Aue-Wingeshausen. Wer gesund leben will, braucht neben dem Sport auch eine gesunde Ernährung. Ernährungsberaterin Ute Boshof-Schaumann erklärt wie’s geht.

„Wir essen uns krank“ – das sind die drastischen Worte von Ernährungsberaterin Ute Boshof-Schaumann aus Aue--Wingeshausen. Im Gespräch erklärt sie, was eine gesunde und ausgewogene Ernährung wirklich ausmacht und warum eine gute Ernährung so wichtig ist, um fit zu bleiben.

Neue Krankheiten durch Nahrung

„Im Laden sind ungefähr 80 Prozent der Lebensmittel hochverarbeitet. Das bedeutet, es sind nicht die ursprünglichen Nahrungsmittel, die wir kennen. Unsere Organe können viele dieser verarbeiteten Lebensmittel gar nicht richtig aufspalten, um daraus Energie zu gewinnen. Dadurch entstehen viele neue Krankheitsbilder, die man früher nicht gekannt hat“, erklärt die gelernte Ernährungsberaterin. Um das zu ändern, rief Boshof-Schaumann die Bürgerhaus-Mensa über den Dorfverein Aue-Wingeshausen ins Leben.

Im Bürgerhaus versucht sie, den Menschen den Ursprung von Lebensmitteln und Ernährung näherzubringen, indem zwei Mal im Monat ausschließlich mit frischen und unverarbeiteten Lebensmitteln gekocht wird. Damit betreiben Boshof-Schaumann und ihre ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen nicht nur Aufklärung zum Thema Ernährung, sondern auch einen Treffpunkt für Jung und Alt.

Natürliche Zutaten zählen: Ernährungsberaterin Ute Boshof-Schaumann weiß worauf es bei einer gesunden Ernährung ankommt.
Natürliche Zutaten zählen: Ernährungsberaterin Ute Boshof-Schaumann weiß worauf es bei einer gesunden Ernährung ankommt. © Stella Zacharias

Tipps zur richtigen Ernährung

Grundsätzlich sollte man drei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen und das nach dem Motto – morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König, abends wie ein Bettelmann. Das heißt, morgens die größte und ausgelastetste Mahlzeit, da der Körper den ganzen Tag zum Verbrennen hat. Abends hingegen leichte, aber trotzdem ausgewogene Kost. So sieht laut Boshof-Schaumann eine ausgewogene Mahlzeit aus: Die Hälfte des Tellers ist voll mit Gemüse dazu in der Größe der eigenen Faust Nahrungsmittel wie Nudeln, Reis oder Kartoffeln und so viel Fleisch wie die eigene Handfläche groß ist.

Zur Faustregel gibt es aber noch eine Ergänzung: Bei einer ausgewogenen Ernährung sollte man definitiv nicht jeden Tag Fleisch essen, andere Eiweißquellen sind zum Beispiel Milchprodukte, Eier oder Fisch. Für die unterschiedlichen Mahlzeiten kann die Faustregel immer ein bisschen abgewandelt werden. So könnte ein Frühstück zum Beispiel aus Körnerbrot mit selbstgemachtem Frischkäse und rohem Gemüse, wie Paprika, Möhren oder Tomaten bestehen.

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Grundumsatz einhalten

„Es ist immer besonders wichtig, dass der eigene Grundumsatz, also die Energie, die der Körper mindestens zum Leben braucht, gegessen wird. Wenn man unter diesen Grundumsatz kommt, fängt der Körper an, Fettreserven anzulegen und der eigene Stoffwechsel wird langsamer“, betont Boshof-Schaumann. „Wenn man zu wenig isst, denkt der Körper, es herrscht ein Notstand. Alles, was man zukünftig isst, speichert der Körper so ergiebig wie möglich ab, um sich vor einem erneuten Notstand zu schützen. Bei einer Diät baut der Körper deshalb auch als erstes Muskelmasse ab, da diese am meisten Energie verbraucht. Das gilt auch für den Herzmuskel. Falsche Ernährung kann also zu Herzproblemen führen.“

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Höherer Energiebedarf bei Sportlern

Um an unverarbeitete Lebensmittel zu kommen, ist ihr Tipp: regional einkaufen. Auf dem Bauernhof, bei der Milcherei, beim Metzger in der Nähe oder auf dem Wochenmarkt – überall findet man unverarbeitete Produkte von guter Qualität. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehört aber auch immer etwas körperliche Bewegung. Über Laufen oder Radfahren freut sich also nicht nur die Umwelt, sondern auch der eigene Körper. Menschen, die regelmäßig Sport treiben, haben durch ihre Muskelmasse natürlich einen höheren Energiebedarf. Energiebringer Nummer 1 für die Muskeln ist Eiweiß.

Grundsätzlich kann tierisches Eiweiß vom Körper besser verarbeitet werden, um Energie zu geben. Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, sollten sich deshalb genau damit auseinandersetzen, wie sie dieses Eiweiß ersetzen können, um nicht Gefahr zu laufen, die eigene Muskelmasse abzubauen. Sportler und Sportlerinnen können diesen höheren Kalorienbedarf durch Zwischenmahlzeiten – wie zum Beispiel Nüsse – abdecken.

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Geheimtipp nach dem Sport

Ein weiterer Geheimtipp von Boshof-Schaumann: „Nach dem Sport mindestens eine Stunde keine Kohlenhydrate essen, da die Fettverbrennung dann noch sehr hoch ist, auch wenn man danach nur sitzt. Dieser Prozess wird aber sofort unterbrochen, sobald man Kohlenhydrate zu sich nimmt.“ Ihr Vorschlag ist daher, erst mal nur Wasser zu trinken und vielleicht schon mal zu duschen, um so viel Zeit wie möglich rauszuschlagen.

Boshof-Schaumann resümiert mit einem Lächeln: „Wenn man sich einmal wirklich mit Ernährung beschäftigt hat, ist das Ganze eigentlich gar nicht so schwer.“

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