Attendorn. Die größte Pokalüberraschung aller Zeiten im Kreis Olpe: Türk Attendorn schlägt die SG Finnentrop/Bamenohl. Aber wer steckt hinter diesem Erfolg?

„Oberliga-Aufsteiger-Bezwinger“-T-Shirts werden zwar nicht gedruckt. Aber auch so dürfte das denkwürdige Halbfinale im Krombacher Kreispokal gegen den scheinbar übermächtigen Topfavoriten SG Finnentrop/Bamenohl für alle Spieler, Verantwortlichen und Anhänger des SV Türk Attendorn noch lange in Erinnerung bleiben. Der A-Kreisligist aus der Hansestadt hat am Mittwochabend für die wohl größte Pokalsensation im Kreis Olpe gesorgt, die beste heimische Fußballmannschaft entzaubert und verdient das Pokalfinale am kommenden Mittwoch erreicht. Das Endspiel gegen den Landesligisten SpVg Olpe wird am 26. August um 19 Uhr wieder auf dem Kunstrasenplatz 2 an der Wiesbadener Straße angepfiffen.

Wir haben einen Blick hinter die Kulissen geworfen, stellen den Verein und die Personen vor, die hinter dem Erfolg des SV Türk Attendorn stehen.

Der Verein

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Der SV Türk Attendorn wurde 1994 gegründet, die Vereinsfarben sind Rot-Weiß. Trainiert und gespielt wird auf dem Kunstrasenplatz 2 an der Wiesbadener Straße. Den Verein mit seinen rund 90 Mitgliedern beschreibt der Sportliche Leiter Murat Ucar „als „eine große Familie“. Die unterstützte den Verein auch kräftig beim Auf- und Abbau vor und nach dem Halbfinale. Auch die Spieler packten mit an. 20 Ordner waren am Mittwochabend im Einsatz. Der Vereinsraum befindet sich im Moscheegebäude an der Kölner Straße. Gefeiert wurde die Pokalsensation in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag aber in der Gaststätte „Kotani“.

Der größte Erfolg

Der größte sportliche Erfolg des SV Türk war bis zum Einzug ins Pokalfinale der Aufstieg in die Bezirksliga, aber das liegt schon einige Jahre zurück: Zwischen 2002 und 2005 marschierte die Mannschaft von der Kreisliga C bis in die Bezirksliga. Nach dem zweiten Jahr folgte jedoch der Abstieg Zwischendurch spielte der vom 1. Vorsitzenden Namik Karagülle geführte Verein in der Kreisliga B. 2016 löste der SV Türk beim Hallen-Stadtpokal den Seriensieger SV 04 Attendorn ab. Zuletzt erreichte der SV Türk zweimal das Pokalhalbfinale, scheiterte aber. In der kommenden Saison der gilt der Klub als Top-Favorit.

Der Trainer

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„Yasin ist ehrgeizig und konsequent. Er zieht seine Linie durch“, beschreibt der Sportliche Leiter Murat Ucar seinen Spielertrainer Yasin Colak. Der ehemalige Abwehrspieler des SV Ottfingen wechselte in der Saison 2017/18 als spielender Co-Trainer von Ibrahim Durum zum damaligen B-Ligisten. Inzwischen ist Colak auf die Cheftrainerposition gerückt und wird an der Seitenlinie von Petros Kominos unterstützt. Fast wäre SV 04-Aufstiegscoach Bayram Celik gekommen, aber der trainiert jetzt den Landesliga-Aufsteiger RW Lüdenscheid.

Yasin Colak war bei der Pokalsensation gegen Finnentrop/Bamenohl mit seiner Wucht, Übersicht und Zweikampfstärke wieder einmal der Turm in der Schlacht. Seine Taktik gegen das gefürchtete Pressing des Vorzeigeklubs ist aufgegangen. Die schnellen Spitzen setzten die SG-Abwehr unter Druck, das Aufbauspiel wurde empfindlich gestört. „Wir trainieren so, dass wir topfit sind“, war es für Spielertrainer Colak keine Überraschung, dass seine Mannschaft bis zum Schluss dagegenhalten konnte. Auch privat gab es für den Attendorner zuletzt ein Erfolgserlebnis. Yasin Colak und Ehefrau Gonca wurden zum zweiten Mal Eltern.

Der Sportliche Leiter

Murat Ucar ist beim SV Türk Attendorn nicht nur als Sportlicher Leiter der wichtigste Ansprechpartner für Spieler und Trainer. Der Betreiber eine Tankstelle stellt sich bei Heimspielen auch schon mal als Linienrichter an die Seite. Seit neun Jahren ist der aus Lüdenscheid nach Attendorn gezogene Ucar beim SV Türk in verantwortlicher Position. Die Pokalsensation gegen die SG Finnentrop/Bamenohl hat er natürlich auch kräftig gefeiert. Aber das Erreichen des Pokalendspiels ist für Murat Ucar die „Kür“, die „Pflicht“ ist der Aufstieg in die Bezirksliga. Wie lange er noch weitermachen will? „Die Zukunft ist offen“.

Die Mannschaft

So eine Geschichte kann nur der Fußball schreiben. Mit Abdullkadir Tuncdemir entschied ausgerechnet ein ehemaliger Spieler der SG Finnentrop/Bamenohl das Halbfinale. „Ich schieße auch im Training immer ins linke Eck“, behielt der vor einem Jahr gekommene Offensivspieler die Nerven und verwandelte den bislang wichtigsten Strafstoß seiner Karriere. „Für ihn freut es mich besonders“, sagt Spielertrainer Yasin Colak über seine Nummer 10. Schon länger dabei sind Spieler wie der langjährige Kapitän Gökalp Uysal oder Zekir Burunkaya. Im Halbfinale trug Emre Gencol die Spielführerbinde. Mit den Neuzugängen Hidayet Köser, Fersat Danis oder Mehmet Kalkan sowie einer Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern sieht der Sportliche Leiter Murat Ucar das Team gut aufgestellt für das Ziel Aufstieg in die Bezirksliga.