Medebach. . Erschreckende Zustände auf einem Hof bei Medebach haben das Kreisveterinäramt auf den Plan gerufen. 100 Ziegen sollen dort verendet sein.

  • Erschreckende Zustände herrschen auf einem Hofgelände in der Nähe von Medebach
  • Mehr als 100 Ziegen sollen dort verendet sein. Tote Tiere liegen am Straßenrand
  • Das Kreisveterinäramt ist eingeschaltet. 50 dort noch lebende Tiere werden überwacht

Die Bilder sind unerträglich. Auf einer Holzpalette liegen mehrere tote Ziegen direkt an der Straße Richtung Medebach. Sie sind teilweise bereits verwest und von Ratten angenagt. Ohren und Augen sind zerfressen, Knochen und Fleisch durch das verwahrloste Fell zu sehen. Ein beißender, Übelkeit erregender Geruch liegt in der Luft. Daneben stehen eine rote Tierkadaver-Tonne sowie mehrere kaputte Regenfässer, aus denen Beine und Köpfe von nur notdürftig mit zerrissenen Folien abgedeckten Tieren ragen. Eine kleine Ziege passte wohl nicht mehr in die Abfallbehälter und liegt achtlos hingeworfen daneben. Gleich wird ein Lkw von der Tierkörperbeseitigung kommen und sie abholen.

Nachbarn verständigen Veterinäramt

Seit einigen Tagen sind solche Anblicke in der Nähe von Medebach zu beobachten. Die Ziegen gehören einem Mann, der seit Sommer 2014 auf einem Aussiedlerhof zwei jeweils 120 Quadratmeter große Ställe angepachtet hat, um darin gemeinsam mit einem weiteren Mann Milchziegen zu züchten.

Zwischen 150 und 160 Tiere soll die Herde vor einigen Monaten noch umfasst haben, jetzt sind es noch etwas über 50, berichten die Grundstückseigentümerin Helena Imöhl-Golijanin und Nachbar Andreas Dams-Kohn. Sie haben in der vergangenen Woche das Veterinäramt des Hochsauerlandkreises angerufen, weil ihnen der elende Zustand der Ziegen im Stall, die Tierkadaver und der Gestank aufgefallen waren. Ein Anwalt des Tierhalters hatte ihnen zuvor den Zutritt zur verpachteten Stall- und Hoffläche untersagt.

Pacht-Kündigungen ohne Erfolg

Auch um die Ställe herum bieten sich unfassbare Anblicke: Knochen, leere Konservendosen, Autowracks, Hausmüll, verfaulte Siloballen, zersplitterte Neonröhren und Fenster. Der Mist neben dem Stall türmt sich meterhoch. Aus den Misthaufen und den beiden Ställen sickern Abwässer durch die Erde ins Grundwasser.

Seit einigen Monaten hat die Familie Kohn, die das angrenzende Wohnhaus und einen Teil der Hofgrundstücke gepachtet hat, daher u.a. Coli-Bakterien in ihrem Brunnen, über den sie ihr Trinkwasser bezieht. Die Eigentümerin Helena Imöhl-Golijanin ist machtlos. Sie hat dem Ziegenzüchter bereits mehrfach den Pachtvertrag gekündigt, ohne Erfolg. Im Gegenteil, sie erhielt einen Bußgeldbescheid über 5000 Euro, weil das Gelände um den Stall völlig verwahrlost und vermüllt ist.

Gericht entscheidet über Verbot

Zuständig ist in solchen Fällen das Veterinäramt des Hochsauerlandkreises. Der Tierhalter ist dort bereits seit 2014 bekannt. Damals befanden sich tote Ziegenlämmer in der normalen Restmülltonne, die dann in Winterberg auf der Müllkippe landeten. Auch zufällig am Hof vorbeikommende Wanderer hatten verendete Ziegen im Müll entdeckt.

Erschreckende Zustände auf einem landwirtschaftlichen Anwesen bei Medebach. Rund 100 Ziegen sollen dort verendet sein
Erschreckende Zustände auf einem landwirtschaftlichen Anwesen bei Medebach. Rund 100 Ziegen sollen dort verendet sein © Maurer Rita

Laut HSK-Pressesprecher Martin Reuther wird der Stall seitdem zwei- bis dreimal pro Jahr kontrolliert und sei seitdem unauffällig. Beim letzten Termin im Sommer sei ebenfalls noch alles in Ordnung gewesen. Vor Anpachtung des Stalles in Medebach war von einem hessischen Gericht bereits ein Tierhaltungsverbot ausgesprochen worden, das aber ausgesetzt und damit nicht mehr relevant sei, so Reuther.

Strafanzeige gestellt

Die derzeit noch gut 50 lebenden Tiere werden seit der vergangenen Woche alle zwei bis drei Tage kontrolliert und hätten dabei bisher einen ordentlich versorgten Eindruck gemacht. Die Veterinäre sind laut Martin Reuther daher nicht befugt, dem Tierhalter die Ziegen wegzunehmen. Sie haben jedoch Strafanzeige wegen der verendeten Tiere sowohl gegen den Halter als auch den Betreuer gestellt, so dass ein Gericht in einigen Wochen entscheiden wird, ob ein Tierhaltungsverbot erlassen wird. Es sei mittlerweile nicht mehr festzustellen, wann und woran die Ziegen verstorben seien.

Der Tierhalter war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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