Herdecke. Die 100 km der „TorTour de Ruhr“ starten erstmals tief in der Nacht in Herdecke. Eine Herdeckerin wird da schon lange unterwegs sein:
Durch Herdecke und Wetter führte einer der längsten Nonstop-Ultralauf Deutschlands stets seit dessen Gründung 2007. Jetzt wird die „TorTour de Ruhr“, die am Samstag die neunte Auflage erlebt, erstmals auch in Herdecke gestartet. Nicht die Originalstrecke über 230 Kilometer entlang des Ruhrtalradwegs von Winterberg bis Duisburg, sondern der so genannte „Bambinilauf“. Der ist auch kein Kindergeburtstag, sondern 100 Kilometer lang - und beginnt nachts um Vier am Vereinsheim des TSV Herdecke am Bleichstein. 66 Kilometer in den Beinen wird dann bereits eine 61-jährige Herdeckerin haben: Rani Sensen startet ihre zweite „TorTour de Ruhr“, diesmal über 160,9 km.
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Es müssen 253 Verrückte sein, die am Samstag in Winterberg, Arnsberg oder Herdecke auf eine der drei Strecken der „TorTour de Ruhr“ gehen. „Wer das macht, muss einen an der Waffel haben“, sagt nämlich Jens Witzel - früher Jens Vieler -, der den Ultralauf auf dem Ruhrtalradweg ein Jahr nach dessen Eröffnung im Jahr 2006 erfunden hat. Der gebürtige Hohenlimburger, der mittlerweile in Solothurn in der Schweiz Schweiz lebt, organisiert den Einladungslauf zum neunten Mal. Und hat erstmals Herdecke als nächtlichen Verpflegungs- und Startort. „Wir waren jahrelang im Hengstey-Freibad, dann im Kanuclub Hagen“, sagt Witzel, wegen der aktuellen Bauarbeiten dort ist das 2024 nicht möglich: „So sind wir zwei Kilometer weiter in Herdecke fündig geworden. Der TSV Herdecke hat ein Super-Vereinsheim, das passt perfekt in unser Konzept.“
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Am Sonntagmorgen gegen zwei Uhr erwarten die Organisatoren am Bleichstein die ersten in Winterberg (230 km, Start 8 Uhr morgens) oder Arnsberg (160 km, Start 18 Uhr) gestarteten Ultraläufer, die Richtung Wetter weiterlaufen, um vier Uhr nachts werden dann die „Bambiniläufer“ auf ihre Reise über 100 Kilometer geschickt. Die längeren Strecken sind gegenüber den Vorjahren unverändert, für die 100 km gilt das aber nicht. „Eigentlich sind es von Herdecke aus nur 95 Kilometer“, erklärt Jens Witzel, „deshalb legen wir noch eine kleine Schleife um den Harkortsee ein. Mit dieser Prologrunde kommen wir dann auf 100 km.“ Und im Gegensatz zu Winterberg und Arnsberg, wo es ein Begleitprogramm gibt, verzichten die Organisatoren in Herdecke angesichts der Uhrzeit auf musikalische Anfeuerung der Läufer: „Wir klatschen in die Hände - und sagen Start.“
Wie das aussieht, weiß Rani Sensen aus eigener Anschauuung. Beim letzten TTdR vor zwei Jahren begab sich die in Herdecke gut bekannte Friseurin auf die Bambini-Strecke, damals noch im Hagener Kanuclub. 16 Stunden waren das Zeitlimit, in dem sie bei ihrer Premier bleiben musste. „Das hat geklappt, wir sind 42 Minuten unter der Zeit in Duisburg angekommen“, ist die regelmäßige Laufteilnehmerin stolz: „Ich war noch nie schnell, habe immer schon geguckt, ob ich weit komme.“ Diesmal wagt sie sich an die so genannten „Ruhr Hundred“, das sind 100 Meilen, ab Arnsberg. „Das ist für mich Premiere, so lange bin ich noch nie gelaufen“, sagt sie, „ich habe Respekt, aber keine Angst.“ 27 Stunden Zeit hat sie bis zum Ziel am Rheinorange - der orangenen Skulptur an der Ruhrmündung - in Duisburg. „Ankommen werde ich, das weiß ich. Ich habe noch nie ein Rennen aufgegeben“, sagt sie, „nur ob ich es in den 27 Stunden schaffe . . .“
Gut vorbereitet auf die „TorTour de Ruhr“ sieht sich die Herdeckerin des Jahrgangs 1962. „Ich habe mir extra ein Deutschlandticket gekauft, war schon auf der gesamten Strecke unterwegs“, erzählt sie, die 66 Kilometer zwischen Arnsberg und Herdecke ist sie auch schon gelaufen - andersherum. „Ich bin im Zeitplan geblieben“, sagt Rani Sensen, die nachts zwischen drei und halb vier durch ihre Heimatstadt laufen will: „Ich freue mich schon darauf, wenn sich die Karawane der Ultraläufer in der Nacht über den Ruhrtalradweg schiebt.“ Nur eine Woche später will sie schon wieder laufen, aber deutlich weniger - beim Herdecker Citylauf. „Das ist doch Ehrensache, da dabei zu sein“, sagt die Herdeckerin, hat für die Läufe über 5 km und 10 km gemeldet. „Ich nehme alles mit“, sagt sie, „und wenn es nicht klappt, habe ich jetzt mit der TorTour de Ruhr ja eine gute Entschuldigung.“