Dortmund/Hagen. Ömür Turhan, Präsident von Türkspor Dortmund, über Erfolge und schwierige Zeiten im Hagener Fußball. Und warum aus dem „FC Hagen“ nichts wurde.
Die Zeichen stehen gut, dass die Fußball-Fans ab der kommenden Saison im Hagener Ischelandstadion wieder Regionalliga-Luft schnuppern dürfen. Die Weichen dafür kann der Oberligist Türkspor Dortmund 2000 am Pfingstsonntag mit einem Heimsieg gegen SG Wattenscheid stellen - und den ersehnten Aufstieg damit in trockene Tücher bringen.
Turhan erst seit kurzem bei Türkspor
Ömür Turhan ist der neue Präsident von Türkspor Dortmund. In der Volmestadt ist er kein Unbekannter und er würde sich über die Rückkehr an alter Wirkungsstätte auch über diesen ungewöhnlichen Weg freuen. Erst vor zweieinhalb Monaten sprang der 48-jährige Vertriebsdirektor als bisheriger Trikotsponsor im Dortmunder Verein mit seinem Team im Vorstand ein: „Die ehemalige Vereinsleitung wie auch der aktuelle Zehn-Mann-Vorstand haben die Grundlagen dafür geschaffen, dass dieser Klub vor dem nächsten Aufstieg steht und einen weiteren Durchmarsch schaffen kann.“
Zwei Tage vor Saisonende ist der TSD nah an seinem Ziel. Der Abstand zum auf dem dritten Platz lauernden ASC 09 Dortmund beträgt vier Punkte. In Hagen und Umgebung wollen Turhan und sein Klub den Hunger auf hochklassigen und attraktiven Fußball stillen. „Es ist alles beantragt und wir sind der Stadt Hagen und dem Servicezentrum Sport für die gute Zusammenarbeit sehr dankbar“, erläutert Turhan. „Es müssen für die Regionalliga-Tauglichkeit nur noch wenige Regularien hinsichtlich der Sicherheit geklärt werden.“
Von 2013 bis 2018 führte Ömür Turhan den SSV Hagen aus dem Keller der Kreisliga A bis hin zur Landesliga. Er holte in dieser Zeit den Ex-Fußballprofi Giovanni Federico zum Höing. Turhan erinnert sich: „Damals übernahm ich den SSV Hagen mit nur wenigen Jugendmannschaften quasi vor dem Absturz, das Vereinsheim wurde zu diesem Zeitpunkt extern vermietet. Als Landesligist mit Bandenwerbung, 21 Jugendteams und einem funktionierenden Vereinsheim habe ich den Klub später übergeben.“
In dieser Phase der Euphorie kam es am Höing nicht nur zum sportlichen Höhenflug: Passend zum SSV-Vereinsemblem ließ man tatsächlich lebendige Adler über das Stadion fliegen. Gerne hätte er den Erfolg, den Türkspor Dortmund aktuell genießt, auch mit dem SSV Hagen genossen, sagt er. „Die Volmestadt hätte es mit diesem Stadion wirklich verdient. Mit dem Hasper SV oder der SpVg. Hagen 11 wollte ich derzeit fusionieren, aber ich fand für einen geplanten FC Hagen keine Unterstützung. So blieb es zu 90 Prozent eine One-Man-Show.“
Kritische Stimmen in den sozialen Medien
Der TSD-Präsident erlebte in Hagen nicht nur rosige Zeiten, sondern lernte auch die Schattenseite kennen. Nach nur vier Monaten trat der damalige Sportliche Leiter beim Bezirksligisten Türkiyemspor Hagen zurück, der Verein meldete sich 2020 vom Spielbetrieb ab. Die Dortmunder Ruhrnachrichten veröffentlichten zu Beginn seines Amtsantrittes als TSD-Boss etliche kritische Stimmen aus den sozialen Medien. Dort hieß es unter anderem, Turhan habe viel verbrannte Erde hinterlassen. „Ich war in der Hagener Zeit sehr polarisierend und sehr aktiv, aber ich bin seitdem viel ruhiger geworden“, blickt der Fußballfunktionär zurück.
Schnitt von 500 Zuschauern
Wenn für den Fußballfunktionär und seinen Klub jetzt alles nach Plan läuft, dann kämpfen demnächst Mannschaften wie der Wuppertaler SV, die Zebras vom MSV Duisburg und Rot-Weiß Oberhausen im Ischelandstadion. Turhan will die Menschen in Hagen und Umgebung dafür begeistern: „Natürlich werden wir einige Zuschauer verlieren, die den Weg von Dortmund nach Hagen nicht mitmachen. Dennoch rechne ich in den Heimspielen am Ischeland mit einem Schnitt von 500 Zuschauern.“ Ob das viertägige Training in der Woche aufgeteilt wird in den Städten Hagen und Dortmund, sei noch fraglich. Für die nächste Saison sei man schon gut aufgestellt: „Unser Chefcoach Sebastian Tyrala sowie der Kern der Mannschaft mit den Leistungsträgern bleiben und wir werden uns punktuell auch noch verstärken.“
Jetzt muss nur der Aufstieg des Tabellenzweiten (68 Punkte) auf dem Mendeplatz am Fredenbaumpark klappen, spätestens am letzten Spieltag in Erkenschwick. Verfolger ASC Dortmund (64 Punkte) würde im Aufstiegsfall auch in Hagen spielen wollen. Spitzenreiter Sportfreunde Lotte ist der Konkurrenz enteilt und steht als Aufsteiger bereits fest.