Wenden. Fußball-Bezirksligist muss mitansehen, wie der Torhüter seine Zusage zurückzieht und zum TuS Erndtebrück wechselt. Die Gründe.

Aufruhr am Nocken: Fußball-Bezirksligist VSV Wenden muss in der kommenden Saison auf seinen Königstransfer verzichten. Torhüter Oliver Schnitzler, der bereits im vergangenen Oktober als Schlüsselspieler für Marco Carbotta - der überraschend seit März nicht mehr im Amt ist - präsentiert wurde, hat dem Verein wieder abgesagt und wechselt stattdessen zum Westfalenligisten TuS Erndtebrück.

Aus ihrem Unmut machen die Wendener keinen Hehl. „Wir sind fassungslos, sprachlos und maßlos enttäuscht“, heißt es im Bericht auf der VSV-Homepage über die Absage des Torhüters, der zuletzt für den SV Rahrbachtal in der Bezirksliga zwischen den Pfosten stand. Nebenbei war er noch als Torwarttrainer für den FC Lennestadt tätig. Um den Torhüter, so erklärt der VSV, sollte ein neues schlagkräftiges Team aufgebaut werden. Sollte. Denn durch die Absage Schnitzlers muss der Vorstand der Wendener die Planungen noch einmal erneuern. „Vor allem die Herangehensweise des TuS Erndtebrück, einen Spieler abzuwerben, der einem anderen Verein öffentlich seine Zusage gegeben hat, ist erbärmlich“, echauffiert sich der Sportliche Leiter Kemal Topal. „Olli war in die Kaderplanungen und sportlichen Ausrichtungen für die Zukunft involviert. Wir hatten in den letzten Monaten regelmäßigen Kontakt und Austausch. Umso schockierter und enttäuschter bin ich über diese Absage“, ergänzt Topal.

Das Vorgehen von Holger Lerch ist ein absolutes No-Go.
Kemal Topal, Sportlicher Leiter des VSV Wenden

Warum der Torhüter dem TuS Erndtebrück vorzog, soll nicht nur an der sportlichen Perspektive - die Wittgensteiner spielen in der Westfalenliga zwei Klassen höher als der VSV Wenden - gelegen haben. „Einem finanziell unmoralischen Angebot des TuS konnte/wollte Oliver nicht widerstehen“, unterstellen die Wendener dem Schlussmann.

„Es hat rein sportliche Gründe, warum Oliver zu uns wechselt“, beteuert Holger Lerch, Sportlicher Leiter des TuS Erndtebrück, der am Samstag die Zusage des Torhüters bekommen hat. „Ich kann den Unmut der Wendener absolut verstehen. Das ist keine schöne Sache, aber wir waren auf der Suche nach einem Torhüter, nachdem Jonas Brammen uns mitgeteilt hatte, den Verein aus beruflichen Gründen zu verlassen“, schildert Lerch die Erndtebrücker Perspektive. „Wir mussten kurzfristig reagieren und sind froh, mit Oliver Schnitzler so einen erfahrenen Torhüter zu bekommen, der seine Klasse bereite in höheren Gefilden bewiesen hat“, ergänzt der Wittgensteiner. Neben seiner aktiven Rolle zwischen den Pfosten, wird der 28-Jährige auch als Torwarttrainer fungieren. „Diese Aufgabe hat Oliver ja auch beim FC Lennestadt und wird das dort auch weitermachen“, betont Lerch, der nach eigener Aussage bereits seit Jahren im regelmäßigen Austausch mit dem inzwischen in Altenhundem lebenden Schnitzler steht.

Ich kann den Unmut der Wendener absolut verstehen. Das ist keine schöne Sache.
Holger Lerch, Sportlicher Leiter des TuS Erndtebrück

Für den VSV Wenden, den die Absage aus heiterem Himmel erreichte, beginnen die Planungen nun von vorn. „Ich habe am Mittwoch mit Oliver gesprochen, da war er gerade mit dem FC Lennestadt auf Mannschaftsfahrt und erzählte mir von dem Anruf von Holger Lerch. Wir waren uns da eigentlich einig, dass finanzielle Dinge nicht über einer Zusage stehen sollten. Am Samstag wurde ich dann informiert, dass er das Angebot angenommen habe“, schildert Kemal Topal gegenüber der WP, wie er von der Absage erfahren hat.

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Das Vorgehen der Erndtebrücker bringt Topal in Rage. „Holger Lerch ist für mich ein absolutes No-Go. Wer mit solchen Mitteln bei Vereinen wie uns oder auch Weißtal an Spieler herantritt, die eigentlich schon ihre Zusage gegeben haben, ist einfach nur unterste Schublade“, findet Topal klare Worte für das Vorgehen des Westfalenligisten. Schnitzler sei bereits in die Planungen eingebunden gewesen, habe sich einige Spiele des VSV angesehen und auch schon bei der Mannschaft vorgestellt.

Ich kann Kemal und den VSV verstehen, dass sie wütend sind. Damit und auch mit den Reaktionen der Öffentlichkeit muss ich jetzt klarkommen.
Oliver Schnitzler, Torhüter, über seine Absage beim VSV Wenden

Oliver Schnitzler selbst hat den Sturm der Entrüstung kommen sehen. „Ich kann Kemal und den VSV verstehen, dass sie wütend sind. Damit und auch mit den Reaktionen der Öffentlichkeit muss ich jetzt klar kommen“, erklärt der zweifache Familienvater. „Holger Lerch hat mich angerufen und mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Die Aussicht, zwei Ligen höher zu spielen, hat mich dann doch gereizt. Es hat mich aber einige schlaflose Nächte gekostet“, gesteht Schnitzler, dass er sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hat. „Aber dann musste ich mich festlegen und habe mich aus Überzeugung dafür entschieden, das Angebot aus Erndtebrück anzunehmen. Aus rein sportlichen Gründen“, versichert der Torhüter.

Der VSV Wenden ist in dieser Situation das Opfer. „Ich muss jetzt einen neuen Torhüter finden. Vier Wochen vor dem Trainingsstart. Einies kann ich versichern: Wir werden uns nicht auf dieses Niveau herablassen und Torhüter ansprechen, die bei ihren Vereinen bereits zugesagt haben. Ich bin auch von Oliver enttäuscht und hätte nicht gedacht, dass er das mit sich machen lässt“, sagt Kemal Topal.