Menden. Ingo Stary, neuer Trainer der SG Menden Sauerland Wölfe, spricht über Pläne für die Saison. Für ihn die Chance, professioneller zu arbeiten.
Athletiktraining – der erste Punkt auf der Saison-20/21-Liste für die „Wölfe“. Ingo Stary, ab Sommer neuer Trainer der SG Menden Sauerland, hat sich schon einen Fahrplan für den Noch-Drittligisten zurechtgelegt.
Im Gespräch mit unserer Reporterin erklärt der 34-jährige Sportwissenschaftler, warum er zur schwächelnden SG wechselt und wie er die Truppe wieder auf Vordermann bringen will.
Hallo Ingo Stary. Im nächsten Jahr sitzen Sie als neuer Trainer bei den Wölfen aus Menden auf der Bank. Und das, obwohl TuS Bommern, Ihr momentaner Verein, quasi mit einem Fuß in der Oberliga steht. Warum wechseln Sie gerade jetzt?
Ingo Stary: Der TuS Bommern ist ein toller, vielseitig aufgestellter Verein. Vor diesem Hintergrund und vor dem Hintergrund, dass es sportlich bislang sehr gut läuft, ist mir die Entscheidung zunächst alles andere als leichtgefallen. Als der Anruf aus Menden kam habe ich mich umfassend über den Verein und die Mannschaft informiert. Letzten Endes haben mich die Gespräche mit Birgit Völker-Albrecht und Timo Schneidersmann sehr begeistert und mich davon überzeugt ab der nächsten Saison nach Menden zu wechseln. Die Vereinsstrukturen sind in Menden sehr gut und lassen es zu, professionell mit der Mannschaft zu arbeiten.
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Ist das eine ,spontane’ Entscheidung gewesen oder war schon länger klar, dass sie nicht bei Bommern bleiben wollen?
Der ursprüngliche Plan war, in Bommern weiterzumachen. Ich hatte den Verantwortlichen aber bis dato noch keine feste Zusage für die nächste Saison gegeben. Die Gespräche liefen, ja, aber eine Zusage würde ich niemals zurückziehen. Und vor eben dieser im Raum stehenden Zusage, kam dann das Angebot aus Menden dazwischen.
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Gibt’s noch mehr Gründe für den Wechsel zur abstiegsbedrohten SG?
Vor allem sind das die schon genannten Gründe. Ich freue mich auf die sportliche Herausforderung und möchte in Menden etwas bewegen und auf die bisher gute geleistete Arbeit meiner Vorgänger aufbauen.
Kennen Sie die „Wölfe“ denn auch schon?
Ich kenne bisher nur Sebastian Loos persönlich, da er vor einiger Zeit bei mir auf der Arbeit an einem Polizeisporttrainer-Lehrgang teilnahm. Ich freue mich aber auf jeden Fall darauf, auch die anderen Spieler kennenzulernen. Am 1. Juli geht es los. Aber momentan liegt mein Fokus noch zu 100 Prozent beim TuS Bommern und dieser Saison.
In der nächsten Saison trainieren Sie bald entweder einen Oberligisten oder sogar einen Drittligisten. Haben Sie ein bisschen Angst vor der Herausforderung?
Der Begriff „Angst“ sollte im Sport sowohl bei Spielern als auch bei Trainern aus meiner Sicht nichts verloren haben. „Respekt“ vor der Aufgabe trifft es etwas besser. Aber an diesem Projekt mitzuwirken und die Mannschaft weiterzuentwickeln, darauf freue ich mich einfach nur.
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Wo sehen Sie die Wölfe denn nach der aktuellen Saison?
Es ist schwierig zu sagen, ob sie die Klasse halten oder in die Oberliga absteigen. Ich drücke ihnen natürlich die Daumen, und ich denke, es besteht noch die Chance, dass die Wölfe den Klassenerhalt schaffen. Alles weitere werden aber die nächsten Spieltage entscheiden.
Sie haben es eben schon selbst angesprochen: Sie sind noch zu 100 Prozent bei Bommern. Aber planen Sie im Hinterkopf auch schon die Saison für den neuen Klub?
In der jetzigen Phase stehe ich wie bereits gesagt beim TuS Bommern an der Seitenlinie. Ich habe da eine Aufgabe bekommen und die werde ich selbstverständlich auch gewissenhaft zu Ende führen. Ich vertraue momentan den Verantwortlichen um Birgit Völker-Albrecht, dass wir in der kommenden Spielzeit eine gute Mannschaft stellen können.
