Padberg. . Die Aufmerksamkeit der sieben jüdischen Frauen war Norbert Becker am Mittwoch gewiss. Schließlich tauchte Padbergs Ortsheimatpfleger beim Besuch der Delegation aus Israel in der Fachwerksynagoge tief in die Geschichte ein. „Jüdische Familienforscher gehen davon aus“, so Becker, „dass etwa 500 Jahre lang auch Juden zur Padberger Dorfgemeinschaft gehörten und die jüdische Gemeinde Padberg die zweitälteste in ganz Westfalen gewesen sein soll“.

Die Aufmerksamkeit der sieben jüdischen Frauen war Norbert Becker am Mittwoch gewiss. Schließlich tauchte Padbergs Ortsheimatpfleger beim Besuch der Delegation aus Israel in der Fachwerksynagoge tief in die Geschichte ein. „Jüdische Familienforscher gehen davon aus“, so Becker, „dass etwa 500 Jahre lang auch Juden zur Padberger Dorfgemeinschaft gehörten und die jüdische Gemeinde Padberg die zweitälteste in ganz Westfalen gewesen sein soll“.

In den Vitrinen sind alte jüdische Gebetsbücher und eine Torarolle ausgestellt. An den Wänden hängen Fotografien, unter anderem vom jüdischen Friedhof, der jüdischen Synagoge und der jüdischen Schule in Niedermarsberg. „Juden haben über Jahrhunderte wie selbstverständlich zu Padberg gehört.“ Norbert Becker erzählt der jüdischen Reisegruppe, darunter auch eine arabische Christin, alles, was er über die Geschichte der Juden in Padberg weiß. Und das ist ziemlich viel. Silvi Behm aus Haifa übersetzt Wort für Wort.

Voneinander lernen

Am vergangenen Montag sind die acht Frauen aus Israel im Rahmen eines Austauschprogrammes mit dem Jugendamt Paderborn in der Domstadt eingetroffen. Sie absolvieren Weiterbildungsseminare im Beit-Rutenberg-Institut in Haifa. Silvi Behm leitet dort die deutsche Abteilung und spricht sehr gut Deutsch. Die Frauen aus Haifa arbeiten in Kindergärten, sind als Lehrerinnen oder in der Jugendarbeit beschäftigt, einen deutschen Hintergrund haben sie nicht. Das Austauschprogramm des Instituts mit Deutschland gibt es seit 57 Jahren, seit 1991 begleitet und organisiert Oliver Boraucke vom Jugendamt Paderborn die Aktivitäten auf deutscher Seite. Er stellt der Gruppe Schulen und soziale Einrichtungen vor, „damit sie von einander lernen können“, wie er sagt, und begleitet auch die Austauschfahrten nach Israel.

Natürlich ist auch Kultur wie der Abstecher nach Padberg mit im Programm. Der stellvertretende Bürgermeister Johannes Wüllner und Kreisheimatpfleger Hans-Jürgen Friedrichs aus Nuttlar begrüßen die Reisegruppe im liebevoll eingerichteten Heimatstübchen von Norbert Becker. Unter den Gästen ist auch die Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Paderborn, Monika Schrader-Bewermeier.

Fachwerksynagoge wurde an Handwerksmeister verkauft

In Padberg steht die einzige Fachwerksynagoge in Deutschland.

Ihre erste urkundliche Erwähnung ist vom 9. Februar 1751.

1831 war jeder siebte Bürger im Dorf ein Jude. Zum Synagogenbezirk Padberg gehörten auch Beringhausen, Bontkirchen, Helminghausen, Messinghausen, Rösenbeck, Madfeld und Giershagen.

Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Zahl der jüdischen Mitbürger soweit zurück, dass die Gemeinde aufgelöst und die restlichen Juden der Gemeinde Marsberg zugeordnet wurden. Sie verkaufte 1931 die Synagoge an einen Handwerksmeister, der sie als Lager nutzte. Dadurch entging sie 1938 dem Novemberpogrom.

1000 Besucher führte Ortsheimatpfleger Becker allein 2013 durch die Synagoge.

„Vielen, vielen Dank für den tollen Vortrag und die Führung durch die Synagoge“, bedankt sich Silvi Behm ganz gerührt bei Norbert Becker. „Man merkt, dass Sie da mit ganzem Herzen hinterstehen.“ Sie werde in Israel erzählen, wie gut die jüdische Synagoge und die jüdische Geschichte in Padberg gehütet werden. „Man kann sich richtig vorstellen, wie die Juden früher in der gemütlichen Atmosphäre der Synagoge gebetet haben“, sagt sie. „Das hier heute ist der Höhepunkt unserer Reise.“

Kerzenhalter zur Erinnerung

Die Frauen aus Haifa werden nicht müde, die Synagoge von innen und außen zu fotografieren, und übergeben dem Ortsheimatpfleger zwei Schabbat-Kerzenhalter als Dankeschön. Die Schabbat-Kerzen werden traditionell am Freitagabend, etwa 18 Minuten vor Sonnenuntergang, angezündet. Sie stehen für „Schamor und Sachor“ – „gedenke und halte“. Als nächstes stehen Besuche der jüdischen Gemeinden in Speyer, Heidelberg und Freiburg auf dem Plan, bevor die die israelische Reisegruppe am kommenden Mittwoch die Heimreise antritt.