Hagen. Joel Aminu hat sich bei Basketball-Zweitligist Phoenix Hagen zu einem echten Publikumsliebling gemausert. Sein Vertrag läuft im Sommer aus.

Es war ein prägendes Ereignis im Leben des Joel Aminu im Sommer 2019. Bei einem Besuch in Lagos, der größten Stadt Nigerias, leitete der Profi von Basketball-Zweitligist Phoenix Hagen ein improvisiertes Basketball-Camp an einer Schule. Und zwar an jener Schule, an der sein Onkel Direktor ist. „Eigentlich bin ich ja eher der introvertierte Typ“, so seine Selbsteinschätzung, „aber das hat unheimlich Spaß gemacht, wie innerhalb kürzester Zeit der Schulhof voller begeisterter Kinder war, die nach meiner Anleitung Basketball spielten. Und dabei bin ja kein großer Star.“

Joel-Sadu Aminu, so sein ganzer Name, wird in knapp zwei Wochen 23 Jahre alt. Und er ist dankbar für alle Erfahrungen, die er macht und versucht, sie auch zu verarbeiten. Bestes Beispiel: Er studiert Wirtschaftswissenschaften an der Fernuni Hagen, wo er zunächst den Bachelor-Abschluss anstrebt. In der aktuellen „Corona-Pause“ forciert er das Studium. „Vor allem an dem derzeitigen Marktgeschehen und den Entwicklungen in diesen Krisenzeiten bin ich interessiert.“

Joel Aminu hat Verletzung überstanden

Er ist „super ehrgeizig“, sagt der Shooting Guard über sich, und von daher hat er sich auch von einer Knieverletzung vor einigen Wochen im Spiel gegen Paderborn nicht beeindrucken lassen. „Ich bin sicher, ich hätte dem Team noch helfen können, wenn die Saison fortgesetzt worden wäre“, hat Aminu permanent an seiner Fitness gearbeitet.

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Auch die Einheiten bei Athletik-Trainer Jonas Müller-Preuss haben ihn schnell wieder in Form gebracht. „Leider muss mich nun mit Training per Video-Konferenz, Radfahren und Joggen fit halten.“ Und neuerdings auch wieder mit Basketball. Im Sparmodus sozusagen. Dabei hilft der Basketball-Korb im Garten seiner Eltern in Kamp-Lintfort. Sozusagen sein Exil, denn in Hagen wurde er zu Beginn der Corona-Krise von einem Freiplatz mit Korb verwiesen.

In Hagen heimisch

Ansonsten kommt Joel Aminu in der Volmestadt durchaus zurecht. „Ich kenne mich schon ganz gut aus“, sagt der Basketballer. Was auch daran liegt, dass seine Freundin Hagenerin ist. Seit 2017, als er aus dem fränkischen Ehingen zu Phoenix wechselte, lebt und spielt er hier. „Ich bin ja in Kamp-Lintfort aufgewachsen und Ehingen war anschließend eher Provinz. Da gefällt es mir in Hagen schon besser,“ stellt ihn vor allem das Angebot in der Innenstadt mit Geschäften und Restaurants zufrieden. Aber: mehr geht immer, gerade wenn man so ehrgeizig ist wie Joel Aminu.

Zwei eigentlich ganz ruhige Typen können auch mal ausflippen: Joel Aminu (links) und Javon Baumann.
Zwei eigentlich ganz ruhige Typen können auch mal ausflippen: Joel Aminu (links) und Javon Baumann. © WP | Michael Kleinrensing

Der 1,93-Meter-Mann zählte in der vergangenen Saison zu den Konstantesten im Phoenix-Team. In 16 von 24 Spielen traf er zweistellig und stand im Schnitt 25 Minuten auf dem Spielfeld. Mit seiner Dynamik brachte er viel Energie ins Phoenix-Spiel. 10,4 Punkte legte er im Schnitt auf und somit ist Aminu, nach Kyle Leufroy, Dominik Spohr und Adam Pechacek viertbester Phoenix-Schütze.

Aminu ist ein effizienter Spieler

Aminu ist kein besonders spektakulärer, aber ein effizienter und bedachter Spieler. Fehler macht er auf dem Basketballplatz kaum. Und: Der Guard besticht auf beiden Enden des Feldes, punktet nicht nur souverän von jenseits der Dreierlinie und in Korbnähe, sondern stellt als Verteidiger gegnerische Offensiven vor Probleme. 1,6 Ballgewinne verzeichnet die Statistik im Schnitt für Aminu.

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„Nächste Saison möchte ich auf jeden Fall ein höheres Level erreichen, so 13/14 Punkte sollten dann drin sein“, hat sich Aminu vorgenommen. Ja, die nächste Saison, zurzeit ein mit vielen Fragezeichen versehenes Thema. Auch sein Vertrag in Hagen läuft aus. „Aber natürlich bleibe ich mit Phoenix in Kontakt“ , so Joel Aminu zu seinen Planungen. Zumal die Saison für ihn seine Teamkollegen unvollendet bleibt. „Ich habe immer gesagt, wir sind ein Play-off-Team, auch wenn es nicht immer optimal lief“, ist er sich auch jetzt noch sicher, „die Liga war nun mal sehr ausgeglichen und da kann es auch mal passieren, dass man beim Tabellendritten gewinnt und anschließend gegen den Letzten verliert.“

Also, ausgeschlossen ist es ganz sicher nicht, dass Joel Aminu seinen bisher 85 Spielen für Phoenix noch einige folgen lässt, sollte der Hagener Basketball-Zweitligist die Coronakrise überstehen. Zur Zeit stocken die Personalplanungen von Phoenix noch mindestens ein paar Monate.

Studium als zweites Standbein

Aber Aminus Ziel ist und bleibt die BBL, die 1. Basketball-Bundesliga. Darauf hat er hingearbeitet. „Ich sehe mich durchaus in der Lage, auch in Deutschlands höchster Klasse zu spielen.“

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Und wenn für ihn es nicht mehr weiter geht mit dem Profi-Basketball? „Ich plane rational. Durch mein Studium schaffe ich mir ein zweites Standbein und wenn es sein muss, dann konzentriere ich mich darauf.“

Bei dem Ehrgeiz von Joel Aminu darf man für ihn auch in diesem Ressort gute Perspektiven erwarten.