Hagen. Eine hitzige Szene im Spiel zwischen Phoenix Hagen & Frankfurt führt zur Spielunterbrechung. Was Phoenix-Verantwortliche vom Videobeweis halten.

Am Ende des ProA-Spitzenspiels zwischen Phoenix Hagen und den Fraport Skyliners kam es zu einer dieser unübersichtlichen Rudelbildungen, die eine praktisch entschiedene Basketballpartie in die Länge ziehen. Es wird geschubst, geflucht und gebellt. Und für das Schiedsrichter-Trio ist es meist knifflig, den Sachverhalt aufzudröseln und gerechte Strafen zu verteilen. Oft werden beide Seiten gleichermaßen sanktioniert, so auch im Fall Hagen-Frankfurt: Phoenix bekam zwei technische Fouls, und die Skyliners bekamen zwei technische Fouls.

Phoenix: Bislang 19 technische Fouls

Die Beratung des Schiedsrichter-Trios dauerte diesmal fünf Minuten - eine nicht unerhebliche Unterbrechung des Spiels, und das 1:04 Minuten vor der Schlusssirene. Für Phoenix war das nicht ungewohnt, setzte es für Chris Harris und seine Basketballer in bislang 28 Spielen schon 19 technische Fouls. Bei der Rudelbildung im Heimspiel gegen Düsseldorf dauerte die Unterbrechung sogar zehn Minuten an. „Gegen Düsseldorf ging das alles zu lang, heute dauerte es auch für mich ein bisschen zu lang“, sagte Phoenix-Coach Chris Harris gegenüber dem Streamingdienst Sportdeutschland.tv. Er sprach sich dafür aus, dass die Schiedsrichter mit einer „Deeskalationstaktik“ präventiv zu Werke gehen sollten. Denn im Heimspiel gegen Frankfurt gerieten während der Unterbrechung mehrmals Spieler verbal aneinander - die Situation kühlte nicht ab, sondern schaukelte sich wieder hoch. „Ich wünsche mir sehr, dass die Jungs grundsätzlich zur Bank geschickt werden, dass die Schiedsrichter sich austauschen, und dann eine Entscheidung treffen.“

Bei der Entscheidungsfindung könnte ein Videobeweis den Offiziellen helfen, das befürwortete Harris auf Nachfrage. „Wenn das in Maßen eingesetzt wird, ist das eine feine, feine Sache“, sagte der Coach. Phoenix-Geschäftsführer Martin Schmidt sieht das ähnlich. „Ehrlicherweise dauern Klärungen von Schiedsrichtern während des Spiels sowieso relativ lange. Ich glaube, die Video-Überprüfungen würden die Unterbrechungen nicht verlängern. Es könnte wirklich helfen, Dinge aufzuklären und auch den Schiedsrichtern mehr Sicherheit geben“, erklärte Schmidt im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die Umsetzung muss sicher geprüft werden, aber der Videobeweis ist sinnvoll, wenn er gut angewendet und nicht zu exzessiv und zu lang genutzt wird.
Martin Schmidt, - Geschäftsführer Phoenix Hagen

Technisch könne man einen Videobeweis ohne Probleme bei Phoenix-Heimspielen umsetzen, das betonte auch Streaming-Moderator Johannes Hülstrung, der das Spiel Hagen-Frankfurt live kommentierte. Allerdings gibt Schmidt zu bedenken: „Die Qualität der Streams ist innerhalb der Liga sehr unterschiedlich. Die Umsetzung muss sicher geprüft werden, aber der Videobeweis ist sinnvoll, wenn er gut angewendet und nicht zu exzessiv und zu lang genutzt wird.“

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Videobeweis in der BBL

In der BBL gibt es den Videobeweis bereits seit fast zehn Jahren. Der damalige Liga-Chef Jan Pommer bezeichnete den Videobeweis als „großen Gerechtigkeitsgewinn“. Zu dieser Saison hat das Basketball-Oberhaus mit der sogenannten 1+1-Regelung noch einen draufgesetzt. Die Neuerung bringt mit sich, dass jeder Trainer eine Schiedsrichterentscheidung infrage stellen und eine Überprüfung durch das Instant-Replay-System verlangen kann - die sogenannte Coaches-Challenge, die die NBA vor fünf Jahren einführte. Liegt der Trainer mit seiner Einschätzung richtig, erhält er eine zusätzliche Challenge, die er nach eigenem Ermessen einsetzen kann; in den letzten beiden Spielminuten aber nur eine.

Um lange Unterbrechungen zu vermeiden, wurden die Regeln für das Instant-Replay-System aktualisiert. Das Ziel: Weniger Schiedsrichterentscheidungen am Monitor treffen, dafür mehr Entscheidungen auf der Grundlage von Tatsachen, um den Spielfluss zu verbessern. Neu ist auch das Recht auf das Mitschneiden der Diskussionen am IRS-Monitor (das sogenannte Dyn-Recht). Dadurch können Zuschauer in der Halle und vor dem Fernsehbildschirm die Entscheidungsfindung besser verfolgen und die Argumentationen nachvollziehen.