Menden. Aus finanziellen Gründen ist ein Austausch fehlerhafter Bodenschichten nicht möglich. Was stattdessen geplant ist, ist riskant.
Eine Laufbahn ist eigentlich dazu gedacht, primär von den Füßen genutzt zu werden. Die Bahn im Mendener Huckenohlstadion bereitet der Stadt hingegen seit Monaten Kopfzerbrechen. Jetzt ist eine riskante Entscheidung getroffen worden.
Als im Spätsommer des vergangenen Jahres die Laufbahn im Huckenohlstadion ausgetauscht werden sollte, stieß der Bautrupp auf eine unerwartete Überraschung, deren Tragweite nun von einem Gutachter bestätigt wurde. „Nach der Entfernung des Asphalts unter dem Kunststoffbelag der Laufbahn sind jetzt unvorhergesehene Probleme im Schichtenaufbau festgestellt worden. Die vorhandenen Materialien und deren Ausführung entsprechen nicht den Erwartungen und den geltenden Normen“, erklärt Vanessa Wittenburg, Pressesprecherin der Stadt Menden, in einer Mitteilung. Darin wird der Baupfusch bestätigt, der bereits vor Monaten die Runde machte.
Gutachten bestätigt Baupfusch
Im Detail hat der Bodengutachter festgestellt, dass die Tragschicht aus einem Mineralgemisch besteht, deren Dicke stark variiert und die Qualität nicht den Anforderungen entspricht. Der alte Tennenbelag und die dynamische Schicht seien demnach ebenfalls nicht normegerecht. Zudem sei eine Entwässerung zwingend notwendig. „Verhältnisse dieser Art sind, laut Bericht der Fachleute, bei ähnlich gelagerten Bauprojekten nicht bekannt“, betont Wittenburg, wie ungewöhnlich der Fund ist.
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Für einen normgerechten Aufbau müsste der Ausbau aller vorhandenen Materialien erfolgen. Problem: Dies würde erhebliche Kosten verursachen. Die bisherige Planung sah lediglich einen neuen Kunststoffbelag für die alte Laufbahn vor. Nur, weil nach dem Abtragen der Kunststoffbahn Schäden in der darunter befindlichen Asphaltschicht festgestellt wurden, traten die Probleme im Schichtenaufbau zutage. Eine Gewährleistung seitens der Baufirma kann nur bei vollständiger Einbeziehung des Baugrunds übernommen werden.
Schäden sollen nicht ausgebessert werden
Nun steht die Stadt vor einer weitführenden Entscheidung: Um die Schäden zu beheben, müssen weitere finanzielle Mittel freigegeben werden. „.Die Kosten werden zurzeit ermittelt und eine zusätzliche Mittelbereitstellung für die Sitzung des Rates der Stadt Menden am 25. Juni vorbereitet. Wir möchten in diesem Zusammenhang betonen, dass es sich dabei nicht um einen Planungsfehler handelt. Zuvor waren, abgesehen von den alterungsbedingten Schäden, keine Beschädigungen vorhanden, die auf einen nicht normgerechten Auf- und Ausbau der Anlage hingewiesen hätten“, erklärt die Pressesprecherin der Stadt Menden.
Die Beschädigungen sind im Vorfeld nicht festgestellt worden, weil dies mit einem erheblichen Aufwand verbunden gewesen wäre. So hätte die Laufbahn vor dem Start der eigentlichen Baumaßnahmen abgetragen und untersucht werden müssen. Folge wäre gewesen, dass die Bahn bereits deutlich früher nicht mehr nutzbar gewesen wäre für die Sportlerinnen und Sportler.
Wie geht es nun weiter? Das Risiko, dass es durch einen kompletten Neuaufbau der Tragschicht zu weiteren zeitlichen Verzögerungen kommt, will die Stadt Menden nicht eingehen. „Es steht fest, dass es bislang - ob obwohl der Aufbau nicht geltenden Normen entsprach - keine Schäden gab. Der Aufbau ist somit nicht vollständig unbrauchbar“, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. Konsequenz daraus ist, dass die Stadt darauf verzichtet, die fehlerhafte Schicht auszutauschen.
Zeitaufwand und Kosten zu hoch
„Bei einem DIN-gerechten Bau würden unverhältnismäßig hohe Kosten entstehen und die Bauzeit würde erheblich verlängert. (...) Nach Beratung aller Fachleute hat die Verwaltung der Stadt Menden auf Basis dieser Tatsachen entschieden, den vorhandenen Aufbau zu erhalten und jetzt für den Einbau der Asphaltschicht vorzubereiten. Drainagestränge werden eingebaut, um das Entwässerungssystem zu verbessern“, schreibt die Stadt. Ein nicht ganz ungefährliches Vorgehen, wie die Verantwortlichen selbst einräumen. „Die Risiken für Setzungsschäden und Frostschäden bleiben bestehen und müssen von der Stadt getragen werden“, sieht die Stadt ein. Neben den hohen Kosten soll eine weitere Verlängerung der Bauzeit unbedingt verhindert werden.
„Eine vorherige Beprobung des Bodens hätte, wie auch eine Anpassung des Vorgehens zum jetzigen Zeitpunkt, zu einer längeren Schließzeit des Stadions geführt. Das Stadion hätte in diesem Fall in diesem Jahr nicht mehr genutzt werden können. Im Sinne der Vereine und auch der Bürgerinnen und Bürger hat sich die Stadt Menden daher entschieden, die geringfügig höheren Risiken mit Blick auf Setzungs- und Frostschäden sowie im Kunststoffbelag in Kauf zu nehmen“, begründet Vanessa Wittenburg die Entscheidung der Stadt.
Freizeitsportflächen fertig gestellt
Gute Nachrichten gibt es jedoch von den weiteren Arbeiten im Stadion. Der Innenausbau des Bestands- und des Anbaugebäudes laufen derzeit (TGA, ELT, Fenster, Fliesen, Maler, Sportböden etc.). Die Außenfassade des Anbaugebäudes ist nahezu fertiggestellt. Als letzte Maßnahme wird der Weg vor den Gebäuden neu gepflastert. Zudem wird es aufgrund der hohen Beanspruchung durch schwere Baufahrzeuge erforderlich werden, den Weg vom Balver Weg ins Stadion neu zu asphaltieren.
Die Arbeiten an den Freizeitsportflächen Nord und West sind abgeschlossen.
Die Calisthenics- und Parkouranlage sowie die Outdoorfitnessgeräte wurden aufgestellt, die Boule-Anlage errichtet und das Multifunktionsspielfeld genauso wie das Trainingsgelände für Wurfsportarten an der Straße „Auf der Kluse“ fertiggestellt. Die Arbeiten an der Tribüne inklusive der Tribünenüberdachung sowie der Treppenanlage wurden ebenfalls abgeschlossen. Zurzeit laufen die Arbeiten an den Leichtathletiksegmenten.