Bad Berleburg. Alexander Krowarz über seinen Wechsel zum SV Feudingen, Trashtalk auf dem Platz, Mode im Fußball und seine 16 Jahre beim VfL Bad Berleburg.
Eine Zusammenfassung der Leistungen in einer kurzen Ansprache über die Lautsprecheranlage, eine Fotocollage und Blumen als Geschenk, Applaus von den Mitspielern und Zuschauern – so hätte gestern das letzte Spiel von Alexander Krowarz bei Fußball-Landesligist VfL Bad Berleburg aussehen können. Eigentlich. Wegen Corona reiht sich diese kleine Zeremonie in die lange Liste derer ein, die entfallen. Dabei gäbe es nach inzwischen 16 Jahren beim VfL einiges zu sagen. – Ein Interview.
Herr Krowarz, beim VfL waren Sie in den vergangenen Jahren als Stammspieler gesetzt. Warum nun der Wechsel zum SV Feudingen?
Alexander Krowarz: „Ich habe eigentlich nie gedacht, dass ich Bad Berleburg verlassen könnte, aber in den letzten Monaten hatte ich nicht mehr die große Freude am Fußball.
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Ein Faktor ist sicher der sportliche Erfolg. Wenn der ausbleibt, dann ist auch die Motivation geringer. Dazu kamen Dinge außerhalb des Platzes, die die Mannschaft beschäftigt haben. Der Gedanke, mal was anderes zu machen, ist im November gereift. Die Feudinger haben sich damals sehr um mich bemüht und in Bad Berleburg habe ich mich zuletzt vielleicht auch etwas auf meinem Stammplatz ausgeruht. Jetzt muss ich mich neu beweisen. Ich hoffe, das kitzelt noch mal etwas bei mir raus.
Warum sind Sie nicht, wie beispielsweise Torben Birkelbach, zu Edertal gewechselt? Die Sportfreunde sind ja immerhin Ihr Heimatverein.
Edertal ist auch auf mich zugekommen, aber ich wollte nicht in die B-Liga wechseln. Ws war mir wichtig, wenigstens A-Liga zu spielen. Damals war ich mir schon sicher, dass der SV es schafft.
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Feudingen sehe ich im Vergleich auch als das ambitioniertere Projekt. Da sehe ich das Potential dazu, in der A-Liga oben mitzuspielen – oder noch für mehr. Sie haben viele erfahrene Fußballer, die Erfahrung aus höheren Ligen haben – und die Art, wie sie alles angehen, gefällt mir. Sie haben mir eine Aufgabe schmackhaft gemacht, die reizvoll ist.
Und die wäre?
Ich soll dort meine Erfahrung und mein fußballerisches Können weitergeben und eine zentrale Rolle einnehmen. Auf dem Platz, was die Position angeht, aber auch neben dem Platz. Davor sehe ich aber die persönlich Herausforderung. Ich kann ja nicht davon ausgehen, dass ich spiele, nur weil ich aus einer höheren Klasse komme. Ich sehe mich nicht als Messi von Feudingen, da gibt es auch andere gute Fußballer.
In Bad Berleburg haben Sie außer Torwart und Stürmer alle Positionen mal gespielt. Ist die zentrale Position in Feudingen die, auf der Sie selbst spielen wollen?
Meine stärkste Saison habe ich auf der Zehn und Acht gespielt, wo ich meine Stärken am ehesten ausspielen kann.
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Ich bin kein Sprinter, habe aber eine gute Übersicht, Ballkontrolle und ein gutes Passspiel – also ja. Torwart war ich übrigens auch schon – in der F-Jugend.
Die meisten Einsätze beim VfL hatten sie als Außenverteidiger.
Die Position habe ich aber eher untypisch gespielt habe. Weil das Leute überlaufen nicht meine Stärke ist, hatte ich pro Spiel nicht 15 Sprints nach vorne, sondern habe versucht, viel durch Antizipation, Ballsicherheit und Passspiel zu lösen.
Zu Ihrem Spielstil gehört manchmal auch, den Gegner verbal zu beschäftigen. Wie kommt das?
Ich will einfach immer gewinnen, wenn ich auf dem Platz bin, da bin ich einfach unter Strom. Da ist mir dann jedes Mittel recht. Beim Fußball gehören Emotionen und Wörter dazu, die man nachher nicht noch mal sagen würde und die bei einem gemeinsamen Bier nach Spiel auch vergessen sind. Ich finde aber, es hat sich gebessert bei mir.
