Menden/Balve. Die Situation im Jugendfußball ist schwierig, die im Mädchenfußball katastrophal. Die Gründe dafür sind vielschichtig.
Am 12. September des vergangenen Jahres startete bei Borussia Dortmund der Frauenfußball durch. Im ersten Meisterschaftsspiel der neugegründeten BVB-Damen gab es einen 8:0-Sieg gegen den BV Brambauer vor 1600 Zuschauern im Stadion Rote Erde. Neben dem BVB haben auch andere Traditionsclubs wie der FC Schalke 04 oder der TSV 1860 München den Frauenfußball für sich entdeckt. Doch die Realität sieht anders aus und besteht nicht aus tollen Zuschauerzahlen und reizvollen Namen – dem Frauenfußball an der Basis geht der Nachwuchs aus.
Beim Blick auf die Hönnestadt wird es ganz deutlich – allein beim SV Oesbern gibt es noch komplette Mannschaften. So gibt es im Mädchenfußball die U11, 13, 15 und 17. Bei Vereinen wie dem VfL Platte Heide müssen Mädchen bei Jungen mitspielen, um dem Fußball nachjagen zu können. „Es sieht nicht gut aus“, macht sich nicht nur Maria Schnurbus vom VfL Platte Heide große Sorgen um die Zukunft des Frauenfußballs. Maria Schnurbus engagiert sich im heimischen Fußball als Staffelleiterin und Koordinatorin des Mädchenfußballs.
Fußball nicht mehr im Mittelpunkt
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Als langjährige Jugendleiterin des VfL Platte Heide war es ihr stets ein besonderes Anliegen, auch Mädchen für den Fußball zu begeistern. „Der Fußball hat an Bedeutung verloren. Die Angebote für Mädchen sind alle noch vielfältiger geworden. Dann wissen wir ja auch noch nicht, welche Folgen die Corona-Pandemie langfristig auf den Fußball haben wird“, zählt Maria Schnurbus Gründe für den fehlenden Nachwuchs auf. Die Platte Heiderin sieht das Problem, dass viele festgestellt haben, ihre Freizeit auch ohne Fußball gestalten zu können.
Der SV Oesbern könnte sich eigentlich zufrieden zurücklegen. Doch auch am Habicht weiß man um die Problematik beim Nachwuchs. „Natürlich profitieren wir davon, dass wir für die gute Arbeit im Frauen- und Mädchenbereich bekannt sind“, sagt Matthias Schneider, der Sportliche Leiter Frauenfußball beim SV Oesbern. Er weiß aber auch um die Schwierigkeiten, die der Fußball gerade beim Nachwuchs hat.
Auswärtsfahrten bis nach Freudenberg
„Wir müssen zum Beispiel bei der U13 bis nach Freudenberg fahren für ein Fußballspiel von 50 Minuten. Da sitzt man länger im Auto, um zum Sportplatz zu fahren, als die Mädchen dann letztlich spielen“, zeigt Schneider das Dilemma auf, das im Frauen- und Mädchenfußball durch die fehlenden Mannschaften entsteht. So kooperieren zum Beispiel die Fußballkreise Iserlohn, Arnsberg, Hochsauerland und Lüdenscheid im Mädchenbereich. Das Ziel dieser Großkooperation ist einfach – die Kreise wollen in der Lage sein, einen Spielbetrieb anbieten zu können. Deshalb nehmen alle Beteiligten schließlich auch die langen Anfahrten zu den Spielen in Kauf.
Matthias Schneider hat dann einen weiteren Grund für den fehlenden Nachwuchs ausgemacht. „Bei den Mädchen spielt der sogenannte Wohlfühlfaktor eine wichtige Rolle. Es kommt darauf an, dass die Freundin oder die Freundinnen mit dabei sind. Im Gegensatz dazu, spielt bei den Jungs eher die Spielklasse einer Mannschaft die wichtigere Rolle“, erklärt Schneider.
Maria Schnurbus sieht es ebenso wie der Funktionärskollege vom SV Oesbern. „Der VfL Platte Heide hatte zu Beginn der Saison ja fast eine komplette Mannschaft an einen anderen Verein verloren. Jetzt sind einige wieder zurückgekehrt, weil sie sich beim anderen Verein nicht wohlfühlten“, bestätigt die Platte Heiderin die Worte ihres Oesberner Kollegen. Und wenn die Freundin das Interesse am Fußball verloren hat, verzichtet auch schon einmal eine Kickerin, die eigentlich noch Lust hätte weiterzuspielen. „Das ist schon ein Problem“, sagen Maria Schnurbus und Matthias Schneider unisono.
Lösungen schwer zu finden
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Lösungsmöglichkeiten für die Probleme sehen die beiden Hönnestädter nicht. „Der Verband versucht Anregungen und Hilfestellungen zu geben. Aber es ist halt nicht so einfach, diese umsetzen“, weiß Maria Schnurbus. Ein Beispiel wäre der vom Fußballkreis geplante „Tag des Mädchenfußballs“. „Dieser ist jetzt wegen Corona schon zwei Jahre hintereinander ausgefallen. Ob er in diesem Jahr stattfindet, weiß man noch nicht“, sagt Maria Schnurbus.
Damit diese Angebote dann auch umgesetzt werden können, benötigen die Funktionäre die Unterstützung in den Vereinen. Da ist dann wieder ehrenamtliche Helfer gefragt. Und die werden auch immer weniger. Der Fußball dreht sich mit seinen Problemen im Kreise. Nicht nur bei den Mädchen.