Brilon. . PETA hat einen heimlich gedrehten Film von einem Bio-Hof im Raum Brilon veröffentlicht und prangert Missstände an. Droht erneut ein Skandal?

  • Tierschutz-Aktivisten veröffentlichen Film-Material im Internet und auf Facebook
  • Inhaber des von PETA kritisierten Hofs schaltet Rechtsanwalt aus Hamburg ein
  • Das Veterinäramt des Hochsauerlandkreises hat keine größeren Beanstandungen

Die Organisation PETA hat einen heimlich gedrehten Film von einem Bio-Bauernhof im Raum Brilon veröffentlicht. Darin werden mutmaßlich Missstände bei der Haltung von Ziegen angeprangert. Droht nach der Affäre um dutzende verendetet Ziegen auf einem Hof bei Medebach erneut ein Skandal im Hochsauerlandkreis? Das Veterinäramt schätzt die Situation auf dem jetzt von PETA ins Visier genommenen Hof als nicht dramatisch ein.

Stockhiebe im Melkstand: Mitarbeiter wurde entlassen

In dem dreiminütigen Beitrag ist unter anderem zu sehen, wie ein Mitarbeiter mit einem Stock und mit seiner Faust auf Ziegen im Melkstand einschlägt. Dieser Mitarbeiter wurde nach Angaben des Rechtsanwalts Dr. Walter Scheuerl entlassen, nachdem dem Hofinhaber das Filmmaterial vorgelegt wurde. Sein Mandant habe bis dahin keine Kenntnis davon gehabt, dass seine Tiere geschlagen wurden, sagte Scheuerl am Freitag zur WP. Der Hofinhaber hatte den Hamburger Medienanwalt unter anderem deshalb eingeschaltet, weil der Beitrag am Samstagabend für die Sendung „Hund - Katze - Maus“ bei Vox angekündigt worden war. Der Rechtsanwalt hatte den Sender aufgefordert, auf die Ausstrahlung der Aufnahmen zu verzichten, da sie rechtswidrig entstanden seien.

Aufnahmen bei Dunkelheit heimlich im Stall gedreht

Im weiteren Verlauf des Films werden Szenen aus dem Ziegenstall gezeigt. Die Tierschutzorganisation kritisiert die Haltung der Tiere als nicht artgerecht. Die Ziegen seien auch „stark unterernährt, haben offene Wunden und lahmen“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Laut PETA hat Bioland NRW dem Landwirt nach Sichtung der Aufnahmen das Verbandszertifikat entzogen.

Die Aufnahmen, die bei Dunkelheit heimlich im Stall gedreht wurden, seien widerrechtlich entstanden, so Scheuerl. Die Filmsequenzen, die PETA als „massive Tierquälerei“ bezeichnet, zeichneten ein Zerrbild, das den tatsächlichen Gegebenheiten am Hof nicht entsprechen würden, so der Rechtsanwalt.

Die Organisation zeigte den Landwirt und zwei Mitarbeiter des Bauernhofs bei der Staatsanwaltschaft Arnsberg an. Sie fordert ein „Tierhalteverbot und empfindliche Strafen wegen massiver Tierquälerei“. Scharfe Kritik übt PETA auch am Veterinäramt. „Die Ziegen waren ihren Peinigern offenbar schutzlos ausgeliefert, da das zuständige Veterinäramt den Betrieb auch nach mehreren Meldungen offenbar nicht gewissenhaft kontrollierte“, so Syndikusrechtsanwältin Sophie Nouvertné.

Veterinäramt: Keine Mängel bei Ziegenhaltung

Der Hochsauerlandkreis schätzt die Situation anders ein. Der Großteil der Vorwürfe sei nicht belastbar, sagte Kreissprecher Martin Reuther zur Westfalenpost – das gelte insbesondere, nachdem der Hofinhaber den Mitarbeiter, der die Ziegen misshandelt habe, entlassen habe. Dem Veterinäramt war das Filmmaterial am 6. Dezember zugegangen. Nach Auswertung der Aufnahmen sei der Betrieb am 7. Dezember kontrolliert worden. „Dabei wurde keine Beanstandungen bei der Ziegen- und Hundehaltung festgestellt.“ Tierkadaver, die – wie von PETA im Beitrag behauptet – nicht seuchenschutzkonform auf dem Hof entsorgt worden sein sollen, seinen bei dieser Kontrolle nicht gefunden worden. Im Jahr 2016 sei der Bauernhof von Januar bis November vier Mal kontrolliert worden. Bei der Ziegenhaltung habe es keine Beanstandungen gegeben. Geringfügige Mängel seien bei der Hundehaltung festgestellt worden. Der Inhaber sei schriftlich aufgefordert worden, diese Mängel zu beseitigen. Der Betrieb werde weiter regelmäßig kontrolliert.

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