Ist das so, wie früher bei Oliver Kahn, der bei den Bayern gesagt hat: „Ganz Deutschland wird gegen uns sein, es gibt nichts Schöneres?“
In gewisser Weise ja. Ich persönlich spiele deshalb auch lieber auswärts. Wenn du da von außen dumme Sprüche hörst und alle gegen dich sind, ist das wie eine Motivationsspritze. Genauso ist es, wenn der Gegenspieler sagt: ,Wir ziehen euch eh ab.’ Dann will ich beweisen, dass es eben nicht so läuft.
Neben Ihnen verzeichnet der VfL Bad Berleburg viele weitere Abgänge. Wie sehen Sie die Perspektiven?
Als ich gegangen bin, stand noch nicht fest, dass so viele gehen. Dass es sich jetzt so entwickelt hat, ist schade. Die Jungs haben aber trotzdem das Potenzial, die Klasse wieder zu halten. Ich denke auch, wir hätten es in der laufenden Saison noch geschafft, ein oder zwei Mannschaften hinter uns zu lassen. Es ist ja noch die gleiche Mannschaft, die letztes Jahr Fünfter geworden ist.
Sie haben mit sechs Jahren Bezirks- und fünf Jahren Landesliga viel beim VfL erlebt. Was war die schönste Zeit?
In der Jugend waren geile Sachen dabei, als wir Aufstiegsspiele hatten und im Westfalenpokal gegen Arminia Bielefeld gespielt haben. Der erste Aufstieg in die Landesliga war der schönste, weil ich mit Vielen schon seit der Jugend zusammen war und wir super Typen in der Mannschaft hatten. Das hat auch neben dem Platz unheimlich viel Spaß gemacht. Der zweite Aufstieg war auch großartig, allein schon, weil ihn uns keiner zugetraut hat. Insgesamt war es eine sehr tolle Zeit, in der ich vor allem Peter Neusesser und Holger Lerch viel zu verdanken habe, die sich auch außerhalb des Fußballs immer um meine Probleme und mein Wohl gekümmert haben.
Neben dem Fußball haben Sie, in anderen Kreisen, mit einem anderen Hobby, nämlich Mode, viel Aufmerksamkeit. Wie ist es dazu gekommen?
Ich kaufe mir gerne Klamotten und habe damit damals ein bisschen nebenbei verdient und einige Klamotten gratis bekommen. Die Zeit mit Instagram ist bei mir allerdings vorbei. Es gibt mir nicht mehr vil und ich habe auch keine Zeit mehr dafür. Jetzt habe ich das Laufen und das Fahrradfahren für mich entdeckt.
Welche Trends gefallen Ihnen in dieser Hinsicht beim Fußball? Oder spielt das Outfit auf dem Platz gar keine Rolle?
Beim Fußball bin ich schon eitel und ich habe auch Wert darauf gelegt, dass alles sitzt. Im Moment ist modern, dass man keine Stutzen mehr trägt, sondern diese Tape-Design-Socken mit Noppen – die nutze ich auch. Grundsätzlich trage ich auch immer schwarze Fußballschuhe, unabhängig davon, in welcher Trikotfarbe wir spielen. Schwarz macht einfach was her, das ist klassisch, oldschool. In der Jugend habe ich da übrigens noch anders gedacht. Da habe ich so ausgefallene Farben wie nur möglich getragen. Hauptsache auffällig.
Wie sieht es bei den Trikots aus?
Wir haben in Berleburg immer Wert auf die Trikotgestaltung gelegt, da hatten wir coole Sachen und nie diese Standarddesigns der Hesteller. Der Lars Neusesser hat das immer übernommen und sich der Sache immer angenommen. Der war in dieser Richtung recht pfiffig und hatte zwischenzeitlich über eine Arbeit bei Adidas gute Möglichkeiten bei der Gestaltung.
Wie läuft der Abschied beim VfL?
Das weiß ich noch nicht, aber wir werden uns sicher noch mal am Stöppel sehen. Ich hätte gerne mit den Jungs auf dem Platz noch den Klassenerhalt geschafft.
Den Abschied habe ich mir natürlich anders vorgestellt, es fühlt sich komisch an. Damit muss man jetzt leider leben, es ist eben so.