Dortmund/Herdecke. Jetzt kann sie doch zur Heim-DM: Fünf Jahre nach dem Bronzemedaillen-Gewinn läuft Patricia de Graat wieder auf „ihrer“ Bahn um deutschen Titel.

Das erste Finale bei deutschen Meisterschaften der Frauen war vor Jahresfrist in Leipzig ihr Ziel, diesmal ist sie schon vor dem Startschuss drin: Wenn die besten Leichathleten des Landes am Wochenende in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle um die nationalen Titel kämpfen, ist Patricia de Graat nun doch dabei. Die 22-jährige Herdeckerin startet im Trikot von Gastgeber LG Olympia Dortmund über die 1500 Meter zum Ausklang der Hallen-DM. Angesichts der strengen Corona-Hygieneregeln dürfen nur acht Läuferinnen über die Mitteldistanz starten, am Sonntag um 15.50 Uhr geht es also direkt um die Medaillen. „Ich freue mich sehr, dass ich laufen darf“, betont de Graat, die in der stark gestrafften Hallensaison bisher nur einen Wettkampf bestreiten konnte: „Das ist ein Privileg.“

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Es ist eine „Heim-DM“ für Patricia de Graat, die in Dortmund nur einen Kilometer entfernt vom Austragungsort Körnig-Halle wohnt. „Ich gehe da zu Fuß hin“, sagt sie vor den einzigen nationalen Leichtathletik-Meisterschaften des Winters. Einmal konnte die Herdeckerin bisher an ihrer Trainingsstätte um DM-Medaillen laufen, auf den Tag genau fünf Jahre vor dem sonntäglichen 1500-m-Lauf. Am 21. Februar 2016 gewann sie als 17-Jährige die Bronzemedaille über ihre Lieblingsstrecke bei den U20-Meisterschaften hinter Gers Agnes Thurid (Berlin) und Liane Weidner (Leverkusen). Damals vor reichlich Zuschauern, auch aus ihrem Heimatverein TSV Herdecke.

Livestream von DM

Von den deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften in Dortmund gibt es auf der Internetseite leichtathletik.de an beiden Wettkampf-Tagen Livestreams und Live-Ergebnisse. Die Livestreams sind entsprechend dem Zeitplan in vier Sessions eingeteilt und starten am Samstag gegen 13.30 und 16.30 Uhr und am Sonntag gegen 11.25 und 13.45 Uhr.

Das wird am Sonntag nicht so sein, denn wie alle anderen Sport-Veranstaltungen in Zeiten der Corona-Pandemie auch findet die Hallen-DM ohne Publikum statt. „Das ist natürlich schon anders“, weiß Patricia de Graat, die an gleicher Stelle unter gleichen Bedingungen vor zwei Wochen beim Dortmunder Indoor-Meeting ihren einzigen Hallen-Wettkampf bestritt: „Aber es bleibt etwas Besonderes, schließlich sind es deutsche Meisterschaften.“ Die letzten in Dortmund 2018 verpasste sie verletzt.

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An eine DM-Teilnahme in diesem Jahr hatte die Herdeckerin noch vor zwei Wochen selbst nicht geglaubt, als sie in der Körnig-Halle in 4:24,89 Minuten über 1500 m als Sechste zwar eine persönliche Hallenbestzeit und schneller als bei der Finalqualifikation in Leipzig lief, mit dem eigenen Auftritt aber gar nicht zufrieden war. „Der Stecker war raus. Auf den letzten 100 Metern dachte ich, ich komme gar nicht mehr an“, sagte de Graat damals, Mittlerweile sieht sie ihren einzigen Wettkampf seit September nach verspätetem Trainingseinstieg differenzierter. „Ich war da sehr enttäuscht, danach habe ich das etwas reflektiert“, sagt sie, „und wenn ich schon bei deutschen Meisterschaften laufen darf, dann laufe ich auch.“

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Beste DM-Platzierung als Ziel

Dass das klappt, hat sie auch den besonderen Bedingungen in diesem Jahr zu verdanken. Zwar ist das Teilnehmerfeld über 1500 m beschränkt und das Halbfinale fällt aus, mit Titelverteidigerin Hannah Klein (Tübingen), Elena Burkard (Nordschwarzwald) und Christina Hering (München) starten drei in der als Qualifikations-Kriterium herangezogenen Bestenliste 2020 führenden Läuferinnen in Dortmund über 3000 m bzw. 800 m, weil diesmal nur ein DM-Start erlaubt ist. Zudem haben angesichts der Umstände weniger Leichtathletinnen als sonst die Hallensaison bestritten. „So habe ich es mit meinen 4:19 Minuten aus dem letzten Jahr ins Teilnehmerfeld geschafft“, weiß de Graat, verweist aber auch darauf: „Es sind noch zwei von der Zeit langsamere Läuferinnen dabei.“

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Das Starterinnen-Feld ist dennoch hochklassig besetzt, mit Caterina Granz (Berlin), Katharina Trost (München) und der zweimaligen 3000-m-Hindernis-Europameisterin Gesa Felicitas Krause (Trier) an der Spitze. „Drei haben schon die Europameisterschafts-Norm in der Tasche, das wird ein spannendes Rennen“, ist Patricia de Graat überzeugt, die selbst ganz entspannt in ihr drittes DM-Finale bei den Frauen gehen will. „Ich habe nicht das Ziel, um die Medaillen zu laufen, dazu ist die Konkurrenz zu groß“, sagt sie: „Es geht mehr darum zu sehen, wo ich leistungsmäßig stehe. Und vielleicht kann ich meine bisher beste DM-Platzierung schaffen, das wäre Rang sechs.“

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Unter strengen Hygiene-Auflagen

Platz neun in der Halle in Leipzig, Rang sieben bei der Freiluft-DM in Braunschweig waren 2020 ihre Bilanz. Schon im letzten August in Braunschweig wurde ohne Zuschauer gelaufen, in Dortmund sind die Bedingungen aber noch einmal anders. Nicht nur einen Tag vor den Meisterschaften ist ein PCR-Test obligatorisch, auch vor dem Betreten der Körnig-Halle müssen sich Athleten, Mitarbeiter und Pressevertreter einem Corona-Schnelltest unterziehen. Das Tragen einer FFP2-Maske ist ebenso wie ein ständiger Abstand von zwei Metern - abgesehen vom Wettkampf - verpflichtend. Und die Temperatur in der Halle wird niedriger als gewohnt sein, da ständig gelüftet wird. „Das macht man mit, wenn so ermöglicht wird, dass deutsche Meisterschaften stattfinden können“, sagt Patricia de Graat. Und das Fehlen von Duschmöglichkeiten wird sie eher verkraften als die meisten übrigen Teilnehmer. Sie wohnt ja um die Ecke.

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