Für Lena Pollmann-Schweckhorst war die Champions Trophy ein Erlebnis - Interview
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Warstein. Mit fantastischen Leistungen auf ihrem Pferd Cesanna überzeugte Lena Pollmann-Schweckhorst in der Warsteiner Champions Trophy. Bei ihrem Einstand hat die 17-Jährige ihren Vater und Nationenpreisreiter Alois glänzend vertreten. Wir sprachen mit Lena über das Hallenreitturnier, ihre Ziele für die Zukunft und die Sommer-Saison 2013.
Herzlichen Glückwunsch, Lena, zu einem großartigen Debüt. Sie waren das lokale Gesicht bei der Warsteiner Champions Trophy. Ist das eine Ehre oder nun eher eine Bürde?
Lena Pollmann-Schweckhorst: Es ist auf jeden Fall eine große Ehre, dass ich so bezeichnet werde. Die Familienehre bei der Champions Trophy habe ich gut hoch halten können. Es war ein tolles Turnier für mich mit Platz drei und Platz fünf in den zwei S-Zwei-Sterne-Springen. Ich bin super zufrieden.
Aber im Großen Preis war der Druck groß?
Nein, ich konnte mit dem Druck ganz gut umgehen. Nur ein bisschen nervös war ich natürlich. Ich bin deshalb nicht ganz so souverän geritten wie die Tage zuvor. Ich war nicht hundertprozentig konzentriert, damit ich den Parcours mit einer Nullrunde hätte absolvieren können. Mein Ritt war zu unruhig. Ich habe mein Pferd selbst aus dem Konzept gebracht. Deshalb nehme ich die Fehler auf meine Kappe.
Eigentlich wollten Sie am Samstagabend ja nicht mehr antreten. Warum haben Sie sich dann doch getraut?
Das Wochenende war für mich wie ein roter Faden. Ich war deshalb auch für den Großen Preis voller Selbstbewusstsein. Und in Absprache mit meinem Papa habe ich mich dann entschieden zu reiten, weil ich Warstein auch zeigen wollte, dass ich das drauf habe.
Das haben Sie. Ist trotzdem ein kleiner Traum geplatzt?
Ein Traum wäre es natürlich gewesen, gleich in meinem ersten Großen Preis null zu gehen. Aber für mein Pferd wären es vielleicht drei Schritte zu früh gewesen. So kann ich jetzt sagen, es ist auf jeden Fall verbesserungsfähig. Cesanna ist ein sehr temperamentvolles Pferd. Im Parcours habe ich gemerkt, dass sie etwas müde war. Verständlich!
Wie hat der Papa nach ihrem Auftritt im Großen Preis reagiert?
Er sagte, hier und da waren das die Fehler, über die wir schon im Vorfeld gesprochen haben. Trotzdem war mein Vater sehr glücklich, dass ich an den Start gegangen bin und er hat mir Mut gemacht für die nächsten Aufgaben.
Was haben Sie alles von ihrem Vater gelernt?
Sehr, sehr viel. Zum Beispiel, dass er sagt: Du musst an dich und das Pferd glauben, egal wie schwer der Parcours ist.
Und welche Erfahrung nehmen Sie für sich aus der Champions Trophy mit?
Dass man das reiten soll, was man kann, und dass man sich von nichts aus der Ruhe bringen lassen darf. Man muss an sich glauben, egal, was passiert. Das ist meine Philosophie.
Die nächste WCT haben Sie also schon im Kopf?
Erstmal wünsche mir, dass ich und meine Pferde gesund bleiben und dass ich dann bei der nächsten Champions Trophy noch besser abschneiden kann. Einmal um den Sieg im Großen Preis mit reiten zu können, das bleibt mein Traum.
Diesen Traum hat ihr Vater schon seit 13 Jahren. Wer schafft es eher: Sie oder der Papa?
Ich glaube, wenn, dann mein Vater.
Großer Preis der Champions Trophy
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Warum?
Weil er einer der besten Reiter der Welt ist und über viel mehr Erfahrung verfügt. Für mich wäre es ein Traum, wenn wir beide zusammen im Stechen um den Sieg reiten würden.
Sie und zwei weitere Reiter haben die Warsteiner Fahne im Heimturnier hochgehalten. Beim Barriere-Springen am Samstag gab es sogar einen Doppelsieg für den Reitverein. Fiebern Sie mit den Vereinskollegen?
Selbstverständlich, wir sind ja eine Gemeinschaft. Ich habe mich unglaublich für Ulrich Schröder und Stefan Leber über deren Erfolge gefreut. Wir haben alle sehr gute Leistungen abgeliefert. Es war für alle aber auch ziemlich anstrengend. Man wird gefordert, sowohl die Pferde als auch die Reiter. Meine Pferde kriegen jetzt eine Pause. Ich werde auch eine kleine Pause einlegen und meine Akkus wieder neu aufladen.
