Attendorn. „Spiel des Jahres“? Fast eine Untertreibung. Für den 26 Jahre jungen Fußball-Verein SV Türk Attendorn ist es die größte Partie seiner Geschichte.

Denn es gastiert am Mittwoch ab 19.15 Uhr ein Oberligist an der Wiesbadener Straße. Und das in einem Kreispokal-Halbfinale. SG Finnentrop/Bamenohl heißt die Mega-Herausforderung und der große Reiz für den A-Kreisligisten aus der Hansestadt.

Vier Klassen trennen die Rivalen. Dennoch denkt Yasin Colak nicht im Entferntesten daran, die Geschichte schon als erledigt anzusehen. „Dann wäre ich der falsche Typ als Trainer“, sagt er entschlossen, „wer mich kennt, weiß, dass ich ein Kämpfer bin“. Und er verrät, was er seinen Spielern vermitteln will: „Wenn wir Angst haben, haben wir zwei Gegenspieler mehr“.

In den letzten drei Jahren hat der SV Türk Attendorn zwei Mal das Halbfinale erreicht. Was dem Außenseiter zusätzlich Mut macht, ist das Pokalspiel gegen den FC Lennestadt vor zwei Jahren. Da war der Klassenunterschied gleich groß wie heute, nur halt beiderseits eine Liga tiefer. „Da haben wir bis zur 85. Minute 2:1 vorn gelegen“, erinnert sich nicht nur Yasin Colak bestens.

Auf ihn als Führungsspieler kommt Arbeit zu. Trotzdem freut er sich drauf. „Ja, natürlich. Ich freue mich aber auch für meine Jungs, dass sie sehen können, wie es ist, wenn man erfolgreich als Mannschaft zusammen spielt“. Colak bringt es auf einen kurzen Nenner: „Finnentrop/Bamenohl hat keine Oberligaspieler geholt, sondern Oberligaspieler geformt“.

Knallhartes SG-Pressing

Bei aller Vorfreude ist Yasin Colak in erster Linie Realist. „Jeder, der zum Spiel kommt, weiß, dass Finnentrop/Bamenohl die beste Mannschaft im Kreis Olpe ist, dass unsere Chancen minimal sind. Das Normalste der Welt ist, dass Finnentrop/Bamenohl weiterkommt“.

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Eine Chance gibt es immer. Aber worin liegt die des krassen Außenseiters? Klare Antwort: So lange wie möglich die Null halten. Denn geht die SG in Führung, dann wird die Mission für den SV Türk nahezu unmöglich.

Was sich simpel anhört, ist harte Arbeit. Denn die Mannschaft von Trainer Ralf Behle spielt seit jeher ein knallhartes Pressing. Yasin Colak: „Da müssen wir die Basics abrufen, taktisch diszipliniert und stabil stehen. Wenn natürlich am Anfang direkt die ersten zwei Schüsse aus 30 Metern ins Knick gegen, dann ist es Pech“.

Die hohe Qualität. die seit Jahren anhaltende Aufwärtsentwicklung haben das Selbstvertrauen der hochklassigen Gäste immer mehr anwachsen lassen. Und genau davor hat Yasin Colak den meisten Respekt. „Die wissen ganz genau, dass sie mit ihrer Art zu spielen, seit Jahren Erfolg haben. Mit ihrem Pressing, mit ihrer Schnelligkeit. Damit baut man natürlich Selbstbewusstsein auf“. Das sei die Stärke des Gegners. „Sie glauben an ihr System, und das zu hundert Prozent“. Daher sei Manndeckung völlig sinnlos, befindet Yasin Colak. „Dafür bewegt sich Finnentrop/Bamenohl viel zu viel, sie haben kaum feste Positionen, die sie einhalten, sie sind sehr flexibel im Spiel“.

Dass seine Mannschaft alles gibt, dessen ist sich Spielertrainer Yasin Colak sicher. Und: „Wir müssen darauf hoffen, dass Finnentrop/Bamenohl nicht einen guten Tag erwischt“. Lang ist’s her, dass das mal der Fall war.