Iserlohn. Bei Doug Shedden, Coach der Iserlohn Roosters, laufen die Planungen für die neue Saison. Was er bei der Zusammenstellung der Mannschaft beachtet.

Gerade einmal seit vier Monaten ist Doug Shedden Trainer der Iserlohn Roosters und dennoch würden ihm einige Fans bereits ein Denkmal vor der Eissporthalle am Seilersee bauen. Denn was er geschafft hat, daran hat beim Amtsantritt Mitte November kaum einer mehr geglaubt. Die Sauerländer werden auch im 25. Jahr ununterbrochen in der höchsten deutschen Eishockeyliga spielen und daran hat der 62-jährige Kanadier einen maßgeblichen Anteil.

An einem Punkt hat Shedden nicht mehr an den Klassenerhalt der Roosters geglaubt

Ganz so sicher, wie sich der erfahrene Coach in der Öffentlichkeit präsentierte, war er jedoch nicht immer. Es gab einen Punkt, an dem auch er nicht mehr daran geglaubt hat, das große Saisonziel zu erreichen. „Daran erinnere ich mich noch gut. Es war das Auswärtsspiel Ende Dezember in Schwenningen. Dieses Spiel hat im Nachhinein alles verändert“, gibt Shedden offen zu. Es war Donnerstag, der 28. Dezember, als die Sauerländer beim heimstärksten Team der Liga antraten und chancenlos mit 1:5 vom Eis gefegt wurden. „Wir hatten bereits vorher sechs Spiele in Folge verloren und dann haben wir so eine Leistung abgeliefert. Das war vom Auftritt, von der Körpersprache und auch von der Art und Weise, wie wir gespielt haben, so, dass ich keine Hoffnung hatte, dass wir die Klasse halten können“, gibt der Coach einen Einblick in sein damaliges Gefühlsleben.

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Was dann geschah, bezeichnet Shedden als die sagenumwobene „Nacht von Schwenningen“. Fassungslos saß das Trainerteam in den Katakomben der Helios-Arena zusammen, um die gerade erlebten Eindrücke zu verarbeiten. „Als die erste Enttäuschung verdaut war, haben wir auf der langen Rückfahrt im Bus überlegt, mit welchen Maßnahmen wir noch den Turnaround hinbekommen könnten. Wir haben über Veränderungen in den Reihen, unterschiedliche Spielsysteme und Ansprachen vor den Spielen gesprochen. Fest stand, wir mussten grundlegende Dinge verändern. Nicht mal 48 Stunden später hatten wir aber bereits das Heimspiel gegen Frankfurt“, erinnert sich Doug Shedden an die fast aussichtslose Situation zurück.

Shedden gönnte sich nach dem Klassenerhalt einige Gläser Rotwein

Der Rest ist bereits Geschichte. Iserlohn besiegte Frankfurt, was der Startschuss zu einer noch nie dagewesenen Aufholjagd in der Geschichte der Deutschen Eishockey Liga war. So richtig rund wird das Märchen auch dadurch, dass die Roosters den Klassenerhalt ausgerechnet wieder nach einem Sieg gegen Frankfurt feiern durften. Dort sagte der Roosters-Coach direkt nach der Partie im Interview bei Magenta Sport: „Ich brauche einen Drink.“ Den bekam der Coach an diesem Abend auch noch, denn zusammen mit seiner Frau und einigen Familienangehörigen blieb er in der Stadt und fuhr nicht mit dem Bus nach Hause. „Ich bin ein Weinliebhaber und deshalb habe ich mir einige Gläser Rotwein gegönnt. Die Videos von der Ankunft der Mannschaft habe ich mir dann auf dem Handy angeschaut. Das war unglaublich.“

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Ob Doug Shedden im Abstiegsfall Trainer bei den Iserlohn Roosters geblieben wäre, darüber möchte der Kanadier nicht sprechen. Hört man zwischen den Zeilen genau hin, dann kann man auch dies nicht ausschließen. „Wenn man so lange im Geschäft ist wie ich, dann kommt es vor allem auf das Zwischenmenschliche an. In Iserlohn arbeite ich mit Personen zusammen, die ich mag und die mich auch mögen. Das ist eine gute Voraussetzung für ein vertrauensvolles Arbeitsverhältnis. Ich freue mich jetzt schon darauf, aus den Spielern ein besseres Team für die kommende Saison zu machen.“

Roosters-Coach benötigt Größe, Schnelligkeit und Freigeister mit Scoringtouch

Dabei hat der Roosters-Trainer bereits konkrete Vorstellungen, in welchen Bereichen sich die Mannschaft verändern muss. „Wir benötigen vor allem Schnelligkeit und Größe. Die Saison hat gezeigt, dass die Mannschaft im Schnitt zu klein ist und dass wir dadurch häufig in den Zweikämpfen unterlegen waren. Eine höhere Geschwindigkeit gibt uns zudem einige Optionen in unserem Spiel.“ Ein weiterer Punkt ist Shedden ebenfalls wichtig: Anders als sein Vorgänger Greg Poss, will der 62-Jährige nicht eine Fülle von Spielern mit ähnlichen Qualitäten. Shedden möchte eine ausgewogene Mischung, zu der auch wieder Freigeister mit Scoringtouch wie ein Kaspars Daugavins zählen sollen. „Du benötigst diese Spieler in einer Mannschaft, die den Unterschied ausmachen können“, findet Shedden, der sich nun in den kommenden Monaten auf die Suche danach macht.