Lendringsen. Der 88-jährige Erich Riemann erlebt als Kassierer des BSV Lendringsen viele kuriose Dinge. Darum hält er seinem Verein bis heute die Treue.

Die Zahl der Eintrittskarten, die Erich Riemann bei den Heimspielen der Fußballer des BSV Lendringsenverkauft hat, lassen sich nicht mehr nachhalten. Aber es dürften unzählige Karten von den bekannten Abrissrollen gewesen sein, die der Lendringser im Laufe von fast vier Jahrzehnten als „Empfangschef“ im heutigen Max-Becker-Sportpark oder davor in der Max-Becker-Kampfbahn an den Mann beziehungsweise an die Frau gebracht hat.

Eigentlich nichts Besonderes – hätte er nicht vor einigen Tagen seinen 88. Geburtstag gefeiert. Ein Ehrenamtler wie er im Buche steht. Für Erich Riemann ist das Engagement für seinen Verein eine Herzensangelegenheit. „Mir geht es gesundheitlich soweit ganz gut, wie das in meinen Alter eben so ist. Deshalb mache ich das immer noch gerne“, sagt er über seinen Dienst am Eingang des Max-Becker-Sportparks. Mittlerweile wechselt er sich mit Lendringsern wie Uwe Weische ab, aber alle zwei Wochen zieht es den Lendringser zum Walzweg.

Sohn Guido steigt 1982 mit dem BSV Lendringsen in die Bezirksliga auf

Und auch bei Auswärtsspielen begleitet Erich Riemann seine Mannschaft. Dass sich die Zeiten geändert haben, mag Erich Riemann nicht leugnen. „Es hatte eine andere Bedeutung. Wir hatten doch als junge Leute nichts anderes als den Fußball und das Schützenfest“, erinnert sich Riemann an die eigene Jugendzeit, als er mit 15 Jahren Mitglied beim BSV Lendringsen wurde. „Gespielt habe ich in der Jugend und dann auch in den Senioren. Aber mein Talent war gewiss recht übersichtlich“, so der Senior mit einem Lachen.

Dass der Name Riemann später auch eine besondere Bedeutung beim BSV Lendringsen hatte, dafür sorgte Sohn Guido. „Er hatte das größere Talent. Vor allem die Schnelligkeit, die hatte Guido von seiner Mutter“, schmunzelt Riemann über die Verteilung der sportlichen Talente in der eigenen Familie. Sein Sohn Guido gehörte zu jener Kult-Mannschaft, die 1982 mit dem BSV in die Bezirksliga aufstieg. Was sich aber nicht verändert hat, sind die Diskussionen an der Kasse, wenn es darum geht, dass Eintritt entrichtet werden soll. „Die Meckereien hat es immer gegeben. Aber die meisten sagen ja, der Verein braucht es ja“, erzählt Erich Riemann vom Alltag an der Kasse.

Diskussionen mit Auswärtsteams

Interessant ist in der Hinsicht, dass Veränderungen sich relativ problemlos umsetzen lassen. „Wir nehmen ja jetzt auch von Frauen Eintritt. Das wird recht problemlos akzeptiert. Da heißt es schon mal „wir gucken ja auch“, sind die Diskussionen relativ übersichtlich. „Ich bleibe gelassen und versuche dann auch noch einen Spruch anzubringen, der dann zum Lachen anregt“, setzt Riemann die Freude am Fußball und seiner ehrenamtlichen Aufgabe in den Mittelpunkt.

Ärgerlich sind für ihn jene Zeitgenossen, die oft mit der gegnerischen Mannschaft anreisen und umsonst schauen wollen. „Sie wären ja Spieler“, bekommt Erich Riemann praktisch bei jedem Spiel zu hören. „Die betreffenden Mannschaften müssten dann ja sehr groß sein. Ich sage dann nur, heute seit ihr scheinbar keine Spieler. Entweder ihr zahlt oder wartet draußen vor dem Sportplatzgelände“, erzählt Erich Riemann. Eine deutliche Ansprache, die meistens Erfolg hat. „Wir als Verein können einfach nur dankbar sein, dass es solche Menschen wie Erich Riemann gibt. Man kann es gar nicht hoch genug bewerten, was er für den Verein bereits getan hat und es noch tut. Das ist bestimmt keine Selbstverständlichkeit“, sagt der BSV-Vorsitzende Torsten Strott.