Menden/Niesen. Fast 12.000 Stufen ist Marco Rocholl mit seiner Feuerwehrausrüstung in der Schweiz geklettert. Warum er sich diese Tortur antut.

Die Aussicht ist gigantisch. Berge reihen sich aneinander, die schneebedeckten Gipfel lassen erahnen, in welch schwindelerregender Höhe sich der Betrachter befindet. Der Blick schweift kilometerweit in die Ferne. Und dann ist da noch diese Treppe. Vom Fuße des Berges im schweizerischen Niesen führen die Gitterstufen schnurgerade zum Gipfel. Genau 11.674 Stufen bilden die längste Treppe der Welt und führen direkt zum Gipfel in 1669 Metern Höhe. Einmal im Jahr treffen sich Sportler aus aller Welt, um diese Stufen zu bewältigen. Dieses Mal dabei war mit Marco Rocholl ein Feuerwehrmann aus Menden, der die Tortur gemeinsam mit einem Kameraden aus Groningen auf sich nahm.

„Man muss schon bekloppt sein“, gesteht Marco Rocholl, auf die Frage, warum er sich eine derartige Belastung antue. Seit mehr als 20 Jahren ist er Mitglied der Mendener Feuerwehr und ebenso lange fasziniert von Fire Sports, wie es in den USA und Kanada heißt. Dort zählen die einzelnen Disziplinen meist zu den Aufnahmetests und werden seit einigen Jahren auch als Wettkampf ausgetragen. „Wir sind alle sehr sportbegeistert. Der Feuerwehrsport ist in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden“, erklärt Rocholl. Irgendwann wurde die Idee geboren, auch an „normalen“ sportlichen Wettkämpfen teilzunehmen. Treppenläufe gehören bereits seit Jahren für Marco Rocholl dazu.

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Dieses Mal hat er sich an die längste Treppe der Welt getraut. Erst gemeinsam mit seinem Kameraden Ingo Kalhof in der Staffel, einen Tag später dann alleine. „In der Staffel macht jeder die halbe Strecke. Im Einzelrennen sind wir dann außer Konkurrenz gestartet, weil wir die Zielzeit nicht hätten einhalten können“, sagt der Mendener Feuerwehrmann. Das lag weniger an mangelnder Fitness, sondern daran, dass er die Treppe in voller Montur mit Uniform und Atemschutzgerät angegangen ist. Diese Besonderheit macht ihn zum Hingucker zwischen all den Sportlerinnen und Sportlern. „Da schleppen wir ca. 22 Kilo mit uns hoch. Das ist schon eine extreme Situation, die Hitze ist dabei das Schlimmste, weil die nicht nach Außen weicht“, verdeutlicht Marco Rocholl, wo die Herausforderungen liegen. Mit einem Thermometer hat er nachgemessen, dass die Temperatur zwischenzeitlich auf bis zu 41 Grad anstieg. „Das war schon nicht ungefährlich“, weiß der Mendener.

Zur Vorbereitung geht es für ihn dann gerne mal ins Fitnessstudio, natürlich in voller Ausrüstung. „Da gehe ich vor so einem Wettkampf aufs Fahrrad oder den Stairs Master. Cross-Fit-Training ist auch immer eine gute Möglichkeit, um zu trainieren“, erklärt der Feuerwehrsportler. Praktisch ist, dass er jährlich auch das Feuerwehr-Sportabzeichen ablegt. Ähnlich wie beim klassischen Sportabzeichen müssen hier Prüfungen in verschiedenen Disziplinen absolviert werden. Kraft, Ausdauer und technisch-koordinative Disziplinen stehen dabei im Mittelpunkt. Begonnen hat die Leidenschaft für den Feuerwehrsport bereits vor mehr als 20 Jahren. „Als ich 2001 aus der Jugendfeuerwehr in die Freiwillige Feuerwehr gewechselt bin, habe ich bereits an ersten Wettkämpfen teilgenommen“, erklärt Rocholl.

Marco Rocholl beim Bobbahn-Lauf am vergangenen Wochenende in Winterberg.
Marco Rocholl beim Bobbahn-Lauf am vergangenen Wochenende in Winterberg. © Dietmar Reker | WP

Am vergangenen Wochenende nahm Rocholl außerdem am Bobbahn-Lauf in Winterberg teil, sowie vor einigen Wochen am Mendener Citylauf.

Auch das nächste Projekt ist alles andere als alltäglich: Gemeinsam mit den blauen Helmen Münsterland, Feuerwehrsportlern, die seit 2016 Spendengelder sammeln, geht es auf Mallorca darum, das Thema Umweltschutz und Schutz der Meere anzugehen. Auf Wasserbikes wird dabei die Insel umrundet - 400 Kilometer, die in acht Tagen bewältigt werden. Marco Rocholl ist Teil eines internationalen Teams, das aus Feuerwehrleuten aus Deutschland, Mallorca, Rettungsschwimmern und weiteren Rettungskräften besteht. „Wir sind gefragt worden, ob wir da mitmachen wollen. Unser Ziel war es, etwas Ungewöhnliches zu machen. Die Insel umlaufen oder auf dem Fahrrad umrunden, gab es bereits. Deshalb haben wir uns für die Wasserbikes entschieden“, klärt Rocholl über die Hintergründe auf. Vor Ort wurde bereits in den Schulen zur Teilnahme geworben, sodass nun zahlreiche Schülerinnen und Schüler während der Veranstaltung parallel am Strand Müll aufsammeln werden.