Oesdorf. Das geplante 850-jährige Dorfjubiläum konnte wegen Corona nicht gefeiert werden. Die neue Dorfchronik gibt jetzt Einblicke in die Geschichte.

Als Oesdorf noch „nahe bei Warburg“ lag, die sieben Quellen im 700-Seelen-Dorf im Sommer austrockneten und die Menschen ihr Trinkwasser aus der Diemel bei Westheim holen mussten, über 150 Oesdorfer auswanderten, um in Amerika ihre Zukunft zu suchen und Wildschütz Klostermann Unterschlupf bei seinem Kumpel aus Oesdorf fand und noch viele weitere wichtige und weniger wichtige Ereignisse geben der neuen Dorfchronik viel Lesespaß, garniert mit alten Fotografien, Oesdorfer Gedichten und Liedern.

Druckfrisch präsentierten sie jetzt Ludwig Leßmann als Verantwortlicher des Redaktions- und Autorenteams und Ortsbürgermeister Alfred Müller. Auf 220 Seiten sind Geschichten und Geschichte aus 850 Jahren von Osnincthorpe bis Oesdorf nachzulesen.

Corona verhindert Dorffeier

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Eigentlich sollte das neue Dorfgeschichtsbuch zum runden Dorfjubiläum ganz groß präsentiert werden. Es sollte ein Dorfjubiläum werden, von dem die Oesdorfer und Besucher noch lange reden würden. Die Planungen waren im vollen Gange. Dann kam Corona.

Am letzten Juniwochenende sollte das 850-jährige Dorfjubiläum gefeiert werden, mit einem zweitägigen Johannesmarkt, an dem sich das ganze Dorf von seiner besten Seite im Früher und Jetzt präsentieren wollte. Die Stände waren vergeben. Die Handwerker und Firmen wollten alte und neue Produktionsweisen darstellen.

Theaterstück über Wildschütz Klostermann

Ein Theaterstück über den legendären Wildschütz Klostermann wurde eingeübt. Zwei Jahre hatte sich die Theatergruppe schon damit beschäftigt. Das Stück hatte Josef Förster 1953 geschrieben. Er selber spielte bei der Aufführung den Wildschütz. Von den fünf Akten waren allerdings zwei spurlos verschwunden. Kurzerhand hat die Theatergruppe selber neue geschrieben, denn aus der Überlieferung kennt jeder Oesdorfer die Geschichte um den legendären Klostermann. Anfang des Jahres waren die Proben im vollen Gange.

Hier gibt es die Chronik

Die Dorfchronik „850 Jahre Oesdorf“ in DIN-A-4-Format, 220 Seiten, ist von der Druckerei Boxberger in Marsberg gedruckt worden. Herausgeber ist der der Förderverein Zukunft Oesdorf.

Zu bestellen ist es für 20 Euro beim Ortsbürgermeister Alfred Müller,Tel. 02994 1234.

Dann machte Corona einen dicken Strich durch alle Planungen für das Dorfjubiläum. „Schließlich haben wir alles abgeblasen. Schweren Herzens. Aber es ging nicht anders“, sagt Ortsbürgermeister Alfred Müller. Er und mit ihm die ganze Dorfgemeinschaft hoffen, dass sich bis nächstes Frühjahr die Corona-Situation so entwickelt hat, dass der Johannesmarkt und die Aufführung des Klostermann-Theaterstückes nachgeholt werden können.

Aufstellen einer Gedenkstele in Oesdorf

Geplant war zudem das Aufstellen einer Gedenkstele am Jubiläumssonntag nach dem Hochamt. Die Stele soll noch in diesem Jahr feierlich aufgestellt werden. Darin wird eine Zeitkapsel eingelassen, für Briefe oder Berichte der Oesdorfer.

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Corona vermochte es jedoch nicht, die Verfasser der neuen Dorfchronik aufzuhalten. Drei Jahre Vorbereitungszeit liegt hinter dem zehn-köpfigen Redaktionsteam um Ludwig Leßmann und den 19 Autoren. Zeitzeugen wurden befragt, Archive durchforstet und Texte in Sütterlinschrift übersetzt. „Allen, die mir durch Rat und Mitarbeit, durch Bereitstellung von Fotos oder Unterlagen, durch Überlassung von persönlichen Aufzeichnungen oder mit mündlichen Berichten beigetragen haben, möchte ich herzlich danken“, schreibt Leßmann in seinem Grußwort am Anfang des Buches.

