Iserlohn. Im November trat Christian Hommel als Sportlicher Leiter der Roosters zurück. Jetzt spricht er über die schwierige Zeit danach und seine Zukunft.

Am 9. November trat Christian Hommel von seinem Amt als Sportlicher Leiter der Iserlohn Roosters zurück. Im Anschluss nahm sich der Manager erstmal eine Auszeit und wurde auch bis zum Ende der Saison nicht mehr in der Eissporthalle am Seilersee gesehen. Nach dem glücklichen Klassenerhalt der Sauerländer hat sich Christian Hommel nun wieder in der Öffentlichkeit zu Wort gemeldet und im Gespräch mit der Heimatzeitung Auskunft über die hinter ihm liegende Zeit gegeben.

Herr Hommel, wie geht es Ihnen aktuell und was haben Sie in den letzten Wochen und Monaten nach ihrem Rücktritt gemacht?

Christian Hommel: Es war eine sehr aufregende, deprimierende, aber auch schwere Zeit für mich und natürlich für meine Familie. Ich war kurz danach außer Landes, um Abstand zu gewinnen von dem Ganzen. Es war wirklich sehr, sehr schwierig für mich, aber ich musste es mit mir selber ausmachen und arbeite seitdem auch mit einem Sport-Psychologen zusammen. Das hat mir sehr geholfen. Ich bin noch nicht komplett über den Berg aber ich habe meinen Frieden mit allem geschlossen. Ich freue mich für alle und wünsche diesem Club von ganzem Herzen nur das Beste, und dass es in Zukunft weitaus ruhigere Spielzeiten gibt.

Was hat Sie in dieser Zeit besonders betroffen gemacht?

Es waren zwei Sachen. Zum einen, wenn man seine Familie zu Hause weinend antrifft. Erst später habe ich erfahren, dass meine Frau sehr professionell die wahren Geschichten vor mir verheimlicht hat und auch den Kindern gesagt hat: „Wenn Papa nach Hause kommt, sprechen wir nicht über Eishockey.“ Es war für mich sehr schwierig, als ich das im Nachhinein erfahren habe. Zum anderen sieht man es als persönliche Niederlage. Ich habe alles gegeben, nur hatten wir wirtschaftlich nicht immer die einfachste Situation, so wie die Corona-Zeit, die viele schon vergessen haben. Aber am Ende brauchten wir Lösungen, und ich habe gute Lösungen gefunden, sodass wir jetzt weiter auch in der ersten Liga sind. Aber ich habe vielleicht nicht die Lösung gefunden, um kontinuierlich in die Play-offs zu kommen. Ich ziehe meine Schlüsse daraus und werde in Zukunft manche Wege anders bestreiten.

Mehr über die Roosters

Würden Sie im Nachhinein dennoch sagen, dass der Rücktritt richtig war aus Ihrer Sicht?

Dem Ergebnis nach zu urteilen, glaube ich schon. Ich kann natürlich an meiner Position festhalten und sagen, mir ist alles egal. Ich warte dann darauf, bis ich rausgeschmissen werde, und man sitzt es aus. Aber wenn ich sage, ich liebe diesen Verein, das ist mein Heimatclub, ich bin ja hier groß geworden und ich habe diesem Verein auch extrem viel zu verdanken, dann muss man vielleicht auch mal loslassen können. Ich stehe dazu, dass ein Verein immer größer sein muss als eine einzelne Person.

Ist das für Sie eigentlich eine Genugtuung oder tut es Ihnen eher weh, wie die Mannschaft jetzt von den Fans gesehen wird?

Das ist eine sehr interessante Frage. In den ersten Monaten hat es schon ein bisschen weh getan, aber es ist am Ende auch eine Genugtuung, dass man zu sich sagt: „Mensch, hast du doch nicht alles so falsch gemacht, wie es vielleicht dargestellt wurde.“ Da kann ich mir aber nichts für kaufen.

Wie haben Sie den Klassenerhalt miterlebt, dieses Spiel in Frankfurt?

Ich habe fast jedes Spiel live am Fernseher verfolgt, habe auch mal geschimpft, habe mich aber mega gefreut und durfte auch mal ausrasten im positiven Sinne. Das Spiel in Frankfurt habe ich auch im TV angeschaut und habe mich gefreut. Auch für die Jungs, für diesen Einsatz und auch für die anderen Verantwortlichen der Roosters. Ich bin mega happy, dass es nächstes Jahr hier gegen Mannheim, Berlin, Straubing und so weiter weitergeht und nicht anders.

Mehr aus Iserlohn, Hemer und Letmathe

  • Letmathe: Der Verkehr rollt durch den Doppel-Kreisel
  • Unter Tränen: So lief der Abschied von Italien
  • Schützenfest in Iserlohn: Das müssen Besucher wissen

Wie kann ich mir das vorstellen, wenn Christian Hommel sich die Roosters im Fernsehen anguckt?

Ich sitze dann auf der Couch, gemütlich in der Jogginghose und neben mir liegt nur mein Handy, weil ich dann auch die Ergebnisse der anderen Konkurrenten nebenbei verfolgt habe. Von Vorteil ist es, wenn dann nicht so viel Zerbrechliches herumsteht, weil ich mich auch explizit sehr freuen und ärgern kann. Mal mit Freunden, mal alleine auf der Couch. Selbst meine Frau hat mitgefiebert, obwohl sie natürlich nicht die Glücklichste war über die Gesamtsituation.

Was sind jetzt Ihre Pläne? Werden Sie wieder eine Aufgabe bei den Roosters übernehmen und welche könnte das denn nach Ihren Vorstellungen sein, oder welche schließen Sie aus?

Ja gut, für mich sind die Roosters die erste Ansprechstation. Ich sehe Möglichkeiten, diesem Verein weiterzuhelfen, aber warte jetzt erstmal die Gespräche ab.

In welchen Bereichen könnte das sein? Was könnten Sie sich vorstellen?

Ich glaube schon, dass ich den Verein nach außen vertreten kann, im Englischen nennt man das „Brand Ambassador“. Quasi ein Markenbotschafter der Iserlohn Roosters, der nach außen hin Leuten Eishockey erklärt und näherbringt. Es kann aber auch im Scouting sein. Ich könnte mir auch vorstellen, im Nachwuchs mitzuhelfen, so als Gesamtpaket. Aber letztendlich liegt das nicht in meiner Hand. Wenn der Verein möchte, dass ich ihm weiter erhalten bleibe, dann werden wir für beide Seiten eine Lösung finden. Wenn es funktioniert, dann freue ich mich, wenn nicht, kann ich trotzdem nach dieser langen Zeit mit erhobenen Haupt „Danke und Tschüss“ sagen. Aber man sieht sich ja immer zwei- oder sogar dreimal im Leben und von daher: Das blau-weiße Herz bleibt für immer bestehen, egal, wie es ausgeht. Wir werden sehen, was die nächsten Wochen bringen.