Herdecke. Der ehemalige Profihandballer gastiert am Wochenende mit der HSG Hohenlimburg in Herdecke zum Landesliga-Duell. Ein besonderer Moment.
Es ist zwar schon lange her, aber wenn Alexander „Sascha“ Maistrenko am Sonntag in die Bleichsteinhalle kommen wird, schlägt er ein Kapitel aus seiner Vergangenheit auf. Der Trainer der HSG Hohenlimburg tritt zum einen als sportlicher Konkurrent gegen die HSG Herdecke/Ende in der Landesliga an, zum anderen wird er viele bekannte Gesichter wiedertreffen. Denn: Er hat in der Zeit von 1994 bis 2001 für Herdecke (damals noch TSG Herdecke) in der zweiten Liga gespielt und war danach Spielertrainer der Oberliga-Sieben.
„Es war eine wunderschöne Zeit, ich hatte damals viel Spaß und mit meiner Mannschaft viele gute Spiele“, erinnert sich Maistrenko. Ein bisschen komisch werde es wohl schon sein, nach 20 Jahren wieder in genau die Halle zu kommen, wo er für Herdecke Tore warf. Und jetzt steht er zumindest auf dem Feld auf der anderen Seite. Er könne so viele tolle Sachen erzählen, sagt er. Die möchte er in der Halle mit denjenigen teilen, die er wiedersieht. Und er hofft, dass es einige sein werden. Wobei er selbst in Herdecke wohnt und mitunter mal jemanden trifft. Das sei aber selten. Deshalb ist er schon gespannt, welche seiner ehemaligen Teamkameraden zuschauen. Er verrät zudem: „Im Mai wird ein Treffen unserer damaligen Mannschaft von Dirk Sackmann organisiert, wir werden 20 bis 30 Leute sein.“ Sackmann stand früher zwischen den Pfosten in Herdecke.
40 Länderspiele für die damalige Sowjetunion
Maistrenko war zu seiner aktiven Zeit im Rückraum zuhause und lebte bis Anfang der 1990er-Jahre in seiner Heimat Russland. Für die damalige Sowjetunion absolvierte er 40 Länderspiele und lief in Deutschland zunächst ein Jahr lang für Eintracht Wiesbaden in der zweiten Liga auf. „Nach der Saison ging der Verein finanziell kaputt und zog sich zurück, also war ich frei zu bekommen“, schildert der Handballer. Die Herdecker brauchten nach ihrem Aufstieg in die zweite Liga Verstärkung und er wurde angesprochen. „Wir haben uns in Frankfurt getroffen, alles besprochen und ich habe den Vertrag unterschrieben“, weiß Hohenlimburgs Trainer noch.
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Neu war für ihn in Deutschland generell, dass nur an den Wochenenden gespielt wurde und unter der Woche Training stattfand. In Russland wurde damals eine Woche lang mit sechs Teams eine Art Turnier gespielt, fünf Partien innerhalb weniger Tage. „In Deutschland war es weniger anstrengend, man konnte mehr regenerieren und spezieller trainieren. Mehr Pausen zu haben, war gut“, erzählt der Russe. Die aktuelle Mannschaft der Herdecker ist zu jung, als dass jemand noch mit Maistrenko zusammengespielt hat. Auf den Sportlichen Leiter, Andre Trenkelbach, trifft dies aber zu. Er war unter ihm im Oberliga-Kader, stand zwei Saisons gemeinsam mit dem erfahrenen Sportler auf dem Feld.
„Gerade spielerisch war er der Beste, den wir in Herdecke je hatten. Er war körperlich total robust und einfach unglaublich präsent“, erinnert sich Trenkelbach, der ihn als Trainer der alten Schule bezeichnet – aber im positiven Sinne. „Es ging damals wirklich darum, die Spieler diszipliniert an den Handball heranzuführen. Menschlich war er total nett, auf dem Spielfeld absolute Führungskraft und hatte das Sagen.“ Oliver Bratzke, aktueller Co-Trainer der ersten Herdecker Sieben, spielte gemeinsam mit Maistrenko in der zweiten Liga.
Maistrenko stellt jeden Spieler genau auf die Gegner ein
Auch in Wetter Trainer
Der ehemalige Spieler und Trainer der HSG Herdecke/Ende, Alexander Maistrenko, hat nach seiner aktiven Laufbahn bereits einige Stationen als Trainer hinter sich. Nach Herdecke ging es zur TSG Schüren, ehe der Herdecker in der Saison 2007/08 den TuS Hattingen trainierte. Danach folgte zwischen 2009 und 2012 die Zeit beim VfL Eintracht Hagen und zwischen 2014 und 2016 das Traineramt bei der HVE Villigst-Ergste. Direkt im Anschluss war er eine Saison lang Coach der HSG Wetter/Grundschöttel, ehe es 2017 weiter zur HSG Hohenlimburg ging.
Sportlich gesehen wird es interessant. Herdecke (Platz 2) hat wieder in den Rhythmus gefunden und spielt um den Aufstieg, Hohenlimburg (Platz 11) gegen den Abstieg. Sechs Teams gehen am Ende der Saison runter, Maistrenko möchte mit seiner Mannschaft „alles tun, um das zu verhindern und in Herdecke richtig reinhauen.“ Trenkelbach weiß: „Bei ihm kann man davon ausgehen, dass er die Mannschaft immer sehr gut auf den Gegner einstellt, auch die einzelnen Spieler.“ Maistrenko schätzt das offensive System sowie das Tempospiel der Herdecker. „Wir müssen früh zurücklaufen und vorne lange im Angriff spielen, um aus sicherer Position zu werfen. Und wir brauchen eine aggressive Abwehr, um nicht zu viele Tore im Eins-gegen-eins zu kassieren“, vermutet der Experte.
Im Hinspiel in Hagen (35:30-Sieg für Herdecke) hat er bereits einige Bekannte wiedergetroffen. „Ich hoffe, nun kommen noch mehr zu dem Spiel vorbei“, so Maistrenko. Es sei schwer zu sagen, ob er an diesem Tag wirklich von Konkurrenten sprechen kann. Sportlich ist das so. Deshalb schiebt er hinterher: „Als Trainer werde ich natürlich alles tun, um Herdecke zu ärgern.“