Herdecke/Dortmund. Vier persönliche Bestzeiten: In der „Corona-Saison“ hat Patricia de Graat starke Form. Warum sie jetzt die Saison beendet:

Der Haken ist an der Saison 2020, das hat Patricia de Graat auf ihrer Instagram-Seite signalisiert, der Hashtag #beine-hoch unterstreicht es noch. Die 21-jährige Herdeckerin hat sich mit einer weiteren Bestzeit aus der corona-bedingt kurzen Leichtathletik-Sommersaison verabschiedet, in Sonsbeck steigerte sie sich über 1500 Meter noch einmal auf 4:19,28 Minuten. Es ist ihr vierter persönlicher Rekord in diesem Sommer, zuvor hatte sie sich zum späten Auftakt in Regensburg über 1000 m (2:46,70), bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig schon einmal über 1500 m (4:19,40) und zuletzt auf der Heimatstrecke in Dortmund auch noch über 800 m (2:08,23) gesteigert. Über die erste verletzungsfreie Saison nach langer Zwangspause und ihre Zukunftspläne - Hashtag #moretocome - sprach die WP mit der Athletin der LG Olympia Dortmund.

Zweimal im DM-Finale

Erstmals erreichte Patricia de Graat in diesem Jahr bei deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Frauen das Finale - und das in der Halle und draußen. Bei den Hallen-Meisterschaften im Leipzig wurde die Herdeckerin über 1500 m in 4:40,37 Minuten Neunte, bei den Freiluft-Titelkämpfen in Braunschweig belegte sie in 4:19,40 Rang sieben.

Hallo Frau de Graat, mit einer persönlichen Bestzeit kann man aus einer Saison aussteigen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Lauf-Sommer?

Patricia de Graat: Ja, jetzt ist es vorbei, und ich konnte meine Zeiten über 800 m und 1500 m steigern. Aber so 100-prozentig zufrieden bin ich nicht. Von meinem Training her hatte ich gedacht, dass ich noch schneller laufen könnte. Ich habe ein paar andere Trainingsreize gesetzt, die müssen sich wohl erst noch legen und haben sich noch nicht ausgewirkt. Aber dieses Jahr habe ich unglaublich dazugelernt.

Bei Ihren letzten Rennen haben Sie ihre Zeiten zuletzt immer noch steigern können, scheinen in guter Form zu sein. Gibt es keine Rennen mehr oder weshalb steigen Sie jetzt aus?

Ich bin auch ein bisschen traurig darüber, denn ich hätte noch richtig Lust zu rennen. Aber mein Körper hat mir signalisiert, dass die Form allmählich abflacht, darauf sollte man hören. Und den Bock auf Wettkämpfe muss ich mir dann eben für die Hallensaison aufheben. Außerdem, wenn man die internationale Konkurrenz etwa in Frankreich oder Irland sieht, die konnten in diesem Sommer überhaupt keine Rennen laufen.

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Bei so vielen Bestzeiten jetzt nach zwei Jahren, in denen es bei Ihnen verletzungsbedingt keine Steigerungen gab, muss man das fast fragen: Hat sich die Corona-Krise mit der langen Wettkampf-Pause sogar positiv auf Ihre Leistungen ausgewirkt?

Schwer zu sagen, aber vielleicht ist das so. Ich war viel zuhause, hatte kaum Termine und habe im Homeoffice gearbeitet, ein Stück des sonstigen Alltags ist da weggefallen. Da konnte der Fokus noch mehr dem Laufen gelten.

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Es war ihre letzte Saison in der Altersklasse U23, die deutschen Meisterschaften dort fielen der Corona-Krise zum Opfer, jetzt starten Sie nur noch bei den Frauen. Wie fällt die Bilanz aus?

Sehr gut, in der deutschen Bestenliste der U23 über 1500 m bin ich auf Platz drei, nur eine Sekunde hinter der führenden Verena Meisl. Das macht Lust auf mehr. Und bei den Frauen habe ich mit zwei Finalteilnahmen bei den deutschen Meisterschaften den Weg in die nationale Spitze eingeschlagen, jetzt will ich ihn weitergehen. Ich weiß, dass noch mehr in meinen Beinen steckt.

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Oft steigen Leichtathletik-Talente nach der Jugendzeit wegen Ausbildung oder Beruf aus dem Hochleistungssport aus. Bei Ihnen ist das nicht der Fall?

Nein, ich mache ja eine Ausbildung in Teilzeit wegen des Leistungssports. Da ist die grundlegende Basis gelegt, ihn weiter betreiben zu können. Solange die Motivation und die Überzeugung da sind, noch besser werden zu können, mache ich weiter. Und mit 21 Jahren bin ich ja eine der Jüngsten in der deutschen Spitze, die führenden Läuferinnen um die Tübingerin Hanna Klein sind durchweg fünf, sechs Jahre älter. Wie lange eine Mittelstrecklerin braucht, um in Höchstform zu kommen, sieht man an ihnen.

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Wie geht es jetzt für Sie weiter, mit Urlaub?

In der Tat habe ich ab Anfang Oktober drei Wochen Urlaub. Den werde ich aber vor allem zum zweiwöchigen Trainingslager in Zinnowitz an der Ostsee mit der Läufergruppe der LG Olympia Dortmund nutzen. Die Hallensaison, wenn es denn eine gibt, startet dann Ende Dezember.