeschäft fiel aus, die Wochenendarbeit fiel weg. „Wir haben Stress, aber noch nicht so wie bei 60 belegten Plätzen“, beschreibt er die Situation, die für seinen Kollegen immer noch Folgen hat.

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Durch die Pläne in anderen Ländern fehlt auch der Besuch aus den Niederlanden in Winterberg. Sie machen normalerweise ein Drittel der Gäste aus, jetzt kommen vor allem Besucher aus Bayern. „Es waren nur acht Wochen, aber die Leute wollen raus. Es ist der Wahnsinn“, sagt Soccal. Der Bikepark und das Skigebiet locken laut Soccal ohnehin jedes Jahr mehr Gäste zu ihm. Die Stimmung ist bei ihm derzeit positiv. Wenn er seinen Platz zu 75 Prozent ausbuchen kann und das Wetter bis Oktober mitspielt, sieht er sogar noch eine Chance den Jahresumsatz zu retten.

Viel los in Brilon

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Viele Anfragen gehen auch bei Petra Terhardt in Brilon ein. Zusammen mit ihrem Mann Axel betreibt sie dort einen Campingplatz. Von Normalität sind sie noch entfernt, aber seit dem 7. Mai steht auch bei ihr das Telefon nicht still. „Es ist ein anderer Andrang als sonst“, sagt sie, „normalerweise verteilen sich die Buchungen auf das ganze Jahr. Das ist schon eine Herausforderung, weil jetzt alle auf einmal Interesse haben.“

Camping im Sauerland.
Camping im Sauerland. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Kurzarbeit musste sie nicht anmelden, weil nur sie und ihr Mann in Vollzeit auf dem Platz arbeiten. Auch sie nutzten die Zwangspause, um das Gelände auf Vordermann zu bringen. 106 Plätze hat sie zur Verfügung. Verlängerte Wochenenden sind ausgebucht. Auch hier fehlt der Besuch aus den Niederlanden.

Besuch aus Holland ist wichtig

Derzeit wären unter den üblichen Umständen rund 20 Prozent der Gäste aus dem Nachbarland. Ab dem 1. Juli sollen auch die Niederländer wieder verreisen dürfen. Perfektes Timing. „Im Juli und August sieht es bei uns anders aus. Da sind dann 80 Prozent der Gäste aus Holland und 20 Prozent sind aus Deutschland“, sagt Terhardt, die selbst gebürtige Niederländerin ist.

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Sie ist noch unsicher, ob sich das Geschäft so gut entwickeln wird, dass der Jahresumsatz zu retten ist. „Das sehen wir dann am 31. Dezember. Aber wir wollen den Kopf deswegen nicht in den Sand stecken. Die Stimmung ist bei uns immer gut.“

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