Herdecke/Essen. Er setzte auf den Einer - und es funktionierte perfekt. So schafft es Moritz Küpper als deutscher Meister zur Weltmeisterschaft:
Internationale Erfahrung hat er schon im Vierer sammeln können, gewann sogar bei der U23-Europameisterschaft vor Jahresfrist in Belgien Bronze. Bei seiner ersten Weltmeisterschafts-Teilnahme wird Moritz Küpper dagegen Ende Juli allein in seinem Ruderboot sitzen. Denn am Wochenende tat dies der 19-jährige Ruderer des RC „Westfalen“ Herdecke höchst erfolgreich: Bei den deutschen Junioren- und Jahrgangsmeisterschaften in Essen gewann Küpper im Leichtgewichts-Einer der Senioren B (U23) Vorlauf, Halbfinale und Endlauf ganz souverän. Und verdiente sich als deutscher Meister sein WM-Ticket für die U23-Titelkämpfe im bulgarischen Plovdiv (19. bis 23. Juli). „Das ist meine Heimstrecke“, war der Herdecker nach dem DM-Coup auf dem Baldeneysee überglücklich: „Dort, wo ich sonst trainiere, deutscher Meister zu werden, das ist schon sehr cool.“
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Das eine große Ziel des Jahres hat Moritz Küpper zunächst abgehakt, am Samstag vor einer Woche gab es in Dortmund das Abitur-Zeugnis. Sportlich ließ er die Zielerfüllung, die Qualifikation für die U23-Weltmeisterschaft in Bulgarien, eine Woche später in Essen folgen. Wobei die Marschroute des RC „Westfalen“-Athleten, wie er es zur WM schaffen könnte - so Küpper - „perfekt funktionierte“: Bei den deutschen Meisterschaften wählte er den Leichtgewichts-Einer und trainierte dafür, ungeachtet seiner aktuellen nationalen Ranglisten-Position fünf in diesem Boot. „Alle, die in der Rangliste vor mir liegen, starten in anderen Bootsklassen“, erklärt er. So sah er seine Chance im Einer, denn dem Sieger von Essen war die WM-Teilnahme versprochen.
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Auf dem vertrauten Baldeneysee ließ sich Moritz Küpper auch von dem holprigen DM-Start nicht aus der Ruhe bringen. Nachdem die Rennen am ersten Regattatag unwetterbedingt dreimal unterbrochen und schließlich in den Abendstunden abgebrochen wurden, musste er Vorlauf und Halbfinale am Freitag in schneller Folge bei verändertem Ausscheidungsmodus - ein Hoffnungslauf war nicht mehr vorgesehen - bestreiten. Doch seinen Vorlauf gewann Küpper in 7:53,38 Minuten mit fünf Sekunden Vorsprung vor der Konkurrenz ebenso souverän wie wenig später das Halbfinale, bestritt kurz darauf sogar noch ein Bahnverteilungsrennen im leichten Doppelvierer. „Beide Male Start-Ziel-Siege, ich bin das gut kontrolliert gefahren“, war der Herdecker zufrieden.
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Nach Finale zum Regatta-Arzt
Die Nervosität vor dem Endlauf war dennoch groß. „Es ist ein Einer-Finale, da kann alles passieren, immerhin geht es um die WM-Qualifikation“, sagt er, „ich wusste ja, dass es knapp werden kann.“ Das wurde es aber nicht, denn Küpper enteilte den Rivalen von Beginn an, lag vei 1500 der 2000 Meter schon fast vier Sekunden vor dem Feld und siegte schließlich in 7:39.53 Minuten vor den zwei Jahre älteren Adrian Mengedoht (Karlsruher Ruder-Verein Wiking, 7:41.87) und Adrian Rein-städtler (Frankfurter Rudergesellschaft ‘Germania’, 7:46.07). „Das lief besser, als ich es erwartet habe“, räumte der neue deutsche Meister danach ein: „Ich bin schon überrascht, dass das so gut funktioniert hat.“
Zweimal nur knapp an Medaillen vorbei
Vier weitere Ruder-Talente des RC „Westfalen“ Herdecke starteten bei den deutschen Junioren- und Jahrgangsmeisterschaften in Essen. Im U23-Bereich ging Lena Laska im leichten Zweier ohne Steuerfrau ins Rennen, belegte Platz vier im Bahnverteilungsrennen. Im Endlauf schaffte die Herdeckerin ebenfalls Platz vier, verpasste die erhoffte Medaille nur knapp. Ihr Achter musste wegen des Ausfalls einer Teamkollegin abgemeldet werden.
In der U19 erreichte Tom Zeller im Vierer mit Steuermann mit Halbfinal-Platz drei das A-Finale der Top sechs aus Deutschland, auf Rang fünf dort konnte er stolz sein. Mats Brunow startete sowohl im Vierer mit Steuermann als auch im Junioren-Achter im B-Finale, belegte die Plätze vier (Gesamt-Zehnter) bzw. zwei (Gesamt-Achter). Felix Waltenberg verpasste im leichten Doppelzweier im Hoffnungslauf das Halbfinale. RC-Trainer Miguel Gaspar zog ein positives Fazit: „Insgesamt ist dieses Jahr ein hohes Niveau zu verzeichnen gewesen. Dass unsere Sportler hier so gut dabei waren, stimmt mich sehr zufrieden.“
Die deutschen Meisterschaften waren damit für ihn beendet, auf das Finale mit dem Leichtgewichts-Doppelvierer im Anschluss verzichtete er Küpper angesichts der großen Hitze am Baldeneysee. „Das war die einzig richtige Entscheidung. Ich musste aus gesundheitlichen Gründen absagen“, erklärt er, „nach dem Einer-Finale hatte ich Kreislaufprobleme, musste zum Regatta-Arzt.“
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Die Regeneration muss für den Athleten des RC „Westfalen“ Herdecke, dem tags darauf beim Nominierungsgespräch die WM-Teilnahme zugesichert wurde, nun schnell erfolgen. Denn bereits am Dienstag geht es ins dreiwöchige Trainingslager nach München-Oberschleißheim, von dort fliegt die U23-Equipe des Deutscher Ruderverbands dann direkt zur Weltmeisterschaft nach Bulgarien. „Dort wird die Leistungsdichte noch größer als letztes Jahr bei der EM sein“, weiß Küpper, „und gerade im Leichtgewichts-Einer gibt es das größte Feld, da fahren die meisten Nationen mit.“ Die Zielsetzung für seine erste WM ist deshalb für Moritz Küpper, der sich im zweiten von vier U23-Jahrgängen befindet, ganz bescheiden: „Erstmal Erfahrungen sammeln.“