Herdecke/Hagen. Noch vor Corona stoppte ein Kreuzbandriss die Karriere von Max Braun. Nun ist der aufstrebende Schiedsrichter der TSG Herdecke zurück.

Am Ende der letzten kompletten Fußball-Spielzeit wurde er zum Jung-Schiedsrichter der Saison gekürt. Und stieg in die Bezirksliga auf, leitete dort als 18-Jähriger seine ersten Spiele, mit Option auf weitere Aufstiege. Dann wurde Max Braun von der TSG Herdecke jedoch gleich doppelt gestoppt, wie jeder andere durch die Corona-Pandemie – und durch einen Kreuzbandriss. Nun ist der 20-Jährige zurück, stand in Lippstadt erstmals wieder an der Linie.

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Das Kreispokalfinale der B-Junioren zwischen der JSG Volmarstein/Esborn und der TSG Sprockhövel hat Max Braun noch geleitet, nach der Winterpause und einem Trainingslager im Münsterland Ende Januar 2020 noch ein Freundschafts-Spiel. Dann verabschiedet sich der junge Hasper zum Skiurlaub, begleitete eine Gruppe des Christian-Rohlfs-Gymnasiums nach Südtirol. „Gerade da passiert es am ersten Skitag“, erinnert sich der 20-Jährige. Ein Kreuzbandriss, im April die Operation, Rehabilitation, Physiotherapie: „Erst im Winter konnte ich wieder mit dem Lauftraining beginnen und bin noch immer nicht bei 100 Prozent.“ Die hoffnungsvolle Schiedsrichter-Karriere ist nach vier Jahren jäh unterbrochen. Angesichts der kurz darauf einsetzenden Corona-Pandemie und der wiederholten und nun anhaltenden Lockdowns wenigstens zu einem nicht ganz so ungünstigen Zeitpunkt, die meisten Kollegen können ja auch nur bis Anfang März und dann im kurzen Zeitfenster zwischen August und Ende Oktober pfeifen. „Auch für uns Schiedsrichter steht ja alles still“, sagt Braun, „ich habe nicht viel verpasst.“

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Als Spieler nicht aktiv

Nach langer Pause ist Max Braun zurück auf dem Fußballplatz.
Nach langer Pause ist Max Braun zurück auf dem Fußballplatz. © Fußball-Kreis Hagen/Ennepe-Ruhr | Jonas Hunold

Für Fußball hat sich Max Braun ab der Kindheit interessiert, selbst im Verein gespielt hat er aber nie. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich da zwei linke Füße habe“, räumt er freimütig ein. So interessiert sich der Hasper für die Schiedsrichterei, absolviert Ende 2015 als 14-Jähriger seinen ersten Lehrgang. Und pfeift fortan für die TSG Herdecke, Vater Jürgen Kolod hat den Kontakt zu Peter Henes – lange Jahre für die TSG international pfeifender Referee und später Klub-Geschäftsführer – hergestellt. „Ich habe relativ schnell gemerkt, dass mir das Spaß macht“, findet Braun Geschmack an der Rolle als 23. Mann, zumal er schnell erfolgreich ist. Mit 16 leitet er sein erstes Spiel bei den älteren A-Jugendlichen, auch bei seinem Debüt bei den Senioren – in Vorhalle in der Kreisliga B – ist er der Jüngste auf dem Platz: „Immer mal wieder bin ich ins kalte Wasser geworfen worden - und es hat funktioniert.“

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Jung-Schiedsrichter der Saison

Als Braun dann mit 18 beim Nachwuchslehrgang im Verband – wie der Kreis-Schiedsrichterausschuss (KSA) formuliert - „ordentlich Eindruck hinterlässt“, darf er ein Bezirksligaspiel mit Verbandsbeobachtung auf Probe leiten. Er wird im Sommer 2019 von den heimischen Unparteiischen zum „Jungschiedsrichter der Saison“ gekürt, steigt in die Bezirksliga auf und leitet dort bis zum Kreuzbandriss vier Spiele. Auf der Internetseite der Fußballer in Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis wird der TSG-Referee nun in der Rubrik „Spitzenschiedsrichter des Kreises“ geführt. Und darf sich direkt um den Landesliga-Aufstieg im „Team D“ des Verbandes bewerben, seine Auftritte in der Bezirksliga stehen unter Beobachtung. „Den Rückenwind soll er in den Augen des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses in die nächste Saison mitnehmen“, heißt es.

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Gleichzeitig gehört Braun auch als Schiedsrichter-Assistent zum festen Gespann des just nacheinander in Westfalen- und Oberliga aufgestiegenen Unparteiischen Johannes Liedtke (TuS Ennepetal), dem heimischen „Schiedsrichter der Saison“. Und kann deshalb in diesen Tagen, auch wenn in den Amateurklassen seit Monaten alles stillsteht, nach 13 Monaten Zwangspause endlich wieder an die Linie. Beim Freundschaftsspiel von Regionalligist SV Lippstadt gegen die Bundesliga-U19 von Bayer Leverkusen (1:2) assistiert der 20-Jährige Liedtke gemeinsam mit KSA-Chef Patrick Lepperhoff. Es wird absehbar angesichts der drohenden Saison-Annullierung eine seltene Chance für den Hasper bleiben, denn in der aktuell aktiven Regionalliga gehören aus dem heimischen Kreis nur Liedtke und Fabian Maibaum zum Kreis der Unparteiischen. Es bleiben vorerst die Zoom-Schulungen durch den Kreis-Schiedsrichterausschuss und die monatlichen - gerade online durchgeführten - Förderteam-Meetings.

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Mindestens Landesliga ist Ziel

Wenn aber wieder gespielt werden kann, will Max Braun noch höhere Klassen erreichen. „Der Traum von der Bundesliga ist für einen Jung-Schiedsrichter sicher utopisch. Da wird die Pyramide sehr spitz, dahin schaffen es ja nur etwa 30“, räumt er ein, „aber ich will auf jeden Fall eine Klasse erreichen, wo man als Schiedsrichter Assistenten hat. Landesliga oder Westfalenliga sind schon Ziele.“ Das Alter sollte für weitere Aufstiege – trotz der langen Pause – jedenfalls kein Hindernis sein. „Mit 20 bin ich für die Bezirksliga noch sehr jung“, sagt Braun, „auch mit 25,26 gibt es noch jede Möglichkeit weiter aufzusteigen.“

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