Europameisterschaft der jungen Reiter in Spanien ist das große Ziel 2013 für Lena
Nach Ostern beginnt die grüne Saison. Welche Ziele peilen Sie im Frühjahr und Sommer an?
Mitte April geht es für mich los in Brakel. Das ist schon ein sehr schweres Turnier. Ich will mich dort für den Preis der Besten in Warendorf qualifizieren, um dann bei der Europameisterschaft der jungen Reiter in Spanien mitmachen zu können. Bis in den Sommer hinein werde ich außerdem einige Nationenpreis-Turniere reiten.
Apropos EM – diesen Flair kennen Sie ja schon. 2011 haben Sie an der Junioren-Europameisterschaft in Portugal teilgenommen. Mit Pferd Bandit haben Sie Platz zehn belegt. Hat Sie dieses Ereignis geprägt?
Ja, klar. Das war das schönste Turnier, was ich bislang erlebt habe. Ich wünsche mir, dass ich so einen Erfolg in meiner Laufbahn wiederholen oder sogar noch steigern kann. Wenn man nach einem internationalen Turnier mit einer Medaille nach Hause fahren darf, ist es das Größte für jeden Sportler.
Heißt das, Sie wollen Profi werden, so wie ihr Vater?
Nein. Ich möchte lieber ein sicheres Standbein haben und die Reiterei als Profi-Amateurin genießen.
Profi-Amateurin?
Ja, ich möchte gerne professioneller Amateur sein, wie zum Beispiel Max Kühner aus Bayern. Der hat eine eigene Firma und ist trotzdem sehr erfolgreich auf internationaler Ebene im Reitsport tätig. So ähnlich wünsche ich mir das auch.
Also erstmal die Schule zu Ende bringen und dann einen Wunschberuf erlernen?
Genau. Abitur werde ich voraussichtlich 2014 hier in Warstein machen. Anschließend möchte ich gerne Zahnmedizin studieren. Das wäre ein Beruf, der mir liegen könnte.
Aber die Pferde bleiben ihre Leidenschaft. Ein Leben lang?
Im Moment kann ich mir kein schöneres Hobby vorstellen. Ich bin jeden Tag in der Woche im Stall und reite meine Pferde, egal welches Wetter wir draußen haben. Da bleibt wenig Zeit für andere Sache.
Finale der Warsteiner Champions Trophy
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Was ist so reizvoll am Reitsport?
Einfach mit einem Lebewesen zusammen zu sein und mit ihm zu harmonieren. Ohne Harmonie ist kein Miteinander möglich. Wenn man einen Parcours reiten möchte, und man das Pferd nicht auf seiner Seite hat, dann wird der Reiter im Sattel schlechte Karten haben. Meine Pferde sind meine besten Freunde. Ich liebe sie. Diese Beziehung zwischen Pferd und Reiter ist das, was mich in meiner Kindheit so fasziniert hat.
Sie sprachen das Wetter an. Keiner hätte gedacht, dass der Winter im März noch so hartnäckig ist. Hat ihre Stallmannschaft bei der WCT auch unter der Kälte gelitten?
Wir hatten das Glück, dass wir einen warmen Stall hatten mit Solarheizung, in der die Pferde ihre eigenen Boxen beziehen konnten. Andere Reiter, die in den Stallzelten campiert haben, hatten schlechtere Bedingungen. Bei Minusgraden gefriert Wasser, die Pferde müssen fünf bis sechs Decken tragen. Wenn man dann die Trensen putzen muss…. – es ist alles kalt, die Hände sind eingefroren, das ist schon hart. Vor allem für die Pferdepfleger war das bestimmt nicht angenehm.
Warsteiner Champions Trophy - der 2. Tag
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Aus diesem Grund lieber wieder ein Trophy im November?
Ja, weil die Wahrscheinlichkeit, dass dann Schnee liegt und es so heftig friert, wesentlich geringer ist. Die Rahmenbedingungen sind im Herbst schon besser. Aber das müssen letztendlich die Organisatoren entscheiden.
Sie würden eine Rückkehr auf den alten Termin begrüßen?
Ich fände es sehr gut. Vor allem, weil man von der Außensaison in die Halle geht und man dann gleich so ein tolles Turnier wie in Warstein hat. Ende März gehen doch viele Reiter schon ganz früh in die grüne Saison. Sie ziehen Turniere in den wärmeren Ländern wie Portugal, Spanien oder Amerika vor. Deshalb waren längst nicht alle Topreiter aus Deutschland, die vielleicht gemeldet hätten, hier in Warstein.
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