Hagen. Es sah lange nicht gut aus, doch dann kam die Wende: Basketball-Zweitligist Phoenix Hagen erkämpft sich gegen Nürnberg den zweiten Saisonsieg.

Nachdem der letzte Wurf der Gäste sein Ziel weit verfehlte und die Viertelsirene ertönte, brüllten die Basketballer von Phoenix Hagen ihre Freude heraus, die Bankspieler sprangen über die Bande und umarmten ihre Teamkameraden. Der hauchdünne 88:86 (39:50)-Sieg gegen die Nürnberg Falcons war ein hartes Stück Arbeit, nachdem die Gastgeber noch im dritten Viertel einem zweistelligen Rückstand hinterher liefen. Doch mit Kampf und Leidenschaft gelang das Comeback. „Wir hatten irgendwann eine sehr kleine Aufstellung, aber haben aggressiv mit viel Herz, schnellen Händen und Geschick gespielt. Wir sind definitiv über die Defense zurück ins Spiel gekommen“, resümierte Phoenix-Assistenzcoach Stanley Witt nach dem zweiten Saisonsieg im sechsten Spiel der 2. Bundesliga ProA. Erleichterung bei den Volmestädtern, nachdem man zuletzt zwei hohe Heimpleiten kassierte.

Merkwürdige Situation für Hagen und Nürnberg

Die Vorzeichen waren vor der Partie für beide Mannschaft höchst eigenartig. Phoenix unterlag erst Anfang November in einem vorgezogenen Spiel in Nürnberg. Einem Spiel, das sich hinterher als „Spreader Event“ herausstellte: Sechs Hagener Spieler und zwei Coaches sowie zehn Nürnberger Basketballer wurden positiv auf Covid-19 getestet. Phoenix Hagen musste ein zweites Mal in die häusliche Quarantäne und unterzog sich danach den Strapazen der „englischen Wochen“, ehe zuletzt aus medizinischer Vorsicht Spiele abgesagt wurden.

Die Falcons hingegen, die zwei Tage nach ihrem Heimduell gegen Hagen noch in Bremerhaven aufliefen, pausierten seit Mitte November und griffen erst jetzt wieder ins Ligageschehen ein.

Falcons starten besser ins Spiel

Beim Wiedersehen der beiden Teams wirkten die Gäste zunächst besser eingestellt und konzentrierter. Die Falcons griffen sich allein vier Offensivrebounds im ersten Viertel, unterm Phoenix-Korb wurde – auch bedingt durch den Ausfall von Center Javon Baumann (Stirnhöhlenentzündung) – nur wenig Gegenwehr geliefert. Als Philip Daubner zwei Dreier durchs Netz fliegen ließ, bat Hagens Trainer Chris Harris zur Auszeit (16:20/7.).

Nürnberg war jedoch weiter das spielbestimmende Team, setzte sich vor allem unterm Korb durch, nachdem sich Hagens einziger „Fünfer“ Zach Haney am Ende des ersten Viertels zwei schnelle Fouls einhandelte. Phoenix war gezwungen mit kleiner Formation dagegenzuhalten, und schlug sich gegen Nürnbergs lange Garde um Jonathan Maier tapfer. Insbesondere Phoenix-Kapitän Dominik Spohr hielt am Brett die Stellung, während er seine Mannschaft auch offensiv mit 14 Punkten in der ersten Hälfte anführte. „Dominik hat uns nicht nur offensiv, sondern vielmehr defensiv durchs Spiel getragen“, lobte Stanley Witt den 31-jährigen Flügelspieler.

Cartwright & Co. drehen auf

Das dritte Viertel begann äußerst zäh, beide Mannschaften agierten fahrig. Aber gen Ende des Spielabschnitts drehte Phoenix so langsam auf und präsentierte den Spielstil, den Chefcoach Chris Harris von seiner Truppe fordert. Fünf Punkte in Folge von Daniel Zdravevski brachten die Hausherren auf sieben Punkte heran (55:62/29.), aber es war jetzt vor allem Aufbauspieler Kyron Cartwright, der die Verantwortung übernahm. Der US-Amerikaner spielte Nürnberg schwindelig, verteilte den Ball entweder klug oder schloss selbst mit viel Dampf zum Korb ab.

Als Cartwright Anfang des Schlussabschnitts den Offensivrebound ergatterte und per Korbleger zum 73:73 vollendete, nahm Nürnbergs Trainer Ralph Junge eine Auszeit. „So wie er im letzten Viertel gespielt hat - deswegen haben wir ihn hierhin geholt. Er hatte bislang Verletzungspech und kam schlecht in Tritt. Aber das heute war der Kyron, den wir sehen wollen“, lobte Witt.

Paul Giese trifft wichtigen Dreier

Unsicherheit machte sich bei den Gästen breit, während die Phoenix-Spieler in der Verteidigung richtig standen und nach Ballgewinnen in Schnellangriffe übergingen. Impulse bekam das Heimteam auch von der Bank, so traf etwa Paul Giese einen ganz wichtigen Dreier zum 83:78 (37.). „Gerade in so einer schwierigen Phase als junger Spieler hereinzukommen, diesen Dreier reinzuknallen und starke Defense zu spielen, das war wichtig“, freute sich Witt. „Und Daniel hat uns davor hervorragend in der Offensive getragen. Die beiden Jungs haben das wirklich gut gemacht.“

Die Falcons glichen zwar nach einem Dreier ihres starken Topscorers Sebastian Schröder (19 Punkte) zum 83:83 aus, doch ein Distanztreffer von Cartwright sowie ein Korbleger Haneys im Nachfassen (88:83/40.) ließen die Gastgeber enteilen. Zwar setzte Cameron Denaley beim Stand von 88:86 noch zwei Freiwürfe daneben, aber Schröders letzter Drei-Punkte-Versuch traf alles, nur den Korb nicht.

Alex Nolte in schweren Unfall verwickelt

Das nächste Spiel steht für die Phoenix-Basketballer schon am kommenden Mittwoch an. Eigentlich sollte das Harris-Team bei den Eisbären Bremerhaven gastieren, doch weil deren Spielstätte zum Impfzentrum wird, wurde kurzfristig das Heimrecht getauscht. Um 19 Uhr ist Sprungball in der Krollmann Arena. Ob der angeschlagene Baumann dann wieder mitwirken kann, ist ebenso fraglich wie der Einsatz von Jannik Lodders. Den Flügelspieler plagen Rückenprobleme, weshalb seine Einsatzzeit gegen Nürnberg limitiert war.

Am Sonntagabend war auch Phoenix-Co-Trainer Alex Nolte nicht mit von der Partie. Der 27-Jährige war als Beifahrer in einen schweren Autounfall verwickelt, allerdings hat er diesen weitgehend unbeschadet überstanden. „Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Ich denke, dass er in ein paar Tagen wieder dabei sein wird“, gab Stanley Witt Entwarnung.

Statistik

Phoenix: Bishop (7, 1/5 Dreier), Delaney (12, 1/4 Dreier, 5 Assists), Cartwright (13, 2/4 Dreier, 6 Assists), Giese (3), Loch, Haney (9), Lodders, Spohr (22, 5/11 Dreier, 5 Rebounds), Aminu (13, 10 Rebounds, 3 Steals).

Falcons: Pongo (10, 7 Reb.,5 Ass.), Sanders (12), Feuerpfeil, Bogdanov (7), Feneberg, Trummeter, Daubner (12), Maier (8), Schröder (19, 3/6 Dreier, 8 Reb.), Fischer, Kent (16).