Iserlohn. Ekstase am Seilersee: Mehr als 1300 Fans haben am Sonntagabend die Iserlohn Roosters hochleben lassen und den Klassenerhalt gefeiert.

Das Iserlohner Wort des Jahres 2024 steht jetzt schon fest: Klassenerhalt. Immer und immer wieder fiel es am Sonntagabend vor der Balver-Zinn-Arena. Mal wurde es mit hochgerissenen Armen laut herausgeschrien, mal den Freunden breit grinsend ins Gesicht gejubelt. Wen man auch fragte: Jeder gab zu, den Glauben an den Fortbestand der Erstligazugehörigkeit zwischenzeitlich verloren zu haben. „Anfang Dezember war es doch klar, dass die Mannschaft vom letzten Platz nicht mehr wegkommt“, sagte ein Fan in Begleitung zweier Kumpel auf dem Weg vom Parkplatz am Seilerblick zur Eissporthalle. „Aber das Wunder ist tatsächlich passiert“, fügte er hinzu. Felix aus Iserlohn hatte das Motto „Totgesagte leben länger“, das die Vereinsverantwortlichen nach dem Erfolg am Nachmittag ausgegeben hatten auf ein Schild geschrieben. Auch er hatte die Saison nicht viel anders erlebt: „Zu einem gewissen Zeitpunkt habe ich mich damit abgefunden, aber ein Funke Hoffnung war doch immer da – dank des Trainerwechsels.“

Felix aus Iserlohn hat das von den Roosters selbst ausgerufene Motto „Totgesagte leben länger“ mit Freude aufgegriffen.
Felix aus Iserlohn hat das von den Roosters selbst ausgerufene Motto „Totgesagte leben länger“ mit Freude aufgegriffen. © IKZ Oliver Bergmann | Oliver Bergmann

Unter das feiernde Volk mischte sich auch die Iserlohner Prominenz. Bürgermeister Michael Joithe hatte sich umgehend auf den Weg gemacht, als er von dem geplanten Empfang erfuhr. Er sprach von einer „Riesen-Erleichterung“, dass es die Mannschaft im zweiten von drei Endspielen geschafft hat, und zeichnete das Stimmungsbild durch die Frage „Wer hätte darauf im Dezember gewettet?“ punktgenau nach. Auch von einer „kleinen Meisterfeier“ war immer wieder die Rede.

Gelassen warf auch die Polizei ein Auge auf die Feiernden – und zwar wirklich nur eins. Das andere wurde zugedrückt, etwa als Raketen in den Himmel schossen oder bengalische Feuer gezündet wurden. Ein Beamter schätzte die Summe der Versammelten gegen 20.45 Uhr auf 1200. Danach trafen immer noch Busse mit Fans vor der Eissporthalle ein. Sie hatten Glück, nichts verpasst zu haben, denn die Roosters selbst hatten die Ankunft der Mannschaft für zunächst 19.30 Uhr angekündigt.

Dass es schließlich 21.15 Uhr wurde, machte aber keinem der Wartenden etwas aus. Im Gegenteil: Schon früh wurden immer wieder Gesänge angestimmt, die Stimmung war schon bestens, bevor der Bus hupend über die Seilerseestraße gedüst kam. Die Blaulichter der Streifenwagen leuchteten auf und die Geräuschkulisse stieg noch einmal sprunghaft an. Ein Rooster nach dem anderen stieg aus, wurde mit Sprechchören gefeiert und heizte seinerseits der Menge ein.

Auch Taro Jentzsch war mächtig beeindruckt von der Stimmung vor der Balver-Zinn-Arena.
Auch Taro Jentzsch war mächtig beeindruckt von der Stimmung vor der Balver-Zinn-Arena. © IKZ Oliver Bergmann | Oliver Bergmann

Cedric Schiemenz war der erste, der auf die Halterung des rechten Außenspiegels stieg, dort tanzte und sein T-Shirt ins Publikum schleuderte. Wie hunderte Fans auch war es anderen Spielern wichtig, den Augenblick per Handy festzuhalten. Andy Jenike war der nächste mit freiem Oberkörper, es folgte der ebenso frenetisch gefeierte Kapitän Hubert Labrie, und Taro Jentzsch kam der Aufforderung einiger Ultras nach, sein Talent als Trommler zu beweisen. Noch in Frankfurt, unmittelbar nach Spielende, kündigte Roosters-Boss Wolfgang Brück am Mikrofon von „MagentaSport“ an: „Heute ist alles egal, heute wird Gas gegeben. Heute gibt es nur noch Vollgas.“ Das ließen sich weder Spieler noch Fans zweimal sagen. Erst gegen 22.30 Uhr steuerte die gemeinsame Party vor der Halle langsam auf ihr Ende zu.