Padberg. Wo stand die jüdische Schule in Padberg? Das Team-Heimat im Förderverein Ring Padberg hat es herausgefunden. Ein Zufall brachte sie auf die Spur.

Die ehemalige Dorfsynagoge ist längst zum Wahrzeichen von Padberg geworden. Sie wurde aber nicht als Synagoge erbaut. Dass es in Padberg auch eine jüdische Schule gab. Das war wohl vielen bekannt. Doch wo sie gestanden haben könnte, oder wann sie erbaut wurde, wusste niemand.

Durch Zufall konnte das Ehepaar Claudia und Thomas Linnenbrink aus dem „Team Heimat“ im Förderverein Ring Padberg das Geheimnis jetzt lüften: Die ehemalige Dorfsynagoge wurde auch als jüdische Schule genutzt. Claudia Linnenbrink: „Und sehr wahrscheinlich als solche überhaupt erst erbaut.“ Die Nutzung als Synagoge entwickelte sich erst daraus.

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Die Linnenbrinks sind kulturhistorisch viel unterwegs. Beide arbeiten im Stadtarchiv Marsberg, also direkt an der Forschungsquelle. Beide engagieren sich auch im Projekt „Streitkulturen: Herren, Hexen und Halunken“. Das Projekt läuft über die Wewelsburg und will die Stätten der Rechtsgeschichte im südlichen Paderborner Land und dem angrenzenden Hochsauerlandkreis ins rechte Geschichtsbewusstsein rücken.

Archiv der Gräfin Droste zu Vischering

Im Zuge der Forschungen für das Projekt waren die Linnenbrinks im Archiv der Gräfin Droste zu Vischering in Padberg auf der Suche nach Unterlagen zum Thema „Juden“. Dies ist neben „Fehden“ einer der beiden Schwerpunkte, die für Padberg in der bald erscheinenden Broschüre der Arbeitsgemeinschaft des Projektes behandelt wird.

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Bei den Recherchearbeiten stieß Claudia Linnenbrink auf ein interessantes Dokument. „Ich traute meinen Augen nicht“, so Claudia Linnenbrink gegenüber der WP, als sie auf dem dreiseitigen Dokument die schlichten Worte las: „Judensachen – Schulbau“. Mit Feuereifer machten sich die Linnenbrinks an die Transkription des alten Dokuments. Und landeten einen Volltreffer.

Aus der Übersetzung geht hervor, dass die Judenschaft die Herrschaft um die Erlaubnis zum Bau einer Schule bittet, da die bisher genutzte Schulstube bei einem Brand zerstört wurde. Wörtlich: „Da die hiesige Judenschaft unterthanigst angezeigt wie daß Sie wegen der im vorigen Jahr durch den alhier gewesenen brand verlorenen Schulstube in des wegeners behausung gezwungen wären eine andere neuzuschaffen,…“

Ein kleiner Platz an des Joseph Heinemans Behausung.

Einzige Fachwerksynagoge in Westfalen

Die ehemalige Dorfsynagoge diente bis 1932 als Gotteshaus, wurde dann verkauft und umfunktioniert. Dadurch entging sie dem Novemberprognom 1938.

Heute ist sie einzig erhaltene Fachwerksynagoge in Westfalen und dient als Mahnmal.

Erste jüdische Einwohner wurden in Padberg um 1672 erwähnt. 1847 wurde der Synagogenbzirk Padberg gegründet.

Die Erlaubnis wurde erteilt und so erwarb die jüdische Gemeinde „einen kleinen Platz an des Joseph Heinemans behausung von des Ricus Maeß, und Erben Köhlers Garten und Mistenstätte mit bewilligung und Consens der Gutshrn(Gutsherren)“.

Auch die Größe der geplanten Schule wird genau angegeben. Claudia Linnenbrink: „Das waren genau die Maße der Synagoge.“ Noch lag der Standort im Dunklen. Aufklärung brachte das Team-Heimat-Mitglied Reinhard Götte. An Hand alter Karten und Katastereinträgen macht er den Ort aus, an dem die Schule stand: Direkt dort, wo heute noch die Synagoge steht.

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„Wir konnten das kaum glauben“, so Claudia Linnenbrink weiter. Der Text selber verrate aber, dass es sich bei der Synagoge tatsächlich auch um die alte jüdische Schule handele, denn die Juden erhalten die Erlaubnis „in derselben Schule aber sich ordentlich betragen und Ihren Gottesdienst soviel möglich in aller Stille ohne Tumult verrichten sollen und wollen“. „Diese Vorgabe“, so Claudia Linnenbrink, stimme auch mit der Definition einer Synagoge überein, die besage, dass Synagogen nicht nur dem jüdischen Gottesdienst dienen, sondern auch Gemeindeveranstaltungen, der Erwachsenenbildung und der Bereitstellung von Hebräischschulen für schulpflichtige Kinder.

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Weiter hat sie herausgefunden, dass die Nutzung des Gebäudes „künftig hin ohne die mindeste Abgabe“ erfolgt. Claudia Linnenbrink: „Neben dem Alter der Synagoge, das Schriftstück stammt aus dem Jahre 1799, fanden wir in der Bestimmung zum Bauholz auch die Erklärung dafür, warum das dendrochronologische Gutachten das verbaute Holz auf einen Zeitraum zwischen 1770 und 1790 datiert.“ Die jüdische Gemeinde durfte kein neues Holz schlagen und griff auf alte Balken und alte Bestände aus abgerissenen oder abgebrannten Häusern oder Restbeständen zurück. Claudia Linnenbrink; „Das war im Übrigen für die damalige Zeit nicht unüblich.“