Houston/Herdecke. Das Comeback gelang Natascha Mommers, beim Silvester siegte war sie schnell wie nie. Wo die Herdeckerin nun zum Marathon antritt:
Am letzten Tag des Jahres 2023 kehrte sie nach zweimonatiger Zwangspause höchst erfolgreich auf die Wettkampfstrecke zurück, im fernen Texas will sich Natascha Mommers nun ihren großen Traum doch noch erfüllen. In der US-Metropole Houston startet die 39-jährige Herdeckerin kurz entschlossen am Sonntag bei ihrem zweiten Marathon, das Knacken der Olympia-Norm bleibt ihr Ziel. Hoffnung macht ihr das Comeback nach Verletzungspause beim Silvesterlauf in Essen, wo die Läuferin des TSV Herdecke über zehn Kilometer in 33:23 Minuten gewann. „Da war ich schnell wie nie, das hat mit Selbstvertrauen gegeben“, sagt Natascha Mommers, „jetzt versuche ich, in Houston so schnell zu laufen wie ich kann.“
Auch interessant
Auch interessant
Beim Nikolauslauf des RC „Westfalen“ Herdecke Anfang Dezember in ihrer Heimat fehlte Natascha Mommers, die das Rennen 2019 gewonnen hatte, noch, trainierte stattdessen vor dem Rennen am Harkortsee. Bei der 25. Auflage des Silvesterlaufs rund um die Zeche Zollverein dagegen war die 39-Jährige erstmals seit August wieder im Wettkampfmodus. Und trug mit ihrer Teilnahme zum „erlesenen Teilnehmerfeld“ teil, über das sich die Veranstalter freuten. „Sie hat nicht wie heutzutage üblich Antrittsgeld verlangt, sondern unsere Arbeit mit einer Spende gewürdigt“, staunte man bei Gastgeber Team Essen 99. Unter anderem Timo Schaffeld, aktueller deutscher Meister im Triathlon auf der Langstrecke, gehörte zu ihren Gegnern über zehn Kilometer, knapp hinter ihm als Gesamtsieger (32:51) kam die Herdeckerin als schnellste Frauen in 33:23 ins Ziel. Und hatte trotz stark böigen Windes ihre eigene im Sommer in Dortmund aufgestellte 10-km-Bestzeit - in 33:47 Minuten war sie bei großer Hitze NRW-Straßenmeisterin geworden - verbessert. Auch mit der Hilfe ihres Pacemakers Nikolai Riechers, der sie in Essen wie bei ihrem ersten Marathon in Hannover unterstützte.
Auch interessant
Auch interessant
Dort war die Laufsport-Späteinsteigerin im März 2023 erstmals über die 42,195 Kilometer lange Strecke gestartet, hatte als beste Deutsche im Elitefeld mit ihren 2:31:20 Stunden für große Aufmerksamkeit in der Szene gesorgt. Nur noch viereinhalb Minuten fehlten zur Olympia-Norm, die für Paris 2024 bei 2:26,50 liegt. Diese, ihr ganz großer Traum, wollte Natascha Mommers im zweiten Anlauf schaffen, doch in ihrem Tatendrang wurde die Langstrecklerin dann jäh gebremst. Eine alte Schienbein-Verletzung brach wieder auf, den ersehnten Start beim Berlin-Marathon gegen die Weltelite am 24. September musste sie so absagen. „Mein Herz ist schwer, ich war so gut drauf“, sagte sie, hoffte auf einen zweiten Marathon-Start später im Jahr. Doch auch in Frankfurt Ende Oktober und im spanischen Valencia am 3. Dezember war die Herdeckerin noch nicht wieder fit, verzichtete auf Starts. Neben dem linken Schienbein machte ihr auch der rechte Oberschenkel zu schaffen, mit Aquajogging versuchte sie sich fit zu halten.
Auch interessant
„Zwei Monate konnte ich gar nicht laufen“, sagt sie, „erst Ende November konnte ich auf einem Antischwerkraft-Laufband langsam wieder anfangen.“ Nach sechs Wochen Vorbereitung wagte sie sich dann wieder in den Wettkampf - und fühlte sich durch den Start in Essen bestärkt, es doch noch einmal mit dem Marathon und der Olympia-Norm zu versuchen. Wobei das Zeitfenster dafür klein wurde, die Qualifikationsfrist für Paris endet am 30. Januar. „Es kamen eigentlich nur Houston und das japanische Osaka in Frage“, sagt sie, „von Dubai habe ich zu spät erfahren.“ Der Lauf dort wurde auch am letzten Wochenende bereits absolviert, die Wahl musste zwischen der 8274 Kilometer Luftlinie von Herdecke entfernten texanischen Metropole am Golf von Mexiko oder der 9180 Kilometer entfernten Großstadt in Fernost fallen. Natascha Mommers entschied sich für Houston, ist mit Ehemann Markus und Nikolai Riechers, der erneut das Tempo vorgeben soll („Das gibt mir einen guten Spirit“), am Dienstag in Texas angekommen.
Und hat angesichts des Jetlags nicht viel Zeit zur Vorbereitung auf den Marathon, der am Sonntag um 7:01 Uhr Ortszeit (14.01 Uhr MEZ) bei vorhergesagten sonnigen elf Grad startet. „Ich muss die Zeitumstellung erst noch verkraften“, sagt sie am Mittwoch. Die Herdeckerin gilt laut einem Bericht auf dem Portal des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) als „Athletin aus der erweiterten nationalen Spitze“, die in Houston antritt. Mit ihrer Marathon-Zeit von Hannover belegt sie Rang neun der deutschen Bestenliste 2023. Die drei deutschen Olympia-Startplätze nehmen aktuell Melat Kejeta (Kassel), die jüngst in Dubai 2:21:47 Stunden lief, Domenika Mayer (Regensburg, 2:23:47) und Laura Hottenrott (Kassel, 2:24:32) ein. In Houston versuchen zudem mit Deborah Schöneborn (Berlin) - 2021 bei Olympia in Tokio auf Rang 14 - und Kristina Hendel (Braunschweig) zwei weitere Top-Läuferinnen ebenso wie bei den Männern Hendrik Pfeiffer (TK Hannover), das Paris-Ticket spät noch zu lösen. Es wäre „eine echte Sensation“, wenn er nun noch den Sprung schaffen würde, bekannte Pfeiffer allerdings. Für Natascha Mommers gilt das erst recht, die 39-Jährige müsste für einen Olympia-Startplatz in Texas die Zeit ihres bisher einzigen Marathons um mindestens sieben Minuten unterbieten. Zumindest die Olympia-Norm hat sie aber noch im Blick. „Im Hinterkopf ist er noch drin, der ganz ganz große Traum“, sagt sie, „Ich weiß, dass ich die Zeit drauf habe.“