Bad Berleburg. Die Hinrunde in der Fußball-Bezirksliga glich einer Achterbahnfahrt. Nun muss der VfL Bad Berleburg den Weg in ruhigere Gewässer finden. Wie das gelingt.

Es war eine turbulente Hinrunde für die Fußballer des Bezirksligisten VfL Bad Berleburg in der Spielzeit 2024/2025. Erst eine krachende Niederlage gegen Aufsteiger Vatanspor Hemer, dann ein spielfreies Wochenende und im Anschluss daran nahm die Achterbahnfahrt des Wittgensteiner Vertreters in der Bezirksliga Staffel 4 so richtig Fahrt auf. Nun steht die Winterpause vor der Tür und damit die Zeit für Besinnlichkeit und für eine Analyse der ersten Hälfte der Saison. Diese Gelegenheit lässt sich Coach Björn Breuer nicht nehmen.

„Bei drei oder vier Niederlagen sind wir 30 Minuten vor Schluss überhaupt nicht mehr für Punkte in Frage gekommen. Das geht überhaupt nicht.“

Björn Breuer
Trainer VfL Bad Berleburg

Viele individuelle Fehler, viel Rotation, viele Lichtblicke. Mit diesen drei Umschreibungen lässt sich die Hinrunde des VfL Bad Berleburg auf den ersten Blick beschreiben. Das weiß auch Coach Breuer. „Wir haben viel zu viele Gegentore geschluckt. Bei drei oder vier Niederlagen sind wir 30 Minuten vor Schluss überhaupt nicht mehr für Punkte in Frage gekommen. Das geht überhaupt nicht“, geht er knallhart ins Gericht.

VfL Bad Berleburg - TV Fredeburg, Fußball-Bezirksliga, 17.11.2024
Der wachsame Sechser: Über Max Bosch lief beim VfL Bad Berleburg in der Hinrunde die Schnittstelle zwischen Abwehr und Angriff. © Trabulsi | Nasser Trabulsi

Teilweise habe der VfL nach einem Gegentor binnen 15 Minuten noch das zweite oder dritte verkraften müssen. Die individuellen Fehler haben nach Ansicht des Trainers auch mit dem Entwicklungsprozess der teils jungen Spieler zu tun. „Wir mussten zudem improvisieren. Unterm Strich müssen wir unseren Ansatz überdenken, wie wir von den Gegentoren wegkommen“, fasst der Übungsleiter zusammen.

Vielleicht mit einer Systemumstellung? Dieser Gedanke geistert auch dem Trainer durch den Kopf. „Wir haben einen Kader, mit dem wir mit zwei Spitzen spielen könnten, was auf ein 4-4-2 hinausläuft. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Aber die Priorität liegt in der Rückrunde auf den Gegentoren. Wenn wir defensiv kompakt stehen, können wir wesentlich mehr Punkte holen.“ Im Kreispokal klappte das in der Vergangenheit bereits gut, nun steht im März das Kracher-Duell gegen den Oberligisten Sportfreunde Siegen an.

„Gegen den Abstieg kannst du fighten, aber wenn du nach oben willst, musst du dich spielerisch entwickeln.“

Björn Breuer
über die Marschrichtung des Bezirksligisten in der Rückrunde

Spielerisch muss der VfL immer wieder improvisieren. So auch in der Hinrunde. Der einzige Akteur, der nahezu permanent auf dem Feld steht, ist Abwehrchef Chris Geisler. Danach wird es experimentell bei der Breuer-Elf. „Beide Außenverteidiger, Henry Althaus und Johannes Schmitt, konnten konstant spielen. Die sind auch in einem Entwicklungsprozess. Henry hat es aus meiner Sicht gut gespielt, vor allem, wenn du als Mittelstürmer aus der C-Liga kommst. Er hatte mal einen Wackler drin. Bei Maxim Gorbacev sehe ich großes Potenzial, wenn die Konstanz reinkommt.“

VfL Bad Berleburg - TV Fredeburg, Fußball-Bezirksliga, 17.11.2024
Der Taktiker: Berleburgs Trainer Björn Breuer weiß, worauf es bei seiner Mannschaft ankommt. Lob und Kritik hielten sich die Hinrunde über die Waage, doch der Coach weiß, was er von seinen Spielern erwartet. © Trabulsi | Nasser Trabulsi

Konstanz. Ein wichtiges Thema beim VfL Bad Berleburg. Eine konstante Formation war nicht immer gegeben. Die Breuer-Elf agiert meist im klassischen 4-5-1-Format. „Die Mannschaft hat sich am wohlsten gefühlt, wenn sie neben Max Bosch auf der Sechs noch einen zweiten Sechser hatte. Da haben wir viel improvisiert“, erzählt Breuer und listet die Namen auf: Dilan Vuantu, Maxim Gorbacev, Daniel Gora, Steven Lichy und auch Yannik Lückel haben ihren Platz neben Bosch im Laufe der Hinrunde gefunden. Die einzige Konstante im Mittelfeld heißt aber: Bosch.

