Herdecke. Es ist das erste Mannschafts-Training seit Oktober am Bleichstein: Das will bei der TSG Herdecke kein Kind verpassen.

Es ist fast ein normaler Trainingsabend am Bleichstein. Die Plätze sind gut gefüllt mit kickenden Kindern, das Flutlicht erhellt die Szenerie. Doch das zum ersten Mal seit weit mehr als vier Monaten. Ein Besuch bei den ersten Schritten der Jugend der TSG Herdecke zurück aus dem Corona-Lockdown in die Fußball-Normalität.

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„Jetzt geht´s los!“ Der begeisterte Ruf des kleinen Johann ist weit über das DFB-Minispielfeld am Bleichstein hinaus zu vernehmen. Till Deucker allerdings ist etwa irritiert. „Wie: Jetzt geht´s los? Das Training ist gleich vorbei“, wundert sich der Trainer der E3-Jugend der TSG, der auch prompt fünf Minuten später abpfeift – und seine Schützlinge gemeinsam mit Torwarttrainer Lasse Holub im Mittelkreis versammelt. „Ich bin sicher, wenn ich den ein oder anderen von euch sehe, dass er jeden Tag pöhlen war“, sagt Deucker, „aber wir haben fast ein Jahr in der E-Jugend verloren, in eurem Alter sind vier Monate verdammt viel. Und wir wollen wieder dahin kommen, wo wir mal waren.“

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Abstand fällt schwer

Nicht zu bremsen beim ersten Training seit viereinhalb Monaten sind die E3-Jugendfußballer der TSG Herdecke, die von Torwarttrainer Lasse Holub (links) und Trainer Till Deucker auf dem Minispielfeld am Bleichstein beobachtet werden
Nicht zu bremsen beim ersten Training seit viereinhalb Monaten sind die E3-Jugendfußballer der TSG Herdecke, die von Torwarttrainer Lasse Holub (links) und Trainer Till Deucker auf dem Minispielfeld am Bleichstein beobachtet werden © Axel Gaiser

Es waren fast viereinhalb Monate, in denen die Zehn- bis Zwölfjährigen durch den Lockdown sich nicht treffen durften. Ihr letztes Spiel bestritten sie am 22. Oktober, ein Freundschaftsspiel bei SV Boele-Kabel, das mit einem 5:2-Sieg endete. „Man merkt, dass in dieser Zeit viel an Fertigkeiten verloren gegangen ist“, sagt Till Deucker, „aber die Pause merke ich ja auch an mir als Trainer. Wenn wir mal drei, vier Wochen trainieren, sieht das anders aus.“ Und im Fokus beim ersten Wiedersehen nach so langer Zeit stehe ohnehin der Spaß, der den 15 Herdecker Nachwuchskickern deutlich anzumerken ist. „Mit Abstand ist da nicht mehr viel“, räumt Deucker ein, als er seine Schützlinge im Spiel beobachtet: „Aber ich habe mich genauso gefreut wie die Jungs, dass es endlich wieder losgeht.“ Und seine E-Jugendlichen verabschiedet er nach dem Trainings-Aufgalopp mit einem Ausblick: „In der nächsten Woche wird richtig trainiert, da müsst ihr ein bisschen mehr laufen. Im Sommer möchte ich mit euch ein paar Turniere spielen.“

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Alle 16 Spieler sind gekommen

Während die E3-Kicker der TSG direkt von ihren Eltern abgeholt werden – Umkleiden und Duschen sind ja noch gesperrt -, machen sich nebenan auf dem großen Bleichstein-Kunstrasen unter dem erstmals seit langem weder eingeschalteten Flutlicht die etwas Älteren warm. Es sind nur ein paar Grad über dem Gefrierpunkt, doch auf dem Platz tummeln sich fast die 20 seit diesem Montag wieder erlaubten Kinder und zwei Coaches aus dem dreiköpfigen Trainer-Team. „Es ist jeder aus der Mannschaft da, und alle 16 sind ganz heiß auf Fußball“, sagt Co-Trainer Jonathan Gunst, der gemeinsam mit Chefcoach Benito Winter die D2-Fußballer der TSG Herdecke im aufgebauten Hütchen-Parcours bei Pass- und Torschuss-Übungen beobachtet. Und Winter ergänzt: „Wir bräuchten gar kein Training mit Übungen anbieten, die kicken begeistert von allein.“

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Erst am Tag selber hat sich die Chance zum Re-Start des Mannschafts-Trainings auf dem Bleichstein ergeben, die Stadt hat die Genehmigung erteilt. Vorher hatten die Herdecker Fußballer die Öffnung der Plätze für den Individualsport bereits zum Einzeltraining genutzt, auch an diesem Abend tun das Spieler der ersten TSG-Mannschaft. „Ein bisschen paradox ist es ja schon, dass auf dem großen Platz nur Einzeltraining ging und auf dem kleinen DFB-Spielfeld kickten viele“, findet Benito Winter, nun können aber zumindest die jüngeren TSG-Kicker bis 14 wieder als Team trainieren. Wenn auch mit Einschränkungen, nachdem sie auf dem Weg bis zum Platz Maske tragen mussten. „Mit Kontakten müssen wir noch abwarten. Zweikämpfe machen wir ebenso wenig wie ein Spiel am Ende“, sagt Winter, der aber allen auf dem Bleichstein an diesem Abend aus der Seele spricht: „Es wurde aber auch Zeit, vier Monate Pause reichen.“

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