Menschen im Fokus

„Beim Jubiläum eines Dorfes geht es nicht in erster Linie um Gebäude oder Institutionen. Es geht vielmehr um 850 Jahre Leben von Menschen“ findet Ortsbürgermeister Müller. Und all das findet sich komprimiert in der neuen Dorfchronik wieder.

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Die Chronik soll allen Bürgern die Ortsgeschichte näherbringen. So ist im Kapitel „Unser Dorf“ das Wappen beschrieben und die Lage des Ortes. Im Bericht über die geschichtliche Entwicklung ist eine Postkarte abgedruckt, mit dem Aufdruck: „Gruß aus Oesdorf bei Warburg“. Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind dargestellt und auch die Oesdorfer Rentner mit ihrem Lied finden sich wieder.

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Das Kapitel „Rund um die Kirche“ beschreibt Oesdorf unter der Herrschaft des Krummstabes mit Besitz und Einfluss des Klosters Dalheim außerhalb der Klostermauern. Auch der Dichterpfarrer von Oesdorf Ferdinand Heitemeyer kommt zu Wort, ebenso die Abpfarrung Meerhofs von der Pfarrei Oesdorf in 1902.

Geschichte der Schule

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Die Geschichte der Schule hat Co-Autor Siegfried Rosch mit großer Akribie aufgearbeitet. „Eine über 300-jährige Schulgeschichte mit kümmerlichem Anfang und einem ruhmlosen Ende ist abgeschlossen“, schreibt er. 1985 wurde der letzte Grundschuljahrgang eingeschult. Siegfried Rosch ist selber pensionierter Lehrer, eben so Ludwig Leßmann und der zweite Co-Autor Johannes Klüppel. Klüppel hat sich um das Thema Landwirtschaft im Laufe der 850 Jahre gekümmert.

Er hat sich auch maßgeblich für die Gründung des Musikvereins in 2004 eingesetzt .„Die Vereine sind die Seele eines Dorfes“, sagt Ludwig Leßmann. Deshalb haben auch sie natürlich eigene Kapitel erhalten. Oesdorf in schweren Zeiten beschreibt die Zeit der Kriege und Weltkriege. Oesdorfer Hausnamen wurden aufgearbeitet, ebenso die Heinrichsflut von 1965 oder die Schankwirtschaft Wüllner.

Oesdorf-Ferien-Rallye in den Sommerferien

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Corona hat in Oesdorf das 850-jährige Dorfjubiläum mit seinem schon fast fertigen Rahmenprogramm verhindert. Als kleiner Ersatz soll in den Sommerferien eine Oesdorf-Ferien-Rallye stattfinden unter der Regie von Marion von Rüden, zertifizierte Wanderführerin. Mitmachen können alle, die Spaß an Bewegung und Quizfragen haben. Familien aus und um Oesdorf eben so wie Wanderer oder Spaziergänger.

„Mir als Gästewanderführerin und Mutter liegt es am Herzen, dass die Kinder, deren Aktionsradius derzeit sehr eingeschränkt ist, in den Ferien zum einen eine Beschäftigungsmöglichkeiten haben und sich gleichzeitig mit ihrer Heimat, ihrem Zuhause auseinanderersetzten“, beschreibt Marion von Rüden die Intention hinter der Dorf-Rallye.

20 Quizfragen für die Teilnehmer

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Wer mitmachen möchte, erwirbt gegen einen kleinen Unkostenbeitrag einen Spielplan in Form einer Landkarte von Oesdorf mit dazugehörigem Fragebogen. Mit dem Spieleinsatz gibt es gleichzeitig ein Los für die Tombola. Im Fragebogen gilt es, circa 20 Quizfragen zu Oesdorf zu lösen, um ein Lösungswort zu erhalten. Teilweise müssen hierzu Informationen im Dorf gesucht und bestimmte Einwohner angesprochen werden.

Zusätzlich werden im Dorf und rundherum auf den gängigen Spazierwegen Aufgaben verschiedener Art hinterlegt. Das kann ein laminierter Zettel am Baum mit einem Hinweis sein, eine Tupperdose mit Material für ein Spiel, eine weitere Quizfrage, eine Aufgabe für die Wahrnehmung, ein Wortspiel und vieles mehr. Die Zettel und Dosen sind nummeriert, können aber in beliebiger Reihenfolge gefunden und bearbeitet werden. Die jeweiligen Fundorte der Aufgaben können in der Karte eingetragen werden.

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Nicht alle Fragen müssen beantwortet werden, um an der Verlosung teilnehmen zu können. Jede Familie, die den Spielplan erworben hat, ist dabei. Ortsbürgermeister Alfred Müller führt die Verlosung durch.