„Die Mannschaft hat sich am wohlsten gefühlt, wenn sie neben Max Bosch auf der Sechs noch einen zweiten Sechser hatte. Da haben wir viel improvisiert.“

Björn Breuer
über die 4-5-1-Formation des VfL Bad Berleburg

Im Sturm lässt Breuer ebenfalls viel rotieren. „Letztendlich müssen die Räume besetzt sein“, beschreibt der Coach die Lage im Angriff. Sebastian Wermeier, Daniel Gora und Niklas Duchardt mischen dort aktiv mit. Geschwindigkeit auf außen kommt über Vuantu oder Wermeier und links ist Berleburgs Flügelflitzer Kai Dengler gesetzt. „Kai hat eine gute Runde gespielt“, gibt es Lob von Breuer.

Bei aller Euphorie sind dem Übungsleiter die negativen Spiele eher im Hinterkopf geblieben als die positiven. Etwa das 1:5 gegen Oberschledorn, wo die individuellen Fehler dominierten. Aber das 3:3 gegen Brilon habe die Mentalität des VfL bewiesen und beim 4:0 in Freienohl spielte die Breuer-Elf couragiert und diszipliniert auf.

VfL Bad Berleburg - TuS Oeventrop, Fußball-Bezirksliga, 03.11.2024
Der Kapitän: Berleburgs Yannik Lückel (re.) wurde von Spieltag zu Spieltag stärker. Auf ihn wird es in der Rückrunde beim VfL Bad Berleburg ebenfalls ankommen. © Trabulsi | Nasser Trabulsi

Das Resultat lässt sich sehen. „Wenn mir vor der Runde jemand gesagt hätte, dass wir im Winter auf acht stehen, hätte ich das so unterschrieben“, sagt der Trainer. Der Blick müsse aber nach unten gehen. Doch das schwierige Auftaktprogramm und die Tatsache, dass die „Brocken von oben“ direkt am Anfang der Spielzeit auf dem Spielplan standen, sieht Breuer als Grund zur Relativierung. „Wenn wir die Abwehr stabilisiert kriegen und Punkte holen, können wir ein oder zwei Plätze klettern. Die Top-Vier und Eslohe sind konstanter.“ Da ist sie wieder: die Konstanz.

„Unser Anspruch muss es sein, ins obere Drittel zu wollen. Dafür brauchst du spielerische Elemente.“

Björn Breuer
über die Zielsetzung des VfL Bad Berleburg

Mitte Januar geht das Training wieder los. Das Spiel gegen Vatanspor ist auf den 9. Februar vorverlegt, danach folgen zwei Wochen Pause. „Die Jungs kriegen auf freiwilliger Basis einen Laufplan. Ich will schnellstmöglich in spielerische Inhalte gehen - sofern die Jungs einen gewissen körperlichen Fitnesszustand haben.“

Die besagten Inhalte möchte Breuer umsetzen - am liebsten sofort. „Wir haben das schon die vergangenen zwei Monate priorisiert. Die Ruhe mit dem Ball hat mir gefehlt. Das hat im Training dann sehr gut funktioniert. Wir vom Trainerteam sind hartnäckig geblieben und haben Inhalte auch wiederholt“, erzählt Breuer. Die Kicker des VfL müssen nach Ansicht des Trainers noch Konzentration und Sicherheit dazugewinnen. „Es dürfen Fehler gemacht werden, aber wir schauen, dass wir sie verringern. Unser Anspruch muss es sein, ins obere Drittel zu wollen. Dafür brauchst du spielerische Elemente.“

VfL Bad Berleburg - SV Hüsten 09, Fußball-Bezirksliga, 20.10.2024
Der Bewacher: Torhüter Ludwig Klein hat in der Hinrunde häufiger hinter sich greifen müssen, doch die Vermeidung von Gegentoren steht beim VfL Bad Berleburg auf der Agenda für die Rückrunde - auch dank einer stabileren Abwehr. © Trabulsi | Nasser Trabulsi

Gegen Top-Teams, sagt Breuer, müsse das Team nicht nur reagieren, sondern auch agieren. Möglich machen sollen das Spieler wie Finn Dickel, der nach Verletzungspause wieder dazustößt. Ebenfalls im Fokus wird Kapitän Yannik Lückel sein. „Für Yannik war es schade, dass die Winterpause kam, der wurde von Woche zu Woche stärker“, betont Breuer.

Die Pläne für die Rückrunde fasst der Berleburger Übungsleiter kompakt zusammen: „Gegen den Abstieg kannst du fighten, aber wenn du nach oben willst, musst du dich spielerisch entwickeln.“ Es ist eben alles eine Frage der Konstanz beim VfL Bad Berleburg.