Hagen. Mit harter Verteidigung, Leidenschaft und der weichen Wurfhand von Brock Mackenzie: Phoenix Hagen dominiert den Titelanwärter Fraport Skyliners.
Unter der Sonne Mallorcas verbrachten die Fraport Skyliners die vergangene Woche. Auf des Deutschen liebsten Urlaubsinsel ging es darum, sich auf den Endspurt in der 2. Basketball-Bundesliga ProA einzuschwören, in anderer Umgebung neue Impulse zu setzen. Ein Ad-hoc-Effekt stellte sich aber einen Tag nach dem Rückflug nicht ein: Phoenix Hagen spielte den Titelaspiranten aus Frankfurt mit einer exzellenten Verteidigung in Grund und Boden. „Malle ist nur einmal im Jahr“, skandierten die Phoenix-Fans gen Spielende mit etwas Häme, als es auf dem Feld noch mal giftig wurde. Gefolgt vom Klassiker: „Ihr könnt nach Hause fahren!“
Fotostrecke: Phoenix Hagen gewinnt gegen Frankfurt
Frankfurt fuhr mit einer 74:85 (29:41)-Niederlage nach Hause, und Phoenix feierte vor 2947 Zuschauern wieder eine brillante Leistung gegen die Hessen - schon im Hinspiel überzeugte man mit 91:81 und erklomm zwischenzeitlich die Tabellenspitze. Jetzt steht Phoenix nur auf Rang sechs, das bedeutet in einem ausgeglichenen ProA-Spitzenfeld aber nicht viel, hat der just besiegte Zweitplatzierte aus Frankfurt doch nur zwei Punkte mehr auf dem Konto.
„Nach so einer Niederlagenserie zwei Siege hintereinander einzufahren, das tut gut. Es ist Balsam für die Seele“, freute sich der gut aufgelegte Phoenix-Kapitän Dennis Nawrocki. „Wir sind als Kollektiv zusammengekommen und das war entscheidend. Dass ich den Sieg mit einer guten persönlichen Leistung krönen konnte, ist ein nettes i-Tüpfelchen.“
Siler Schneider fehlt mit Infekt
Vor dem Hochball musste Phoenix einen personellen Rückschlag verkraften: Aufbauspieler Siler Schneider, im Hinspiel einer der Siegfaktoren, verpasste das Spiel wegen eines Magen-Darm-Infekts. Viel Verantwortung lastete also auf den Schultern der anderen Guards, und die lieferten ab; allen voran Bjarne Kraushaar, der mit 8 Punkten und 6 Assists in der ersten Hälfte kaum zu bremsen war. Überdies präsentierte sich auch Nawrocki in Topform. Der Kapitän streute in der ersten Hälfte drei Dreier ein.
Noch mehr brillierten die Hagener aber in der Defense, wo sich alle Akteure deutlich verbessert zeigten. Phoenix machte die Räume eng, antizipierte die Frankfurter Laufwege und unterband konsequent das Umschaltspiel. So kamen die Skyliners in Hälfte eins auf nur 29 Punkte, und von neun Dreierversuchen fand kein einziger sein Ziel.
Aus der Kabine kamen die Hagener mit weniger Energie, die Offense verkrampfte und Frankfurt kam mit einem 10:2-Lauf auf 43:39 heran – Auszeit Hagen (25.). Was Phoenix dann bis zum Viertelende fabrizierte, kann man als meisterhaft bezeichnen: Mit einem 19:5-Lauf spielten die Hagener ihren völlig überforderten Gegner an die Wand. Hinten griff wieder die gallige Verteidigung, während vorne Brock Mackenzie so heiß lief wie Ende Januar gegen Bochum. Der Shooting Guard schenkte Frankfurt in den letzten drei Minuten zehn Punkte ein. Beim Viertelstand von 62:44 glühte die Ischelandhalle.
Phoenix smarter und leidenschaftlicher
Zu Beginn des letzten Viertels war es dann so weit: Nach 15 Fehlversuchen aus der Distanz verwandelte Frankfurt in Person von Kevin McClain seinen ersten Dreier. Zweimal kamen die Skyliners auf zehn Punkte Rückstand heran, aber die Hagener ließen sich den Sieg nicht mehr nehmen. Mit den emotionalen Leadern Naz Bohannon und Dennis Nawrocki sowie den klug spielenden Guards Kraushaar und Mackenzie übernahmen offensiv gleich vier Akteure die Verantwortung. Defensiv machte man es Frankfurt weiter unbehaglich. Stellvertretend dafür war eine Szene in der 36. Minute, als Phoenix jeden Frankfurter Laufweg las und die Gäste es nicht zustande brachten, in der vorgegebenen Zeit von fünf Sekunden den Einwurf loszuwerden. Phoenix spielte nicht nur smarter, sondern auch leidenschaftlicher.
Kurz vor Ende kochten dann noch mal die Emotionen hoch. Nach Nickeligkeiten und einer anschließenden Rudelbildung kassierten nicht nur die Spieler Bohannon und Lorenz Brenneke technische Fouls, sondern auch die Coaches Chris Harris und Denis Wucherer, die aufeinander zu marschierten und sich anbrüllten. All das heizte die Stimmung auf - und veranlasste die Hagener Fans zu Sprechchören.
Phoenix Hagen: Nawrocki (17), Kraushaar (13, 7 Assists), Vrencken, McCall (3, 7 Rebounds), Mackenzie (23), McAllister (6), Uhlemann (2), Bohannon (14), Krause (7), Boner.
Topscorer Frankfurt: Muenkat (15), McClain (11).
Zuschauer: 2947.