Altkreis. Absagen über Absagen: Corona legt das Kulturleben nahezu lahm. Betroffen: Brilon blüht auf, Autosalon oder gleich zwei Kneipennächte.
Absagen, Absagen, Absagen. Inzwischen bedroht Corona das kulturelle und gesellschaftliche Leben in der Region. Die Stadt Brilon hat gestern bis Mitte April alle städtischen Veranstaltungen abgesagt. Dazu zählen Autosalon, Kneipennacht und „Brilon blüht auf“ mit Vorstellung der Waldfee. Ob die Termine nachgeholt werden können, ist noch fraglich.
Mockridge und Gstettenbauer
In Olsberg trifft es zum Beispiel ein zweites Mal die Fans des Komikers Luke Mockridge. Im Frühjahr 2019 musste der Termin wegen Fernseh-Aufzeichnungen verschoben werden. Den Auftritt am 2. April in der Konzerthalle bringt nun Corona zu Fall. Jörg Fröhling, Sprecher der Stadt Olsberg: „Die Stadt wird die Veranstaltung per Ordnungsverfügung untersagen.“ 1200 Karten waren verkauft worden.
Solche Entscheidungen sind momentan auch für die Veranstalter nicht einfach. „Eine solche Situation hat es in über 30 Jahren, in denen wir in der Branche tätig sind, noch nicht gegeben“, sagt Franziska Kickermann vom phono-forum in Menden, eine Agentur, die schon viele Stars in die Region geholt hat. Im Falle von Mockridge sei man mit allen Beteiligten bemüht, eine Lösung zu finden. Fans und Karteninhaber werden um etwas Geduld gebeten. Aller guten Dinge sind Drei, vielleicht gibt es einen neuen Anlauf. Auch der Abend mit Comedian Maxi Gstettenbauer am 19. März in Brilon läuft über die Kickermanns. Für ihn wird es einen neuen Termin am Sonntag, 14. Juni, geben. Tickets müssen nicht getauscht werden; sie behalten ihre Gültigkeit.
Auch interessant
„Zurzeit ist sehr viel in der Schwebe. Wir stehen in engem Kontakt mit den Behörden. In der Regel prüfen wir bei Absagen, ob es Ausweichtermine gibt. Wenn nicht, gehen die Karten zurück und das Geld wird erstattet“, sagt Franziska Kickermann. Da die Absagen durch höhere Gewalt entstanden seien, würden Verträge mit den Künstlern in der Regel aufgehoben. Schlecht für die Akteure. Aber auch schlecht für den Veranstalter, denn der bleibt auf etlichen Kosten sitzen.
Sarah Connor und Giesinger
Auch für den heimischen Konzertveranstalter Gisbert Kemmerling heißt es: Auf die behördlichen Entscheidungen warten. Erst wenn Hallen gesperrt oder - wie in NRW geschehen - Events ab 1000 erwarteten Besuchern nicht stattfinden dürfen, lassen die einschlägigen Verträge eine Absage zu. Für den 25. April hat Kemmerling die Rammstein-Tribute Band „Stahlzeit“ in der Konzerthalle Olsberg verpflichtet, für den 10. Juli die „Hooters“ in der Gemeindehalle Alme. Kemmerlings größte Show in diesem Jahr ist das Sommer-Open Air mit Sarah Connor und Max Giesinger am 1. August in Willingen. Die derzeitige Risikolage rund um Corona betrachte er gemäß seiner ganz persönlichen Lebenseinstellung: Er sei „ein Realist mit Hang zum Optimismus“.
Auch interessant
Kein Edgar-Knecht-Konzert
In Winterberg wurden die für Samstag geplante Kneipen-Nacht, das Jazz-Konzert mit Edgar Knecht und Frederik Köster im Forum des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Winterberg am 20. März sowie der Gesundheitstag am 29. März im Hapimag Ferienresort verschoben. „Wir bedauern das sehr. Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation und der Entwicklungen in den vergangenen Tagen auch in unserer Region können wir nicht verantworten, diese Veranstaltungen durchzuführen“, betont WTW- und Stadtmarketing-Geschäftsführer Michael Beckmann. Es gibt bereits Ersatz-Termine. Ob das „3. Winterberger Stadterlebnis“ am 9. und 10. Mai ebenfalls verschoben wird, wird sich noch entscheiden.
Auch interessant
Groß-Hochzeit erlaubt?
