Hagen. Der Fußballkreis Hagen/EN kämpft gegen Gewalt und Respektlosigkeit. In einem Kreisliga-C-Spiel sieht sich erneut ein Schiedsrichter bedroht.

In den vergangenen Wochen gab es im Fußballkreis Hagen/Ennepe-Ruhr viele Berichte über unschöne Szenen. Über Gewalt, Bedrohungen und Beschimpfungen, die zu Spielabbrüchen führten. Dieser bedenkliche Trend wurde am Sonntag auf dem Hartplatz der Kampfbahn Boelerheide fortgeführt: Die Partie in der Kreisliga C1 zwischen dem KSV Croatia Hagen und Roter Stern Wehringhausen wurde kurz vor Schluss beim Stand von 1:1 abgebrochen.

„Der Schiedsrichter fühlte sich von einem KSV-Spieler bedroht, nachdem dieser die Rote Karte erhielt“, sah Andreas Kranzkowski, Vorstandsmitglied beim Roten Stern aus der Ferne zu, nachdem er als Spieler bereits ausgewechselt worden war. „Es ist entsetzlich, wie junge Leute heutzutage Respektlosigkeit zeigen. Tumulte gab es nicht, man hat mit einigen KSV-Akteuren vernünftig und in Ruhe anschließend sprechen können.“

Gelb-Rot für Beleidigung

Bis zur Schlussphase verlief die Partie relativ ruhig, dann überschlugen sich jedoch die Ereignisse. Elfmeter für Croatia. Ein RS-Akteur sah wegen Beleidigung Gelb-Rot. Der gefoulte Kapitän Stjepan Marinovic verschoss den Elfmeter. Dann bekam ein KSV-Spieler die Rote Karte, weil er den geahndeten Gegenspieler übel beschimpft haben soll. Ordner und Mitspieler mussten den bzw. die aufgebrachten Beschuldigten zurückhalten, wie unter anderem Patrick Lepperhoff, Vorsitzender des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses (KSA), unserer Zeitung berichtete.

„Emotionen gehören dazu, Beleidigungen auf keinen Fall“, findet Croatia-Vorstandsmitglied und Trainer Drazen Goles deutliche Worte. „Das ist nicht schön, was vorgefallen ist. Aber ich bin auch sauer und traurig über den Spielabbruch drei Minuten vor Schluss, den ich für überflüssig fand, zumal sich unser Spieler beim Schiedsrichter anschließend entschuldigt hat.“

Spiel war eigentlich fast zu Ende

Mike Spenner, der 1. Vorsitzende der Wehringhauser, war nicht vor Ort, bestätigte aber, dass laut Eintragung im Spielbericht ein Croatia-Spieler auf den Unparteiischen mit Beleidigungen losgegangen sei: „Was letztendlich zum Spielabbruch geführt hat, kann ich nicht sagen. Unsere Jungs werden das intern noch melden. In der 90. Minute sollte man aber mit den Gedanken schon bei Bier und Bratwurst sein. Es nimmt allgemein offenbar überhand, dass persönliche Befindlichkeiten ausgetragen werden und das Ventil für schlechte Laune auf dem Sportplatz gelöst wird. Wir sollten uns mit vielen Beteiligten mal an einen runden Tisch setzen, um den Spielern die Aggressionen zu nehmen. Sowas habe ich in den vielen Jahren noch nicht erlebt.“

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Der Kreisschiedsrichterausschuss ist über die jüngsten Vorfälle besorgt und hat in einer Art Mahnbrief an die Vernunft der Fußballer appelliert. Wörtlich heißt es: „Dass an diesem Wochenende nun ein weiterer gewaltsamer Vorfall gegen einen Schiedsrichter nur durch das schnelle und konsequente Eingreifen von Ordnungsdienst und Mitspielern verhindert werden konnte, zeigt leider, dass wir uns weiterhin in einer äußerst kritischen Phase befinden und die Botschaft immer noch nicht überall angekommen ist. Wir möchten darum erneut betonen, dass wir jegliche Gewalt und Einschüchterung, insbesondere gegenüber Schiedsrichter*innen, auf das Schärfste verurteilen. Sollte es zu weiteren derartigen Vorfällen kommen, werden zum Schutz unserer Schiedsrichter*innen drastische Schritte unumgänglich sein. Dies könnte bis hin zu Spielausfällen führen, um ein klares Zeichen zu setzen und alle Beteiligten daran zu erinnern, dass Gewalt im Fußball keinen Platz hat und ohne Schiedsrichter*innen kein Spiel möglich ist.“

Schiedsrichter mit Appell

Fußball basiere auf Fairness und Respekt, betont der Kreisschiedsrichterausschuss. Man sei zuversichtlich, dass „wir durch gemeinsame Anstrengungen, konsequente Ahndung von Verstößen und durch entschlossene Maßnahmen seitens der Sportgerichte und der Vereine dieser bedenklichen Entwicklung Einhalt gebieten können.“

Damit dies gelingen könne, müsse jetzt jeder Einzelne seine Verantwortung wahrnehmen und dazu beitragen, „unseren Fußballkreis wieder zu einem Ort des Respekts, der Fairness und des Sportsgeistes zu machen.“

Zum vollständigen Statement des Kreisschiedsrichterausschusses zu den Gewaltvorfällen der vergangenen Wochen gelangen Sie hier.