Medebach/Hochsauerlandkreis. . Ein Viehhändler holt 53 Tiere lebend von dem Gelände. Vier Ziegen werden tot abgeholt. Und es werden skelettierte Überreste im Stall gefunden.
- Das Kapitel Ziegenhaltung auf einem Hof bei Medebach ist jetzt endgültig beendet
- Bei Aufräumarbeiten auf dem Areal werden weitere - zum Teil skelettierte - Tiere gefunden
- Veterinäramt hatte den Hof seit Fund von 30 toten Tieren nach eigenen Angaben wöchentlich kontrolliert
Nach dem Skandal um rund 30 qualvoll verendete Tiere vom Dezember ist das Kapitel Ziegenhaltung auf einem Hof bei Medebach zwar beendet. Ein Viehhändler transportierte 53 Ziegen von dem verwahrlosten Gelände bei Medebach ab. Für mindestens vier Tiere kam die Durchsetzung der Verfügung des Hochsauerlandkreises zur Aufgabe der Herde aber zu spät. Ihre abgemagerten Kadaver wurden in Tonnen gepackt und an den Straßenrand gestellt.
In den Ställen lagen weitere Schädel und Skelette. „Die skelettierte Überreste wurden beim Ausmisten in tiefen Schichten vergraben gefunden“, sagte Kreissprecher Jürgen Uhl am Montag. Laut Angaben des Kreises lagen weitere Kadaver und Schlachtabfälle in der ehemaligen Milchkammer.
Müll und vergammeltes Futter auf dem Hof
Wieder stehen tote Ziegen in Abdeckertonnen am Straßenrand bei Medebach. Wieder liegt beißender Verwesungsgeruch in der Luft. Eine der beiden Tonnen ist umgekippt, eine braune Ziege herausgefallen, dahinter sind zwei andere zu sehen, eine davon ohne Kopf. Unten liegt ein Skelett. Die zweite Tonne hat keinen Deckel, vier Ziegenbeine und Folien ragen heraus. Seit Sonntagnachmittag standen diese Tonnen an einem Wanderweg, am Montag wurden sie von einem Tierkörperverwerter geleert.
Es stinkt zum Himmel
Was sich auf dem Hof abgespielt hat, ist abscheulich. Wer in der Nähe des Areals kommt, merkt, dass es im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel stinkt. Die Verwahrlosung ist mit allen Sinnen wahrzunehmen.
Weshalb konnten diese Zustände nicht eher beendet werden?
Dass Tiere unter diesen Umständen überhaupt gehalten werden konnten – über einen längeren Zeitraum – offenbart Abgründe.
Dass es fast zwei Monate dauerte, bis die Ziegen aus diesem Elend geholt wurden, macht fassungslos.
Dass skelettierte Übereste von Tieren im Stall unter Mist vergammeln, erschüttert.
Dass es nicht möglich war (oder nicht möglich gemacht wurde) diese entsetzlichen Zustände früher zu beenden, macht nachdenklich. Boris Schopper
Die Aufschrift zeigt, dass sie demselben Ziegenhalter gehören der bereits seit Mitte Dezember wegen seiner Tierhaltung im Fokus der Behörden steht, nachdem Anwohner wegen der unhaltbaren Zustände im Stall Alarm geschlagen hatten. Die verwahrlosten Tiere waren unregelmäßig gefüttert worden, rund 30 verendeten. Das Veterinäramt hatte den Hof seitdem nach eigenen Angaben wöchentlich kontrolliert, die überlebenden Ziegen seien dabei jeweils in einem guten Zustand gewesen, hieß es. Diese Tiere wurden vor rund einer Woche von dem Viehhändler aus dem Münsterland abgeholt.
Abwicklung des Ziegenbestands auf Anordnung der Veterinäramts
Der Ziegenhalter und ein mit der Betreuung der Tiere beauftragter Mann, beide aus dem benachbarten Nordhessen, waren schon 2014 aufgefallen, als sie laut Ordnungsamt der Stadt Medebach tote Ziegenlämmer über den Restmüll entsorgen wollten. Einem der beiden war bereits vor Jahren ein Tierhaltungsverbot in Hessen auferlegt worden. Der Betreuer sagte am Montag gegenüber der WP, er sei seit Sommer 2016 nicht mehr auf dem Hof angestellt gewesen. Die Abwicklung des Ziegenbestands habe er auf Anordnung der Veterinäramts in den vergangenen Tagen durchgeführt. Der ehemalige Besitzer der Tiere war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
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An den Zuständen um die beiden gepachteten Ställe hat sich in den letzten Wochen nichts geändert – trotz der Kontrollen. Maschinenwracks, Müll, vergammeltes Futter, meterhoher Mist, aus dem die Jauche in den Boden sickert. Aus der Entfernung sind Blutflecken an einer offen stehenden Tür zu sehen. Auch weitere Türen und Möbel tragen dunkle Spritzer.
Manche Fragen bleiben unbeantwortet
„Wir haben Strafanzeige gestellt und ein Verfahren wegen eines Tierhaltungsverbots eingeleitet“, sagte am Montag Kreissprecher Martin Reuther. Als eine Mitarbeiterin des Kreis-Veterinäramts am 27. Januar zum letzten Mal für eine Nachkontrolle vor Ort gewesen sei, habe nichts auf weitere tote Tiere hingedeutet. Am 28. Januar seien die verbleibenden lebenden Tiere schließlich abgeholt worden. „Ob die anderen vier Ziegen in der Nacht verendet sind oder ob die toten Tiere vor uns versteckt wurden, lässt sich nicht mehr nachvollziehen“, so Reuther.
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