Der Erlass der Landesregierung, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen, betrifft öffentliche und auch private Veranstaltungen. Nach Informationen der WP soll die Konzerthalle im April für eine große private Hochzeitsfeier gebucht sein. Die Stadt hält sich bedeckt: Mit Blick auf den gesetzlichen Schutz personenbezogener Daten könne er dazu keine Auskunft geben, sagt Jörg Fröhling. Er könne daher weder sagen, ob eine solche Veranstaltung geplant sei noch ob sie abgesagt würde. Eine „Risikobetrachtung“ werde aber bei jeder größeren Veranstaltung vorgenommen. Dazu gehöre es zu prüfen, welcher Art die Veranstaltung sei, woher die Teilnehmer kommen und ob die Teilnehmer-Kette im Fall eines Falles nachvollziehbar sei. Schriftliche Antwort der Stadt: „Entsprechend des Erlasses der NRW-Landesregierung wird die Stadt Veranstaltungen im Stadtgebiet überprüfen und - falls notwendig - gegenüber den Veranstaltern Ordnungsverfügungen aussprechen. Dies ist die Marschroute, die nun aber für den jeweiligen Einzelfall geprüft und umgesetzt werden muss.“
Hallenberg und die Passion
Genau wie die Stadt Brilon in Sachen Hansetage verhält sich die Freilichtbühne in Hallenberg. Abwarten, weiter planen und Ruhe bewahren. Am Hansewochenende soll in der Nuhnestadt die Passion Premiere feiern. Nur alle zehn Jahre spielt das Theater dieses Stück. Und erfahrungsgemäß kommen gut und gerne 1200 Zuschauer pro Aufführung; 32 sind geplant.
Auch interessant
Bühnensprecher Georg Glade: „Wir haben bisher nur intern über die Problematik gesprochen. Unsere Proben laufen weiter. Unser Ziel heißt Premiere am 7. Juni und komplette Spielzeit.“ Eine Beschränkung auf unter 1000 Besucher hält Glade für eher unwahrscheinlich. Sollte sich die Situation weiter zuspitzen, wäre es denkbar, dass die Bühne die Passion bis ins Detail ausarbeitet und dann im Jubiläumsjahr – im nächsten Jahr wird die Freilichtbühne 75 Jahre alt – aufführt. Aber bis Ostern wolle man auf jeden Fall die Entwicklung erstmal abwarten.
Jede Menge weitere Absagen
Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt hat sich der Vorstand der Kreisjägerschaft Hochsauerland dazu entschlossen, die Mitgliederversammlung am Freitag, 3. April, in Radlinghausen abzusagen. Ein Nachfolgetermin wird bekannt gegeben. Der 32. Landeswettbewerb im Jagdhornblasen am 16. und 17. Mai im Wildwald Vosswinkel kann aufgrund der Pandemie ebenfalls nicht stattfinden. Landesjagdverband NRW als Veranstalter und die Kreisjägerschaft Hochsauerland als Ausrichter haben sich dazu entschlossen, die Veranstaltung mit ca. 1500 Jagdhornbläsern zuzüglich Besucher aus ganz NRW abzusagen.
Die für Samstag geplante Generalversammlung der Schützenbruderschaft St. Cyriakus Bruchhausen wird verschoben. Ein neuer Termin wird bekannt gegeben. Die für den 13. März geplante Generalversammlung des Fördervereins der Löschgruppe Elpe findet nicht statt.
Die für Samstag, 21. März, im Vereinsheim in Olsberg-Heinrichsdorf geplante Mitgliederversammlung der Sektion Hochsauerland des Deutschen Alpenvereins fällt aus.
Die Caritas-Seniorenreise der Caritas Brilon ins tschechische Franzensbad, die im April stattfinden sollte, ist abgesagt.
Das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, Stiftung Kloster Dalheim hat den geplanten Vortrag „Die Legende von der jüdischen Weltverschwörung“ von Dr. Michael Hagemeister am Sonntag, 15. März, abgesagt.
Auch interessant
Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer und die Briloner Landfrauen bedauern es sehr, aber „wir sagen hiermit den Gottesdienst am Samstag, 14. März, um 18 Uhr in der Reithalle Witthaut ab, um Menschen vor Ansteckung mit dem Corona-Virus zu schützen. Der Gottesdienst wird zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden.“
Das Metal-Diver Festival in Marsberg, das für den 14. März geplant war, fällt aus. Die Veranstalter verweisen auf die Krise durch das Coronavirus. Zu der Veranstaltung kommen jedes Jahr rund 1000 Besucher nach Marsberg. Es ist eines der größten Metalfestivals im Sauerland. Ein Ersatztermin wird gesucht.