Hagen. ProA-Zweitligist Phoenix Hagen gewinnt einen irren Basketball-Krimi gegen die Eisbären Bremehaven mit 93:91. Zach Haney ist der Held des Abends.

Zach Haney rannte einfach los. So schnell er nur konnte. Nachdem der Center von Phoenix Hagen in letzter Sekunde zum 93:91 (43:41)-Sieg gegen Bremerhaven traf, sprintete er über das ganze Basketballfeld in die Katakomben der Krollmann Arena, bis er nicht mehr weiter kam. Hinter ihm: ein Tross jubelnder Mitspieler, der ihn für den Siegeswurf am Ende eines unfassbaren Krimis der 2. Bundesliga ProA feierte. "Wenn Fans da sind, läuft man in die jubelnden Massen wie es sich gehört, aber Zach hatte eine andere Idee. Es war ja auch keiner da", scherzte Phoenix-Kapitän Dominik Spohr nach dem Spiel. "Unter Corona-Auflagen war das ein angemessenes Feiern eines solchen Sieges."

Cartwright spielt perfekten Pass auf Haney

Ein Sieg, den die Gastgeber vielleicht nicht hätten bejubeln können, wenn Aufbauspieler Kyron Cartwright nicht einen überragenden Pass zum völlig frei stehenden Haney spielte, der sich nur noch umdrehen und den Ball in den Korb legen musste. Angesichts gerade mal zwei Sekunden Restspielzeit aber auch kein so leichtes Unterfangen.

"Es war keine Überraschung, dass wir gepunktet haben, aber wie wir gepunktet haben. Als Zach dann getroffen hat, war das Euphorie pur. Für diese Momente spielen wir dieses Spiel", schüttelte Phoenix-Coach Chris Harris nach dem Spiel ungläubig den Kopf. So endete also dieses überaus denkwürdige Jahr 2020 für Phoenix Hagen: Mit einem verrückten Sieg in letzter Sekunde und einem noch verrückterem Sprint von Zach Haney.

Curtis Lee Davis dreht für die Eisbären auf

"Wir haben uns am Ende für ein wirklich gutes Spiel belohnt", nickte Harris zuversichtlich. Allerdings befand der Trainer auch, dass sein Team schon wesentlich eher den viel zitierten Sack hätte zumachen sollen. Nachdem Spohr mit einem sehenswerten Dribbling seinen Gegner aufs Parkett schickte und einen Dreier zum 89:81 versenkte, sah sich Bremerhavens Cheftrainer Michael Mai zur Auszeit gezwungen. Weniger als zwei Minuten Spielzeit blieben seinen Eisbären, um die Partie noch zu drehen. Und tatsächlich waren sie drauf und dran, dies zu tun.

Bremerhavens überragender Topscorer Curtis Lee Davis III (28 Punkte) erzielte zehn Zähler in weniger als 100 Sekunden, darunter einen völlig wilden Dreier im Fallen zum 91:91-Ausgleich. Phoenix blieben nur 2,3 Sekunden übrig, um einen Wurf zu kreieren. Die Gäste hatten scheinbar alle gegnerischen Spieler auf dem Zettel, nur nicht Hagens US-Center Haney, der bis dahin auch nur zwei Pünktchen verbuchte.

Nachdem Phoenix noch vor einigen Wochen zwei herbe 30-Punkte-Packungen hinnahm, scheint sich die Mannschaft trotz konditioneller Rückstände zu fangen. Vor wenigen Tagen besiegte man Nürnberg, der Heimsieg gegen den bisherigen Tabellenzweiten Bremerhaven unterstrich, was in dem Team steckt.

Joel Aminu macht überragendes Spiel

Bester Hagener Spieler des Abends war Joel Aminu, der erneut seine Vielseitigkeit bewies: 20 Punkte, 5 Rebounds und 7 Assists in gerade mal 26 Minuten weist der Statistikbogen für den Shooting Guard auf. "So gut ist Joe, genau so wie es seine Statistiken heute zeigen, und er kann noch mehr", adelte Dominik Spohr seinen Mitspieler. "Wir spielen jetzt seit drei Jahren zusammen, und jede Saison hat er sich massiv verbessert."

Für Bremerhaven machte neben Davis auch der gebürtige Hagener Center Marcel Keßen ein starkes Spiel: Der 23-Jährige vertraf keinen seiner sieben Wurfversuche aus dem Feld und kam auf 16 Punkte in gerade mal 18 Minuten.

+++ Statistik +++

Phoenix: Bishop (20, 4/8 Dreier), Delaney (13), Cartwright (10), Giese, Loch, Lodders, Haney (4, 10 Rebounds), Zdravevski (7), Spohr (19, 4/9 Dreier, 6 Rebounds), Aminu (20, 2/7 Dreier, 5 Rebounds, 7 Assists).

Bremerhaven: Davis (28, 6/12 Dreier, 6 Rebounds, 8 Assists), Yebo (2), Heckel (7, 2/3 Dreier), Allen (13, 2/6 Dreier), Friederici, Ugrai (8, 6 Rebounds), Bohannon (4), Keßen (16), Heiken, Kindzeka (3), Pölking (2), Braun (8, 1/7 Dreier).