Wetter/Herdecke. Die Fairplay-Tabelle des Jahres 2020 zeigt es: Das fairste Team spielt in Herdecke.
Die erfolgreichste heimische Fußball-Mannschaft im „Corona-Jahr“ 2020 ist mit dem FC Herdecke-Ende III geklärt, der beste Torjäger – genauer Torjägerin Laura Wolf von der TSG Herdecke – auch. Aber wie sah es im letzten Jahr in punkto Fairness in Herdecke und Wetter aus? Eine von der Lokalredaktion erstellte Fairplay-Tabelle über alle Meisterschafts-Spiel des Kalender-Jahres gibt Aufschluss. Wobei die Mannschaften an beiden Enden dieser Tabelle zum Jahresende jeweils sportlich auf Platz vier ihrer Ligen stehen. Die „Bad Boys“ im heimischen Fußball kommen dabei von Bezirksligist FC Wetter, die „Good Guys“ von der neu zusammengestellten Equipe von C-Kreisligist TSG Herdecke III. Was auch allgemeiner Trend ist, die Mannschaften aus beiden Ruhrstädten gehen tendenziell deutlich unterschiedlich rustikal zu Werke: Die zehn Teams aus Wetter kassierten etwa im Schnitt doppelt so viele Feldverweise wie die sechs Mannschaften aus Herdecke, sie sind in der Tabelle fast durchweg schlechter platziert.
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Ob es an den besonderen Umständen lag, an der Dankbarkeit der Kicker, zwischenzeitlich überhaupt spielen zu können? 2020 ist im Rückblick ein besonders faires Fußball-Jahr gewesen. Spielabbrüche hat es bei den Mannschaften aus Herdecke und Wetter nicht gegeben, die Zahl der Roten Karten hielt sich stark in Grenzen. Was auch für das nominell „unfairste“ Team gilt, Bezirksligist FC Wetter kassierte überschaubare drei Feldverweise. Zur Bewertung wurden für die Fairplay-Tabelle Gelbe (1 Punkt), Gelb-Rote (3 Punkte) und Rote Karten (5 Punkte) herangezogen, angesichts der bestrittenen Spiele der jeweiligen Mannschaft ein Punkte-Quotient ermittelt.
Die daraus resultierende Fairness-Tabelle hat einen klaren Spitzenreiter: Nur fünf Gelbe Karten musste die TSG Herdecke III in acht Spielen hinnehmen, ein weitgehend aus dem Jugendjahrgang 2001 vom Bleichstein zusammengesetzter und durch einige Routiniers verstärkter C-Kreisligist. „90 Prozent der A-Jugend vom letzten Jahr sind dabei“, sagt Maik Imkamp, der den Jahrgang gemeinsam mit Stefan Menn seit den Minis betreut: „Es reichte nicht für eine komplette Mannschaft, so helfen Spieler unserer Altherren immer wieder aus.“ Zum beiderseitigen Nutzen, denn die TSG-Oldies - 2019 Ü40-Westfalenmeister geworden - konnten seit dem letzten März gar nicht mehr spielen. Imkamp: „Die Jungen saugen unheimlich an Erfahrung von den Älteren, erledigen dafür die Laufarbeit.“ Rang vier in der Kreisliga C2 ist der Lohn.
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Jugend und Routine am Bleichstein
Platz eins der Herdecker in der Fairplay-Tabelle erklärt Imkamp auch mit der Mannschafts-Zusammensetzung. „Die Jungs sind manchmal noch etwas grün hinter den Ohren“, sagt der Coach, gerade in der Abwehr hätte man ab und an resoluter vorgehen können. Etwa bei der 4:5-Niederlage gegen Spitzenreiter SuS Volmarstein II: „Da haben wir in der 80. Minute noch 4:2 geführt, sind trotzdem weiter nach vorne gerannt und haben noch drei Konter kassiert.“ Den Fairplay-Gedanken habe das Trainerteam indes seit je her in der Jugend zu implementieren versucht. Und bei den Routiniers im Team, die zum Teil früher höherklassig gespielt haben, gelte das auch. „Von denen ist keine Gelbe Karte zu erwarten, ein Sascha Mitrovic etwa foult nicht“, sagt Imkamp und ergänzt: „Bei ihm habe ich auch erlebt, dass nach einem vermeintlichen Foul an ihm Elfmeter gegeben wurde. Da geht er zum Schiri, winkt ab und sagt: Das war doch nichts, ich bin nur ausgerutscht.“
FC Wetter spielt körperbetonter
Am anderen Ende der Fairplay-Tabelle findet sich Bezirksligist FC Wetter wieder. 37 Gelbe Karten sammelte die Harkortberg-Elf in elf Spielen 2020, Gelb-Rot für Benoit Ayangma sowie Rot für Eugen Grauberger und Kemal Özdemir kamen hinzu. Trainer Fadil Salkanovic sieht die Bilanz gelassen. „Das kommt ja nicht von ungefähr“, sagt er, „nach der letzten Saison haben wir von der Mannschaft gefordert, körperbetonter zu spielen.“ Statt im Abstiegskampf zu stecken platziert sich sein Team so aktuell in der Spitzengruppe. Aber er betont auch, dass man bei der Spielweise keine Verletzungen von Gegenspielern in Kauf genommen habe. Und dass mancher Feldverweis zweifelhaft gewesen sei. „Die Gelben Karten waren berechtigt“, räumt er ein, „böse wäre ich nur, wenn wir die Hälfte davon wegen Meckerns kassiert hätten. Am wichtigsten ist mir, dass der Schiedsrichter in Ruhe gelassen wird.“