Hagen. Phoenix Hagen hat immer gekämpft und seinen Fans eine großartige Saison beschert. Bei der Kaderplanung hätte aber ein Mangel auffallen müssen.
Wenn eine Mannschaft innerhalb kurzer Zeit mehrmals vorgeführt wird, dann macht das etwas mit ihren Fans. Es kann ihr Ehrgefühl verletzen, ihren Stolz auf Mannschaft und Verein kränken. Manche verlassen die Halle noch während des Spiels, andere pfeifen ihre eigenen Spieler und Trainer aus - dies sind die gängigen Reaktionsmuster. Man muss es den Fans von Phoenix Hagen daher hoch anrechnen, dass sie ihre lädierte Mannschaft im Halbfinale gegen Karlsruhe bis zum Schluss beklatscht, bejubelt und besungen haben. So viel Wertschätzung und menschliche Wärme müssen sich für die Spieler angefühlt haben wie eine kollektive Umarmung. Und die war umso wohltuender, weil man von Karlsruher Seite regelrecht vermöbelt wurde.
Mannschaft mit klarer Identität
Die wohlwollenden Reaktionen der Hagener Fans auf die schmählichen Playoff-Auftritte rühren daher, dass sich die Mannschaft über die gesamte Saison viel Kredit erspielt hat. Das Team habe es „jede Sekunde verdient“ angefeuert zu werden, schrieb der Fanklub Tornados vor dem vierten und letzten Halbfinalduell. Denn dieses Team hatte eine klare Identität: Eine Malocher-Truppe, die leidenschaftlich um jeden Ballbesitz kämpft und eine Symbiose mit ihren Fans bildet. Und die Spiele gewinnt, indem sie ihre Gegner „überpowert“, weil sie mehr Rebounds holt, härter verteidigt, sich nie aufgibt - auch wenn die Würfe nicht in den Korb fallen möchten. Das würdigte selbst den kritischsten Hagener Fans eine Respektnote ab.
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Die versöhnlichen Töne der Fans zeigten aber auch, dass man sich mit der spielerischen Unterlegenheit im Halbfinale ein Stück weit abgefunden hatte. Den Hagenern konnte man den Siegeswillen ja nicht in Abrede stellen. Aber sie hatten nach dem verfrühten Abgang ihres wichtigsten Spielers, Brock Mackenzie, schlichtweg nicht genug Qualität und Beständigkeit im Angriff, wo man sich regelrecht abmühte. Es mangelte an Leichtigkeit, an Wurfgefahr und somit an „Spacing“, also einer effizienten Nutzung des Angriffsraums, ohne die ein flüssiges Offensivspiel kaum zustande gebracht werden kann.
So wurde es ein bisweilen leichtes Spiel für die Hagener Gegner: Wenn sie Schnellangriffe konsequent unterbanden und im Halbfeld die Zone zuparkten, erstickte der Angriff. In der Hauptrunde konnte Phoenix seinen Stiefel gut durchdrücken, aber in den Playoffs, wo man sich auf seine Konkurrenz viel intensiver einstellt, stotterte der Hagener Motor gewaltig. Zwar konnte Dennis Nawrocki den Ausfall des besten Hagener Werfers teilweise kompensieren, doch nicht konstant genug. Im dritten Halbfinalspiel konnte er gar nicht auflaufen. Und so spielten die Hagener zu berechenbar und schossen eine Fahrkarte nach der anderen, was bekanntlich nicht nur den Gegner erstarken lässt, sondern einen selbst mürbe macht.
Dafür konnten die Spieler nicht viel, der Fehler lag in der Kaderplanung. Phoenix war zu abhängig von Mackenzie und hätte zumindest einen weiteren exzellenten Offensivspieler gebraucht. Für die nächste Saison sollte man daraus den richtigen Schluss ziehen.