Hagen. Wolfgang Heyder erlebte ein kurzes Intermezzo im Aufsichtsrat von Phoenix Hagen. Die Beweggründe für sein rasches Ausscheiden – und die Folgen.
Die Online-Enzyklopädie Wikipedia dokumentiert die Karriere des Wolfgang Heyder (66) durchaus wortreich. Man kann dort viel erfahren über die Stationen und Meriten eines der mächtigsten und öffentlich präsentesten Basketballfunktionäre der letzten zwei Jahrzehnte. Aber vollständig ist der Eintrag nicht: Die Station „Phoenix Hagen“ fehlt in Heyders Vita. Wobei – tut sie dies wirklich?
Schon zweimal im Phoenix-Aufsichtsrat
Die Chronologie von Heyders Wirken in Hagen lässt sich fix rekapitulieren: Ende 2015 wurde der langjährige Erfolgsvater des deutschen Serienmeisters Brose Baskets Bamberg in den Aufsichtsrat von Phoenix Hagen bestellt, doch der damalige BBL-Klub rutschte rund ein Jahr später in die Insolvenz und der Aufsichtsrat wurde aufgelöst. Im Herbst 2022 folgte Heyders Rückkehr ins Kontrollgremium von Phoenix Hagen. Allerdings hielt es ihn dort nur wenige Monate, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigte.
„Zum einen ist das sicherlich der Tatsache geschuldet, dass es aus der Ferne schwierig ist, der Aufgabe gerecht zu werden“, erklärt Heyder: „Um mich in den sportlichen Bereich einbringen zu können, muss ich vor Ort sein, ich muss ein Training sehen und Gespräche führen, um Einfluss nehmen zu können. Aus der Ferne ergibt das wenig Sinn.“
Allerdings war die Distanz zwischen Heyders Heimat Bamberg und der Volmestadt nicht der einzige Grund für sein frühes Ausscheiden. Er habe im Phoenix-Aufsichtsrat Struktur und Transparenz vermisst. „Es gab von Anfang keine klare Aufgabenverteilung innerhalb der drei Aufsichtsratsmitglieder. Wenn ich Aufsichtsrat bin, dann möchte ich auch darüber im Klaren sein, was meine Rechte und Pflichten sind. Ich möchte auch darüber im Bilde sein, wie die Finanzplanung gehandhabt wird – zum Beispiel durch ein monatliches Update der Budgetplanung, wie es in vielen Aufsichtsräten üblich ist.“
Heyder räumt ein: Sicherlich sei der große Umbruch beim ProA-Ligisten ein Grund gewesen, warum die Strukturen noch nicht ausgereift sein konnten, „aber wenn ich etwas als Aufsichtsratsmitglied kontrollieren soll, dann muss ich auch in die Zahlen eingeweiht sein“.
So reagiert Phoenix Hagen
Die Idee eines Phoenix-Gesellschafters, Wolfgang Heyder in den Aufsichtsrat zu berufen, erschien sinnig: Unter seiner Führung wurden die Brose Baskets sechsmal Deutscher Meister. In der Basketballszene gilt der gebürtige Schweinfurter als kluger und erfahrener Stratege. Als jemand, der sagt, was er denkt und damit auch mal aneckt. Und auch als großer Experte für Nachwuchsförderung.
Bei Phoenix bedauert man Heyders raschen Rückzug. „Seine Expertise und Erfahrung haben auch in der kurzen Zeit viel bewirkt und angeschoben“, sagt Phoenix-Pressesprecher Jörg Bähren und verweist auf verbesserte Strukturen, woran Heyder Anteil gehabt habe. „Dass er sich ein zweites Mal auf einen Posten im Phoenix-Aufsichtsrat eingelassen hat, sollte Beleg genug dafür sein, dass ihm der Hagener Basketball am Herzen liegt – dafür gilt ihm unser ausdrücklicher Dank.“
Allerdings betont man bei Phoenix Hagen, dass der Aufsichtsrat durchaus transparent und strukturiert arbeite. Bähren: „Es gibt einen monatlichen Regeltermin zwischen Aufsichtsrat und Geschäftsführung, um sich zu allen bei Phoenix laufenden Prozessen auszutauschen und diese engmaschig begleiten zu können.“ Zudem hätten Aufsichtsratsmitglieder jederzeit Akteneinsicht – dies habe Heyder auch in Anspruch genommen.
Transparenz im Aufsichtsrat
Darüber hinaus sei intern gleich dreifache Transparenz gewährleistet: „Phoenix arbeitet mit einem externen Steuerberater zusammen, mit Prof. Dr. Ahmet Yilmaz ist ein Wirtschaftsprüfer und Steuerberater wichtiger Teil des Aufsichtsrats, und die Liga hat alle wirtschaftlichen Faktoren im Zuge des Lizenzligaverfahrens abgenommen.“
Bislang wurde Heyders Posten im Aufsichtsrat nicht nachbesetzt. Aktuell besteht das Gremium aus zwei Mitgliedern: Ahmet Yilmaz und Rasmus Breinhild-Olsen (Geschäftsführer von Sören Fashion). Das Bestreben sei es, dem Aufsichtsrat ein drittes Mitglied beizufügen. „Der aktuelle AR führt dazu Gespräche mit einer Unternehmerpersönlichkeit“, verrät Bähren.
Weitere News und Hintergründe zu Phoenix Hagen
- Phoenix Hagen zwingt Mann, Zirbes und Co. in die Knie
- Leistenbruch: So geht’s für Phoenix-Forward Omuvwie weiter
- Hagen: Profis von Phoenix und Eintracht hautnah erleben
- Die „Ische“: Viel mehr als Heimat von Phoenix und Eintracht