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Trotzdem zum Thema Planen: Haben Sie schon Pläne für die Saison 2020/21?
Ich habe die Mannschaft jetzt zweimal gesehen. Sowohl beim Spiel gegen den TuS Volmetal als auch gegen die Ahlener SG war ich vor Ort. Ganz klar ist, dass die Wölfe eine junge Mannschaft sind – mit Potenzial. Ich selbst habe Sportwissenschaften studiert und bin hauptberuflich bei der Polizei NRW für die landesweite Polizeisporttrainer Aus- und Fortbildung verantwortlich. Daher ist mir vor allem die Gesundheit der Spieler und die Verletzungsprophylaxe wichtig. Dementsprechend wird mein Augenmerk neben dem handballspezifischen Training in jedem Fall auch im Athletik-Bereich liegen.
Ingo Stary – EHF-Pokalsieger 2005
Nur wenige Sekunden auf der Uhr, und nur noch ein Tor zum Sieg. Und dann trifft Dimitri Torgowanow – Abpfiff – der TuSEM Essen ist EHF-Pokalsieger! Ingo Stary und sein Team sind im siebten Handballhimmel, der große Pokal wird von zahlreichen Händen in die Höhe gestreckt. Sekt sprudelt. Eine Siegesfeier vom feinsten.
Das sind die Bilder vom 7. Mai 2005 – einem denkwürdigen Abend im Handballleben von Ingo Stary. „Das war das absolute Highlight meiner Karriere.“ Die Niederlage von 30:22 im Hinspiel gegen den SC Magdeburg macht den Sieg unrealistisch – doch der TuSEM überrascht: 31:22. EHF-Pokalsieger.
Vom Dorfverein zur Bundesliga
Ingo Stary erinnert sich noch gut an seine Karriere als Aktiver. „Ich habe bei uns in Witten im Dorfverein angefangen“, erklärt der mittlerweile 34-Jährige. Seit der B-Jugendzeit habe er dann bei Essen gespielt – und sei dann auch relativ schnell in die erste Mannschaft gerutscht.
Und die spielte zu der Zeit in der Bundesliga. „Da hab ich dann mit richtig tollen Manschen zusammengespielt“, erinnert sich Stary. Handballlegenden – diesen Titel darf man seinen Kollegen aus dem Jahre 2004 durchaus geben. Oliver Roggisch, jetzt Teammanager der deutschen Handballnationalmannschaft, war einer von ihnen. Und mit ihm holte Stary dann den Europapokal 2005.
Verletzung und Trainerkarriere
Doch trotzdem standen düstere Zeiten fürs Team an. „Unser Hauptsponsor war damals abgesprungen“, erinnert sich der Handballer. Die erste Liga? Ersteinmal Geschichte. Eine schwere Schulterverletzung vereitelte Ingo Stary die Bilderbuch-Handballkarriere.
„Da kam dann eine Phase, da wollte ich nichts mehr von Handball wissen“, erinnert sich der 34-Jährige. Lange Zeit habe er eher hobbymäßig gespielt, zwischendurch auch wieder etwas häufiger.
Bis ihn dann (im Alter von 30 Jahren) eine Anfrage vom TSV Recklinghausen erreichte. „Die wollten mit mir wieder in die Verbandsliga aufsteigen. Im zweiten Jahr haben wir’s geschafft.“
Dann legte der Handballer erstmal eine Babypause ein. Vor einem Jahr dann – ein Angebot vom TuS Bommern. „Das sit ja mein Dorf-Verein. Und dessen Angebot hat mich überzeugt.“
Für das Training machen Sie sogar Abstriche in Ihrem eigentlichen Beruf – richtig? Welche Perspektive könnte die SG für Sie bedeuten?
Es geht bloß um eine kleine Stundenreduzierung, nichts Riesiges. So kann ich früher zuhause sein und mich einfach insgesamt etwas professioneller mit Handball beschäftigen. Alles weitere wird man sehen.
Und werden Sie auch das Spiel am Sonntag verfolgen?
Weil die Mendener auswärts bei Gummersbach II spielen, werde ich nicht hinreisen. Wenn es die Möglichkeit gibt, werde ich das Spiel aber im Live-Stream verfolgen.
Statement zum Abschluss: Wo wollen Sie am Ende der Saison mit den Wölfen stehen?
Wo ich 2021 mit den Wölfen stehen will, das kann ich erst sagen, wenn ich weiß, in welcher Spielklasse wir die Saison beginnen. Mir geht es vor allem darum, am Ende der Saison auf erfolgreichen Handball zurückblicken zu können.
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